Die volle Wahrheit
verpflichtet, für die Menschheit einzutreten. »Bitte entschuldige den Geruch«, sagte er und blickte dann auf den
Hund hinab.
»Was ist mit dem Geruch, den du immer wieder erwähnst?«, fragte Gunilla. Die Nieten an seinem Helm wurden stumpf.
»Er, äh, gehört Herrn… äh… Ron«, erwiderte William und richtete noch immer einen misstrauischen Blick auf den Hund. »Die Leute meinen, es läge an den Drüsen.«
Er war sicher, den Hund schon einmal gesehen zu haben. Er hockte immer in einer Ecke des Bilds, trippelte durch die Straßen oder saß irgendwo und beobachtete, wie die Welt an ihm vorbeistrich.
»Was will er?«, fragte Gunilla. »Glaubst du, er hat einen Auftrag für uns?«
»Das bezweifle ich«, sagte William. »Er ist eine Art Bettler. Allerdings wollen sie ihn nicht mehr in der Bettlergilde.«
»Er sagt gar nichts.«
»Nun, meistens steht er einfach nur da, bis ihm die Leute etwas geben, damit er weggeht. Äh… kennst du Traditionen wie den Begrüßungswagen, mit dem Nachbarn und Händler Neuankömmlinge in einem Viertel empfangen?«
»Ja.«
»Dies ist das Gegenteil davon.«
Der Stinkende Alte Ron nickte und streckte die Hand aus. »Stimmt haargenau, Herr Schubser. Versucht’s bloß nicht mit Schmusgequatsche, ihr Trottel, ich hab’s ihnen gesagt, nein, ich beschimpfe nicht, was Rang und Namen hat, Mistundverflucht. Jahrtausendhand und Krevetten. Verflixt.«
»Wuff.«
William starrte erneut auf den Hund hinab.
»Knurr«, machte das Tier.
Gunilla kratzte sich irgendwo in den unergründlichen Tiefen seines
Barts.
»Eins ist mir an dieser Stadt aufgefallen«, sagte er. »Die Leute kaufen einfach alles von einem Mann auf der Straße.«
Er griff nach einigen noch druckfeuchten Nachrichtenblättern. »Verstehst du mich?«, fragte er den Stinkenden Alten Ron. »Mistundverflucht.«
Gunilla gab William einen Stoß in die Rippen. »Was bedeutet das deiner Meinung nach? Ja oder nein?«
»Wahrscheinlich ja.«
»Na schön. Äh, hör mal, wenn du das hier für zwanzig Cent pro Stück verkaufst, so bekommst du…«
»He, du kannst sie nicht so billig verkaufen!«, entfuhr es William. »Warum nicht?«
»Warum? Weil… weil… weil dann alle in der Lage wären, die Nachrichten zu lesen, darum!«
»Gut, dann sind sicher auch alle bereit, zwanzig Cent zu bezahlen«, erwiderte Gunilla ruhig. »Es gibt viel mehr arme Leute als reiche, und von ihnen bekommt man leichter Geld.« Er sah den Stinkenden Alten Ron und schnitt eine Grimasse. »Die Frage mag dir seltsam erscheinen, aber… Hast du irgendwelche Freunde?«
»Ich hab’s ihnen gesagt! Ich hab’s ihnen gesagt ! Mistundverflucht!«
»Vermutlich hat er tatsächlich welche«, sagte William. »Er treibt sich mit einigen… Unglücklichen herum, die unter einer der Brücken wohnen. Vielleicht sollte ich in diesem Zusammenhang nicht von Herumtreiben reden, sondern von Herumhängen.«
»Nun…« Gunilla wandte sich erneut Ron zu und winkte mit einer Ausgabe der Times. »Richte deinen Freunden aus: Wenn ihr diese Nachrichtenblätter für zwanzig Cent pro Stück verkauft, dürft ihr jeweils einen hübschen Cent für euch behalten.«
»Ach, tatsächlich? Steck dir deinen hübschen Cent dorthin, wo die Sonne nicht scheint«, sagte Ron.
»Oh, du kannst also…«, begann Gunilla.
William legte ihm die Hand auf den Arm. »Moment mal… Was hast du gerade gesagt, Ron?«, fragte er.
»Mistundverflucht«, erwiderte der Stinkende Alte Ron.
Es hatte wie Rons Stimme geklungen, und sie schien auch aus der Richtung von Rons Gesicht gekommen zu sein. Aber die Worte verrieten eine Kohärenz, die man bei Ron nicht erwartete.
»Du verlangst mehr als einen Cent?«, fragte William behutsam. »Es sollten wenigstens fünf Cent pro Stück für uns drin sein«, sagte Ron. Mehr oder weniger.
Aus irgendeinem Grund sah William erneut zu dem kleinen grauen Hund. Das Tier erwiderte den Blick freundlich und fragte: »Wuff?« William sah wieder auf. »Ist alles in Ordnung mit dir, Stinkender Alter Ron?«
»Glasche Gier, Glasche Gier«, entgegnete der Stinkende Alte Ron geheimnisvoll.
»Na schön… zwei Cent«, sagte Gunilla.
»Vier«, schien Ron zu erwidern. »Aber lass uns nicht feilschen. Einen Dollar pro dreißig verkaufte Exemplare?«
»Abgemacht.« Gutenhügel spuckte auf seine Hand und wollte sie ausstrecken, um die Vereinbarung mit Ron zu besiegeln. William griff hastig danach.
»Davon rate ich dir ab.«
»Warum?«
William seufzte. »Hast du irgendwelche
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