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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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William gegangen war – nicht ohne argwöhnische Blicke in die Schatten zu werfen –, kam ein Stallbursche mit einem Karren und lud die Strohsäcke auf.
    Einer von ihnen sagte: »Lass mich runter.«
Der Mann ließ den Sack zu Boden sinken und öffnete ihn vorsichtig.
    Ein kleiner Hund, der gewisse Ähnlichkeit mit einem Terrier hatte, kam zum Vorschein und schüttelte sich Stroh aus dem Fell.
    Herr Hobson legte keinen Wert auf selbstständiges Denken und einen Forschergeist. Für fünfzig Cent pro Tag und so viel Hafer, wie man stehlen konnte, bekam er weder das eine noch das andere. Der Stallbursche starrte eulenhaft auf den Hund hinab.
    »Hast du das eben gesagt?«, fragte er.
    »Natürlich nicht«, antwortete der Hund. »Hunde sprechen nicht. Bist du blöd, oder was? Jemand spielt dir einen Streich. Glasche Gier, Glasche Gier, Humperdumper.«
    »Einen Streich? Meinst du vielleicht eine projizirierte Stimme? Beim
    Varieté habe ich einmal einen Mann gesehen, der das konnte.« »Genau. Das ist die Erklärung. Du hast es erfasst.«
Der Stallbursche sah sich um. »Steckst du dahinter, Tom?« »Ja, stimmt, ich bin’s, Tom«, sagte der Hund. »Ich habe den Trick aus
    einem Buch. Ich projiziere, ich meine, ich projiziriere meine Stimme in diesen kleinen Hund, der überhaupt nicht sprechen kann.« »Was? Ich wusste gar nicht, dass du Lesen gelernt hast!«
    »Das Buch enthielt viele Bilder«, erwiderte der Hund schnell. »Zungen und Zähne und so. Ganz leicht zu verstehen. Oh, und jetzt trippelt das Hündchen fort…«
    Der Hund näherte sich der Tür.
    »Meine Güte«, schien er zu sagen. »Zwei Daumen, und sie halten sich für die Herren der Schöpfung…«
Dann lief er los.
»Wie funktioniert das?«, fragte Sacharissa und versuchte, intelligent auszusehen. Es war besser, sich auf diese Angelegenheit zu konzentrieren, als an seltsame Männer zu denken, die vielleicht Vorbereitungen für einen zweiten Angriff trafen.
    »Es funktioniert langsam«, brummte Gutenhügel und hantierte an der Presse. »Dir ist doch klar, dass wir jetzt für den Druck der Zeitung viel mehr Zeit brauchen.«
    »Ihrr habt Farrbe verrlangt, und die habe ich euch gegeben«, erwiderte Otto. »Ihrr habt nie gesagt, dass es schnell gehen muss.«
    Sacharissa betrachtete den experimentellen Ikonographen. Die meisten Bilder wurden inzwischen farbig gemalt. Nur sehr billige Kobolde malten in Schwarzweiß, obgleich Otto monochromes Ikonographieren als »ganz besonderre Kunstforrm« bezeichnete. Aber farbig zu drucken…
    Vier Kobolde saßen am Rand des Ikonographen, reichten eine sehr kleine Zigarette von Hand zu Hand und beobachteten interessiert die Arbeit an der Presse. Drei von ihnen trugen Brillen mit farbigen Gläsern: Rot, Blau und Gelb.
    »Aber kein Grün…«, sagte Sacharissa. »Nun, wenn etwas grün ist – habe ich das richtig vertstanden? –, sieht Guttrich das Blaue darin und malt es auf die Platte…« Einer der Kobolde winkte. »Und Anton sieht das Gelbe im Grün und malt das, und dann wird es durch die Presse gedreht…«
    »Langsam, ganz langsam…«, murmelte Gutenhügel. »Es ginge schneller, die Leser der Zeitung daheim zu besuchen und ihnen die Nachrichten zu erzählen .«
    Sacharissa betrachtete einige Testdrucke, die das Bild vom Feuer zeigten. Es handelte sich zweifellos um ein Feuer, mit roten, gelben und orangefarbenen Flammen; und außerdem blauer Himmel, und die Golems zeigten ein hübsches rötliches Braun, aber die fleischfarbenen Töne… »Fleischfarben« in Ankh-Morpork bedeutete, dass eine ganze Menge Farben in Frage kamen, mit Ausnahme vielleicht von Hellblau. Doch die Gesichter der vielen Zuschauer deuteten an, dass die Stadt von einer besonders virulenten Seuche heimgesucht worden war. Vermutlich vom Bunten Tod, dachte Sacharissa.
»Dies ist nurr derr Anfang«, sagte Otto. »Wirr werrden das Verrfahrren verrbesserrn.«
    »Verbesserungen der Darstellung sind vielleicht möglich, aber schneller geht’s nicht«, erwiderte Gutenhügel. »Wir schaffen etwa zweihundert pro Stunde. Vielleicht auch zweihundertfünfzig. Und wenn dieser Tag zu Ende ist, werden die Kurbeldreher nach ihren Fingern suchen. Tut mir Leid, aber wir geben uns alle Mühe. Wenn wir einen Tag Zeit hätten, die Druckerpresse umzubauen…«
    »Druckt ein paar hundert farbige Exemplare und den Rest in Schwarzweiß.« Sacharissa seufzte. »Es dürfte zumindest Aufmerksamkeit erregen.«
    »Wenn die Leute vom Kurrierr dies sehen, werrden sie bald

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