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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ladyschaft?«, erwiderte Gaspode.
»Dies ist doch keine… Arbeit, oder?«
Dieses eine Wort bescherte den restlichen Mitgliedern der Gruppe jä
    he Anspannung und einen Hauch Panik.
»Haaaruk… gak!«
»Mistundverflucht!«
»Quak!«
    »Nein, nein, nein«, sagte Gaspode rasch. »Von Arbeit kann kaum die Rede sein. Einfach nur Dinge zu verteilen und dafür Geld zu nehmen? Meiner Ansicht nach klingt das nicht nach Arbeit.«
    »Ich arbeite nicht!«, rief Henry Husten. »Ich bin sozial inadäquat, wenn es darum geht, irgendetwas zu leisten.«
    »Wir arbeiten nie «, stellte Arnold Seitwärts fest. »Wir sind Herren der Muh-se.«
    »Ähem«, ließ sich Lady Hermione vernehmen.
»Herren und Damen der Muh-se«, verbesserte sich Arnold. »Dies ist ein ziemlich scheußlicher Winter«, sagte der Entenmann.
    »Zusätzliches Geld käme uns sehr gelegen.«
»Wofür?«, fragte Arnold.
»Mit einem Dollar pro Tag könnten wir wie Könige leben, Arnold.« »Was, du meinst, jemand würde uns den Kopf abhacken?« »Nein, ich…«
    »Jemand könnte mit einem rot glühenden Schürhaken im Abort nach oben klettern und…«
    »Nein! Ich meine…«
»Jemand würde uns in einem Weinfass ertränken?«
»Nein, so sterben Könige, Arnold.«
»Ich kann mir kaum ein Weinfass vorstellen, das so groß ist, dass man
    beim Austrinken ertrinkt«, brummte Gaspode. »Was ist nun, meine Herren? Und Damen. Soll ich… Soll Ron dem Burschen sagen, dass wir einverstanden sind?«
    »In Ordnung.«
»Na schön.«
»Gawwark… pt!«
»Mistundverflucht!«
Insgesamt Ingoberts Lippen zuckten, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Dann hob er fünf demokratische Finger.
    »Die Mehrheit ist dafür«, sagte Gaspode.
    Herr Nadel zündete sich eine Zigarre an. Rauchen war sein einziges Laster. Zumindest das einzige Laster, das er für ein Laster hielt. Alles andere fiel in die Kategorie »berufliche Fertigkeiten«.
    Herrn Tulpes Laster waren ebenfalls grenzenlos, doch er gestand nur billiges Rasierwasser, denn ein Mann musste irgendetwas trinken. Die Drogen zählten nicht, weil er nur einmal richtige genommen hatte: zwei große Pillen, die sie entdeckten, als sie einen Viehdoktor ausraubten. Herr Tulpe hatte sie geschluckt, mit dem Ergebnis, dass alle Venen seines Körpers wie purpurne Schlauchleitungen hervortraten.
    Herr Nadel und Herr Tulpe waren keine Schläger. So sahen sie sich nicht. Sie waren auch keine Diebe. Zumindest hatten sie sich nie als Diebe vorgestellt. Sie hielten sich auch nicht für Assassinen. Assassinen waren vornehm und beachteten die Vorschriften. Nadel und Tulpe – die Neue Firma, wie Herr Nadel sich selbst und seinen Partner nannte – kannten keine Regeln.
    Sie sahen sich als Vermittler. Sie waren Männer, die dafür sorgten, dass Dinge geschahen. Und dabei kamen sie herum.
    Hinter solchen Einschätzungen steckten bewusste Überlegungen, und die betrafen nicht beide Partner, sondern vor allem Herrn Nadel. Herr Tulpe benutzte seinen Kopf die ganze Zeit über, aus einer Entfernung von etwa zwanzig Zentimetern, aber abgesehen von ein oder zwei unerwarteten Bereichen neigte er nicht dazu, sein Gehirn zu benutzen. Im Großen und Ganzen überließ er Herrn Nadel das mehrsilbige Nachdenken.
    Herr Nadel hingegen verstand sich nicht besonders gut auf anhaltende, sinnlose Gewalt und wusste zu schätzen, dass Herr Tulpe über einen unerschöpflichen Vorrat davon verfügte. Bei ihrer ersten Begegnung hatten sie erkannt, dass ihre Fähigkeiten ihre Partnerschaft größer machten als die Summe der Teile. Herr Nadel bemerkte sofort, dass Herr Tulpe keineswegs der Idiot war, für den ihn die restliche Welt hielt. Gewisse negative Eigenschaften können eine Perfektion erreichen, die ihre Natur verändert, und Herr Tulpe hatte den Zorn in eine Kunst verwandelt.
    Es war kein Zorn auf etwas. Es war vielmehr reiner, platonischer Zorn aus den verborgenen Reptilientiefen der Seele, aus einem Quell unendlichen, glühend heißen Grolls. Herr Tulpe lebte sein Leben auf jener dünnen Linie, auf der viele Leute schwanken, kurz bevor sie losstürmen und jemandem mit einem stumpfen Gegenstand den Schädel einschlagen. Für Herrn Tulpe war es normal, zornig zu sein. Herr Nadel fragte sich gelegentlich, was mit demjenigen passiert war, der solchen Zorn in ihm geweckt hatte, doch für Herrn Tulpe war die Vergangenheit ein fremdes Land mit außerordentlich gut bewachten Grenzen. Manchmal hörte Herr Nadel, wie er nachts schrie.
    Es war ziemlich schwierig, die Dienste

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