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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hatte.
    Niemand erfuhr je davon.
    Damals, als er das Geheimnis des Lebens und des Universums erkannt hatte und in wenige Worte hätte fassen können, war er nur noch in der Lage gewesen zu lallen, alle anderen waren schon besoffen unter den Tisch gesunken. Und am nächsten Morgen hatte er keine Gelegenheit mehr zum Vortrag, weil ein dreißig Meter langes Seeungeheuer versuchte, sein Schiff zu fressen, und der Kampf hatte ihm eine Gehirnerschütterung mit teilweiser Amnesie eingetragen.
    Diesmal sollte es nicht ganz so dramatisch verlaufen, aber zum größten Dinner aller Zeiten am Ende der Welten kam es nicht.
    Es gab einen gewaltigen Blitzschlag, ganz ohne Donner, und alle sackten bewusstlos zusammen. Gerade wie sie standen, gingen oder saßen, fielen sie um.
    Und die Cyria Rani flog ruhig weiter.

    Als Arun zu sich kam, schien die Sonne, und alles war in bester Ordnung. Er benötigte eine Weile, bis er bemerkte, dass er weinte, und brauchte ein wenig länger, bis er sich erinnerte, warum. Er griff nach dem Cairdeas an seinem Handgelenk, doch es war fort.
    Rhiannon, die Vogelkönigin, deren Namen dieses Schiff trug, hatte das Band mit sich genommen, aber sie hatte ihm etwas anderes dafür gegeben. Einen zärtlichen Kuss - und die Unsterblichkeit.
    Neben dem Korsaren richtete sich Naburo auf, blinzelte und starrte verwundert um sich. »Was ist denn ...?«
    Er verstummte, als sich Yevgenji und Spyridon beide ebenfalls aufsetzten, geheilt von allen Wunden, mit glänzendem Leben in den Augen. Sie tasteten sich ab, tasteten den anderen ab, saßen da und fanden keine Worte.
    »Ähem«, räusperte sich Arun. »Meine Herren, ich glaube, wir haben den Weltuntergang zu früh gefeiert.«
    Hinter ihm kam die Mannschaft zu sich, flüsternd, taumelnd. Die Männer berührten sich und die anderen, schauten sich verwirrt um.
    Der Pirat sprang auf, stellte sich breitbeinig vor die Mannschaft, die Arme in die Seiten gestemmt. »Was ist?«, rief er. »Die Unsterblichkeit zurückzuerlangen ist noch lange kein Grund, Maulaffen feilzuhalten! Ans Ruder, in die Wanten, Deck schrubben, Backen und Banken, ihr Bukligger, na los!«
    Viele Augenpaare richteten sich auf den Kapitän, langsam setzte das Begreifen ein.
    »Aye-aye, Käpt’n!«, rief der Steuermann schließlich und salutierte. Auf einmal brüllten alle los wie Neugeborene, fielen sich in die Arme, beglückwünschten sich gegenseitig, salutierten vor Arun und machten sich fröhlich singend an die Arbeit.
    Spyridon wurde gar nicht fertig, Yevgenji abzuklopfen. »Du bist wieder bei dir? Sag, wie fühlst du dich?«
    »Hör endlich auf, mich durchzuschütteln, mir fällt bald der Kopf ab!« Der hellhaarige, schlanke Mann stand auf, hielt sich an der Reling fest und griff sich an den Kopf. »Ich fühle mich ... merkwürdig.«
    Der dunkelhaarige Spyridon sprang auf. »Das ist das Leben, Yevgenji!«, schrie er. »Du lebst, Mann! Und ich auch! Wir sind wieder unsterblich!«
    Sie fielen sich jubelnd in die Arme, schluchzten vor Glück, klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Keinen schöneren Moment für die beiden schien es zu geben, keinen erfüllteren Augenblick.
    Und doch stellte sich Ernüchterung ein, rascher, als ein Matrose »Backpfeife« sagen konnte. Sie ließen sich los, stellten sich nebeneinander an die Reling und starrten düster auf das Wolkenmeer hinaus.
    »Verdammt.«
    »Ja, verdammt.«

    Naburo betrachtete die beiden aus Distanz und mit gehobenen Augenbrauen. Seine Haltung war steif und kerzengerade wie immer, die Miene weiß, kühl und glatt wie eine Maske.
    Arun legte den Kopf leicht schief und überlegte bei sich, ob der Grund für den Fluch der Ewigen Todfeinde darin lag, dass sie komplett verrückt waren.
    Na gut, was ging es ihn an? Er fühlte sich zum Bäumeausreißen und zum die Welt aus den Angeln Heben. Am liebsten hätte er jemanden geküsst.
    ... oder jetzt lieber doch nicht mehr.
    Er grinste vergnügt den General an. »Wie fühlt es sich an?«
    »Verbannt, aber gut.«
    »Na, dann sollten wir ... Moment, war das gerade Humor? Hast du tatsächlich eine schlagfertige Antwort gegeben, die meiner würdig ist? Naburo! Es besteht Hoffnung für dich! Sag bloß, mit der Unsterblichkeit hast du so etwas wie ...«
    »Es reicht, Pirat.«
    »Da ist das Feuer wieder, Bóya! Fünftausend Jahre lang gereift, geschlüpft und endlich nicht mehr spießig! Tausend Fässer Rum!« Arun lachte, stellte sich in der Mitte des Decks auf und breitete die Arme aus.
    »Männer, jetzt

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