Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
in der Socke mit einem leisen »Poff!« zerbrach.
    Jemand jaulte. Krallen kratzten übers Kopfsteinpflaster.
    Vom Dach des Aborts sprang William auf eine andere Mauer, folgte mit kurzen, behutsamen Schritten ihrem Verlauf, kletterte in eine Gasse hinab und lief weiter.
    Er versuchte, in den Schatten zu bleiben, nahm Abkürzungen durch Gebäude und brauchte fünf Minuten, um den Mietstall zu erreichen. In dem geschäftigen Treiben dort fiel er niemandem auf. Er war nur ein weiterer Mann, der kam, um sein Pferd zu holen.
    In der Box, die zuvor Tiefer Knochen als Versteck gedient hatte, stand nun ein Pferd. Es starrte William über seine Schnauze hinweg an. »Dreh dich nicht um, Herr Zeitungsmann«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    William betrachtete ein Erinnerungsbild, um festzustellen, was sich hinter ihm befand. Der Aufzug fürs Heu. Und Säcke mit Stroh. Genug Platz zum Verstecken.
    »In Ordnung«, sagte er.
    »Hört, hört, wie die Hunde bellen«, sagte Tiefer Knochen. »Bist du über geschnappt?«
    »Ich bin auf der richtigen Spur«, erwiderte William. »Ich glaube, ich habe…«
»Bist du sicher, dass dir niemand gefolgt ist?«
    »Korporal Nobbs war mir auf den Fersen«, sagte William. »Aber ich habe ihn abgeschüttelt.«
    »Ha! Bei Nobby Nobbs genügt es, um die nächste Straßenecke zu biegen!«
    »Oh, nein, er folgte mir die ganze Zeit über. Ich wusste, dass mich Mumm beschatten lassen würde«, fügte William stolz hinzu. »Von Nobbs?«
    »Ja. Natürlich in seiner… Gestalt als Werwolf…« Na bitte. Er hatte es laut ausgesprochen. Doch heute war ein Tag für Schatten und Geheimnisse.
    »In seiner Gestalt als Werwolf«, wiederholte Tiefer Knochen. »Ja. Bitte behalt es für dich.«
»Korporal Nobbs«, sagte Tiefer Knochen mit der gleichen monotonen Stimme.
    »Ja. Weißt du, Mumm hat mir gesagt…«
» Mumm hat dir gesagt, dass Nobby Nobbs ein Werwolf ist?« »Nun… nicht direkt. Ich habe es selbst herausgefunden, und Mumm
    hat mich aufgefordert, es niemandem zu verraten.«
    »Du sollst niemandem verraten, dass Korporal Nobbs ein Werwolf ist?«
    »Ja.«
    »Korporal Nobbs ist kein Werwolf, mein Freund. Ganz gleich, in welcher Gestalt. Ob er ein Mensch ist, steht auf einem anderen Blatt, aber er ist ganz gewiss kein Lykr… Lynko… Lykan… verdammter Werwolf, das steht fest!«
    »Wem habe ich dann eine Geruchsbombe vor die Nase geworfen?«, fragte William triumphierend.
    Es wurde still. Dann hörte William ein leises Plätschern, wie von einem kleinen Rinnsal.
»Herr Knochen?«, fragte er.
    »Was für eine Art von Geruchsbombe?« Die Stimme hinter William klang jetzt angespannt.
    »Ich schätze, Riechstarköl war die wirkungsvollste Komponente.« »Und du hast sie dem Werwolf direkt vor die Nase geworfen?« »Mehr oder weniger, ja.«
»Herr Mumm wird außer sich geraten«, verkündete Tiefer Knochen.
    »Er wird vollkommen ausrasten und ganz neue Arten des Zorns erfinden, nur um sie an dir abzureagieren…«
    »Dann sollte ich Lord Vetinaris Hund so schnell wie möglich finden.« William holte das Scheckbuch hervor. »Ich biete dir einen Scheck über fünfzig Dollar an. Mehr kann ich mir nicht leisten.«
    »Was ist ein Scheck?«
»Eine Art Schuldschein.«
»Oh, großartig «, sagte Tiefer Knochen. »Damit kann ich nicht viel anfangen, wenn du hinter Gittern sitzt.«
    »Derzeit haben es zwei sehr unangenehme Burschen auf alle Terrier in der Stadt abgesehen. Herr Knochen…«
    »Terrier?«, fragte Tiefer Knochen. »Auf alle Terrier?«
»Ja. Zwar erwarte ich nicht von dir…«
»Nur auf… reinrassige Terrier, oder auch auf Leute, die nur ein wenig
    wie Terrier aussehen?«
»Die beiden Männer erweckten nicht den Eindruck, sich mit dem
    Studium von Stammbäumen aufhalten zu wollen. Außerdem, was meinst du mit ›Leute‹, die wie Terrier aussehen?«
    Tiefer Knochen schwieg erneut.
»Fünfzig Dollar, Herr Knochen«, sagte William.
    Schließlich erwiderten die Strohsäcke: »Na schön. Heute Abend. An der Schlechten Brücke. Nur du. Äh… ich werde nicht selbst dort sein, aber… jemanden schicken.«
    »Auf welchen Namen soll ich den Scheck ausstellen?«, fragte William.
    Keine Antwort. Er wartete eine Zeit lang und brachte sich dann in eine Position, die es ihm erlaubte, hinter die Säcke zu sehen. Leises Rascheln kam aus ihrer Richtung. Vermutlich Mäuse, dachte William. Keiner der Säcke war groß genug, um einen Menschen darin zu verbergen.
    Tiefer Knochen schien ein gerissener Bursche zu sein.
Nachdem

Weitere Kostenlose Bücher