Die volle Wahrheit
einem Katalog gesehen. Und sie steht in einem …ten leeren Haus, wo einfach jemand kommen und sie klauen könnte!«
»Dieser Ort ist gut geschützt. Du hast die Siegel an der Tür gesehen.«
»Gilden? Das sind doch alles … te Amateure. Wir kämen hier ebenso mühelos voran wie ein heißes Messer in weichem Wachs. Amateure und Felsen und Rasenschmuck und wandelnde Tote… Wir könnten die ganze …te Stadt auf den Kopf stellen.«
Herr Nadel antwortete nicht. Ihm war eine ähnliche Idee gekommen, aber im Gegensatz zu seinem Kollegen wurde er nicht sofort aktiv, wenn ihm etwas durch den Kopf ging.
Bisher war die Neue Firma noch nicht in Ankh-Morpork tätig geworden. Herr Nadel hatte sich zurückgehalten, weil es genug andere Städte gab und sein Überlebensinstinkt ihn darauf hinwies, dass die Große Wahoonie * noch ein wenig warten sollte. Er hatte einen Plan, seit der ersten Begegnung mit Herrn Tulpe und der Erkenntnis, dass sein eigener Einfallsreichtum und der unablässige Zorn Herrn Tulpes eine erfolgreiche Karriere versprachen. Er hatte ihr Geschäft in Gennua, Pseudopolis und Quirm entwickelt – kleinere Städte als Ankh-Morpork, in denen man leichter den Überblick behielt. Allerdings hatte es in letzter Zeit den Anschein, dass die anderen Städte Ankh-Morpork immer ähnlicher wurden.
Herr Nadel wusste: Sie kamen deshalb so gut zurecht, weil die Leute früher oder später bequem wurden. Zum Beispiel die Trolle. Als die Nachschubwege für Tüt-Tüt und Platte bis nach Überwald reichten
* Das seltenste und am übelsten riechende Gemüse auf der Scheibenwelt, weshalb es von Kennern (die sich nur selten für Billiges und Gewöhnliches interessieren) hoch geschätzt wird. Gleichzeitig ein umgangssprachlicher Name für Ankh-Morpork, obwohl die Stadt nicht ganz so grässlich riecht.
und alle rivalisierenden Clans ausgeschaltet waren, wurden die Trolle bequem. Die Narren verhielten sich plötzlich wie feine Leute. Ähnliches spielte sich auch woanders ab. Die großen alten Banden oder Familien erzielten eine Art Gleichgewicht mit der Gesellschaft, lehnten sich zurück und wurden zu spezialisierten Geschäftsleuten. Sie entließen Schläger und stellten stattdessen Butler ein. Und wenn sie dann in Schwierigkeiten gerieten, wenn sie Muskeln brauchten, die denken konnten… Für solche Fälle gab es die Neue Firma, zu allem bereit.
Sie wartete.
Irgendwann kam die Zeit für eine neue Generation, dachte Herr Nadel. Sie würde die Dinge auf eine neue Weise erledigen, ohne sich von den Fesseln der Tradition zurückhalten zu lassen. Leute, die Dinge geschehen ließen. Herr Tulpe, zum Beispiel, ließ immer wieder etwas geschehen.
»He, sieh dir das an!«, brachte Herr Tulpe heraus, der gerade das Tuch von einem weiteren Bild gezogen hatte. »Von Gogli signiert. Aber es ist eine …te Fälschung. Siehst du, wie hier das Licht einfällt? Und die Blätter an diesem Baum? Wenn Gogli dieses …te Bild gemalt hat, dann mit seinem …ten Fuß. Wahrscheinlich stammt es von einem …ten Schüler…«
Während sie in der Stadt gewartet hatten, war Herr Nadel Herrn Tulpe gefolgt, der eine deutliche Spur aus Scheuerpulver und für Hunde bestimmte Wurmtabletten hinterließ. Sein Kollege hatte voller Hingabe eine Kunstgalerie nach der anderen besucht. Es war sehr aufschlussreich gewesen, insbesondere für die einzelnen Lagen der Signaturen.
In Hinsicht auf Kunst verfügte Herr Tulpe über jenen Instinkt, der ihm bei Chemie fehlte. Er schnupfte Puderzucker und Fußpulver, während er in privaten Galerien aus blutunterlaufenen Augen Tabletts mit kleinen Marmorfiguren betrachtete.
Herr Nadel hatte seinen Kollegen stumm bewundert, als Herr Tulpe sehr anschaulich und ausführlich die Unterschiede verdeutlichte zwischen der alten Art, Elfenbein zu fälschen (mit Knochen), und der …ten neuen, die von den …ten Zwergen entwickelt worden war und bei der man raffiniertes Öl, Kreide und …ten Nacle-Geist verwendete.
Er wankte zum Wandteppich und ließ sich wortreich über die hohe Kunst des Webens aus. Vor einer grünen Szene schluchzte er und meinte dann, dass die angeblich aus dem dreizehnten Jahrhundert stammende Sto-Lat-Tapisserie nicht mehr als hundert Jahre alt sein konnte, und zwar wegen des …ten Purpurs hier, einen solchen …ten Farbstoff gab’s damals noch nicht. »Und dann… siehst du das hier? Ein achatener Balsamiertopf aus der P’gi-Su-Dynastie? Da hat dich jemand in die Pfanne gehauen, Teuerster. Die Glasur
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