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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gehen wir auf die Reise, wie überhaupt noch nie jemand gereist ist!«, rief er theatralisch.
    Die Ewigen Todfeinde sahen ihn verdutzt an. »Aber wir wollten nach ...«
    »In eure Heimat? Bah!« Der Korsar winkte ab. »Ja, zum Sterben vielleicht, ihr Helden! Aber zum Leben doch nicht, bei allen Seepocken, was wollen wir denn in dem saukalten Zyma, wo einem der Pinkelstrahl gefriert und man zur Verdauung glühende Kohle fressen muss?«
    Arun schritt in großartiger Pose übers Deck und schwenkte seinen Dreizack. »Steuermann! Kimm gen Süden, und das schneller als sonst!«

1
    Die Sprache
    des Windes
     
    D raußen standen Findlinge und Felsen, die ineinander verwachsen schienen, mit scharfen Kanten und pockenartigen Narben. Der Wind nutzte sie als Musikinstrumente und erzeugte heulende, pfeifende, jammernde und winselnde Geräusche, die sich anhörten wie Trauergesänge, Flüche und Prophezeiungen. Die Opéra comique wäre hier völlig fehl am Platz gewesen, und das Wort heiter kam im Repertoire des Windes nicht vor.
    »Wenn man genau hinhört, kann man die Stimmen auseinanderhalten und einzelne Worte erkennen«, sagte Prinz Laycham leise. »Doch die Sprache ist fremd, sodass wir nicht verstehen können, was uns verkündigt wird.«
    »Und ich dachte, in Innistìr versteht jeder jeden«, meinte Zoe spöttisch.
    »Nicht den Wind«, murmelte Laura, »es sei denn, er wünscht es.« Sie erntete dafür einen verdutzten Seitenblick ihrer Freundin, gab jedoch keine Erklärung ab.
    »Ist auch besser so«, befand Milt. »Ich gebe nichts auf Prophezeiungen.«
    »Und ich will nicht im Voraus wissen, was mich erwartet.« Finns Standpunkt war klar.
    Der Elfenprinz wandte sich ihnen zu. Seine silberne Maske leuchtete im Sonnenlicht, sie war blank poliert, und dennoch spiegelte man sich nicht in ihr. Wie in jeder Anderswelt gab es auch in Innistìr keine Spiegel, denn die Elfen ließen sie nicht zu. Und der Priesterkönig Johannes hatte sie seinerzeit verboten, um Eitelkeit zu vermeiden.
    Die Konturen der Maske waren leidlich ausgearbeitet, sodass man sich mit ein bisschen gutem Willen vorstellen konnte, in ein Gesicht zu blicken. Allerdings in ein Gesicht, in dem sich nichts rührte und regte und wo die Augen ein blaues Leuchtfeuer waren, ohne dass man das Leben und die Gedanken darin erkennen konnte.
    »Wir wissen, was uns erwartet!« Zoe fuchtelte mit dem Zeigefinger, wies nach oben und dann hinaus in die Wüste. » Da kommt der böse Fliegende Holländer, und da kommt dieser Leonidas, den ihr ebenfalls fürchtet. Den Fliegenden Holländer kenne ich aus Geschichten aus meiner Welt, und da ist er ein Untoter, was ich als nicht besonders reizvoll empfinde. Wer Leonidas ist, weiß ich nicht, aber ich will ihm vermutlich ebenso wenig begegnen wie ihr. Und schon gar nicht beiden gleichzeitig.«
    »Nein, willst du nicht«, murmelte Laura, die beiden schon sehr wohl begegnet war, wenngleich bisher nicht gleichzeitig.
    »Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast«, sagte Finn sarkastisch. »Wäre mir sonst nicht aufgefallen.«
    »Ich bin gern behilflich.« Zoes Stimme klang zuckersüß, und das Zahnweiß-Lächeln dazu konnte man sich denken.
    Laura sinnierte, dass ihre Freundin sich sehr verändert hatte, viel ernsthafter und nachdenklicher geworden war - kein Wunder nach dem, was sie durchgemacht haben musste. Bisher hatte Laura nur einen groben Abriss der Geschichte erhalten, aber der genügte ihr. Sie hatten beide zu viel in zu wenigen Wochen erlebt. Doch eines war Zoe geblieben: ihre schnoddrige Art und die Fähigkeit, selbst im schlimmsten Moment noch die Anspannung auflockern zu können.
    » General Leonidas«, dozierte Milt, »ist der oberste Befehlshaber Alberichs.«
    »Immer dieser Alberich!«, schnaubte die blonde junge Frau, die wie der Prinz eine Maske trug, eine schöne, fein ziselierte, die sich ihren Konturen perfekt anzupassen schien. Auf der Stirn prangte das Blaue Mal, das ihr in einem Badehaus aufgetragen worden war; als spielerische Verzierung, ähnlich einem Klebetattoo, wie Laura und Zoe zuerst gedacht hatten.
    Doch in Wirklichkeit galt es als Zeichen der »Gesandten« von Dar Anuin und hatte dazu geführt, dass Zoe kurz darauf entführt und wochenlang in der sagenhaften Stadt gefangen gehalten worden war. Die erste Trägerin des Mals war ermordet worden, und seither wurden die Bewohner mit Imitationen getäuscht. Sobald das Mal verblasste, wurde eine neue Trägerin gesucht. Bei Zoe allerdings verging das

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