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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sacharissa argwöhnisch.
    »Ich suche nach Neuigkeiten für meine nächste Ausgabe«, erwiderte William verzweifelt. »Kannst du mir helfen? Ich gebe dir… oh, zwanzig Cent pro Nachricht, und ich kann mindestens fünf pro Tag gebrauchen.«
    Die junge Frau öffnete den Mund für eine scharfe Antwort, aber dann begann sie zu rechnen. »Ein Dollar pro Tag?«, vergewisserte sie sich.
    »Noch mehr, wenn die Meldungen hübsch und lang sind«, sagte William drauflos.
    »Für deinen Nachrichtenbrief?«
»Ja.«
»Ein Dollar?«
»Ja.«
Sacharissa musterte William misstrauisch. »Das kannst du dir doch gar
    nicht leisten. Ich dachte, du bekommst selbst nur dreißig Dollar. Das hast du Großvater gesagt.«
    »Inzwischen sind die Dinge ein wenig in Bewegung geraten. Ich bin selbst ziemlich überrascht, um ganz ehrlich zu sein.«
    Sacharissas Blick blieb skeptisch, aber das natürliche Ankh-MorporkInteresse an der Möglichkeit, Geld zu verdienen, gewann die Oberhand.
    »Nun, ich höre das eine oder andere«, begann sie. »Und… Dinge aufzuschreiben… Ich schätze, solch eine Arbeit eignet sich für eine Dame. Es ist praktisch kulturell .«
    »Äh… fast, denke ich.«
    »Ich möchte mich nicht mit Dingen befassen, die sich… nicht gehören.«
    »Oh, mit dieser Sache ist bestimmt alles in Ordnung.«
    »Und die Gilde kann doch keine Einwände dagegen erheben, oder? Schließlich schreibst du seit Jahren Nachrichtenbriefe…«
    »Ich bin nur ich«, entgegnete William. »Wenn die Gilde was dagegen hat, muss sie sich an den Patrizier wenden.«
    »Nun, also gut… wenn du ganz sicher bist, dass sich diese Aufgabe für eine junge Dame eignet…«
    »Komm morgen zur Druckerei«, sagte William. »Wir können innerhalb von wenigen Tagen eine weitere Ausgabe herausbringen.«
    Der Ballsaal war in feudales Rot und Gold getaucht, aber ein modriger Geruch durchzog das Halbdunkel, und die verhüllten Kronleuchter wirkten gespenstisch. Das Kerzenlicht in der Mitte wurde matt von Spiegeln an den Wänden reflektiert. Früher einmal mochten sie den Saal hell erleuchtet haben, doch im Laufe der Jahre waren sie auf eine seltsame Weise angelaufen. Das reflektierte Kerzenlicht wirkte wie ein trübes Glühen, das unter Wasser durch einen Tangwald drang.
    Herr Nadel hatte den Raum halb durchquert, als ihm klar wurde, dass er nur das Geräusch seiner eigenen Schritte hörte. Herr Tulpe hatte in der Düsternis einen anderen Kurs eingeschlagen und zog das Tuch von einem an der Wand stehenden Objekt.
    »Na, da soll mich doch…«, begann er. »Das ist ein …ter Schatz ! Ich dachte es mir! Ein echter …ter Intaglio Ernesto. Siehst du hier die Perlmuttarbeiten?«
    »Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, Herr Tulpe…«
    »Er hat nur sechs davon gebaut. O nein, es ist nicht einmal mehr richtig gestimmt !«
    »Bei den Göttern, wir wollten hier als Profis auftreten…« »Vielleicht möchte dein… Kollege diesen Gegenstand als Geschenk?«, erklang eine Stimme aus der Mitte des Raums.
    Sechs Sessel standen am Rand des Kerzenscheins. Sie waren von der altmodischen Art: Die Rückenlehnen wölbten sich nach außen und oben, formten einen tiefen, ledrigen Bogen, der einst dazu gedient hatte, Zugluft fern zu halten. Jetzt ermöglichten sie den Sitzenden, im Schatten verborgen zu bleiben.
    Herr Nadel hatte sich schon einmal an diesem Ort aufgehalten und bewunderte die Anordnung. Wer im Schein der Kerzen stand, sah nicht, wer in den Sesseln saß, war aber gleichzeitig selbst deutlich zu erkennen.
    Jetzt bemerkte Herr Nadel einen weiteren Aspekt: Die Sitzenden konnten sich gegenseitig nicht sehen.
    Herr Nadel war eine Ratte. Gegen diese Beschreibung hatte er nichts einzuwenden. Ratten verfügten seiner Ansicht nach über viele lobenswerte Eigenschaften. Und dieser Ort war von jemandem geplant worden, der in den gleichen Bahnen dachte wie er.
    Einer der Sessel sagte: »Dein Freund Narzisse…«
»Tulpe«, sagte Herr Nadel.
»Dein Freund Herr Tulpe möchte das Cembalo vielleicht als Teil der
    Bezahlung?«, fragte der Sessel.
»Es ist kein …tes Cembalo, sondern ein …tes Tafelklavier«, knurrte
    Herr Tulpe. »Eine Saite pro Note anstatt zwei! Seinen Namen erhielt es, weil es ein Instrument für …te junge Damen war!«
    »Meine Güte, im Ernst?«, erwiderte einer der Sessel. »Ich hab’s für eine Art frühes Klavier gehalten!«
    »Junge Damen sollten darauf spielen «, sagte Herr Nadel glatt. »Und Herr Tulpe sammelt keine Kunstgegenstände. Er weiß sie nur zu…

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