Die volle Wahrheit
Ja?«
»Allerdings war ein Druckfehler dabei. Es hieß fünfundzwanzig Dollar anstatt hundert.«
»Oh, ich verstehe. Aber hundert Dollar sind viel Geld für einen Hund, Herr Knochen.«
»Nicht für diesen Hund, wenn du verstehst, was ich meine«, erwiderten die Schatten. »Dieser Hund hat eine Geschichte zu erzählen.« »Ach, ja? Handelt es sich um den berühmten sprechenden Hund von Ankh-Morpork?«
Tiefer Knochen knurrte. »Hunde können nicht sprechen. Das ist allgemein bekannt. Aber gewisse Leute verstehen die Hundesprache. Muss ich noch deutlicher werden?«
»Meinst du Werwölfe?«
»Vielleicht meine ich solche Burschen, ja.«
»Aber der einzige Werwolf, von dem ich weiß, gehört zur Wache«, sagte William. »Soll ich dir etwa hundert Dollar bezahlen, damit ich Wuffel der Wache ausliefern kann?«
»Dann hättest du beim alten Mumm sicher einen Stein im Brett«, entgegnete Tiefer Knochen.
»Aber eben hast du gesagt, dass du der Wache nicht traust, Herr Knochen. Ich höre, was die Leute sagen, weißt du.«
Tiefer Knochen schwieg eine Zeit lang. Dann sagte er:
»Na schön, den Hund und einen Dolmetscher für hundertfünfzig Dollar.«
»Und die Geschichte, die der Hund zu erzählen hat, betrifft das Geschehen im Palast vor einigen Tagen?«
»Vielleicht. Es wäre durchaus möglich. Ja, vielleicht geht es genau darum.«
»Ich möchte sehen, mit wem ich rede«, sagte William.
»Ausgeschlossen.«
»Oh, gut «, erwiderte William. »Wie beruhigend. Ich besorge hundertfünfzig Dollar, kehre hierher zurück und gebe dir das Geld, einfach so?«
»Gute Idee.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Oh, du traust mir also nicht«, bemerkte Tiefer Knochen. »Du hast es erfasst.«
»Äh… angenommen, ich gebe dir eine kleine Gratis-Information, völlig umsonst. Eine Kostprobe, sozusagen.«
»Ich bin ganz Ohr…«
»Es war nicht Vetinari, der den anderen Mann niedergestochen hat. Es steckt ein anderer Mann dahinter.«
William schrieb es auf und betrachtete die Worte. »Wie hilfreich soll dieser Hinweis sein?«, fragte er.
»Das ist eine gute Nachricht. Kaum jemand weiß darüber Bescheid.«
»Aber sie genügt nicht. Es fehlen Einzelheiten. Gibt es eine Beschreibung?«
»Der Mann hat einen Hundebiss am Fußknöchel«, sagte Tiefer Knochen.
»Dadurch ist er auf der Straße sicher leicht zu finden. Was erwartest du von mir? Soll ich den Leuten heimlich die Hosenbeine hochziehen?«
»An der Nachricht gibt es nichts auszusetzen.« Tiefer Knochen klang verletzt. »Gewisse Leute wären beunruhigt, wenn du sie in deiner Zeitung bringst.«
»Ja, sie würden glauben, ich hätte den Verstand verloren! Ich brauche etwas Besseres von dir. Kannst du mir keine Beschreibung geben?«
Tiefer Knochen blieb einige Sekunden still, und als er erneut sprach, klang er unsicher. »Du meinst, wie der Mann aussah?«
»Ja!«
»Ah… Nun, bei Hunden sieht die Sache ein wenig anders aus. Eigentlich sehen w… Ich meine, der durchschnittliche Hund blickt vor allem auf. Menschen sind für ihn nur eine Wand mit zwei Nasenlöchern ganz oben.«
»Das hilft mir nicht viel weiter«, sagte William. »Tut mir Leid, ich fürchte, wir kommen nicht ins Geschä…«
»Aber wie er riecht… das ist etwas ganz anderes«, ertönte die jetzt hastig klingende Stimme von Tiefer Knochen.
»Na schön. Sag mir, wie der Mann riecht .«
»Sehe ich einen Haufen Geld vor mir liegen? Ich glaube nicht.« »Nun, Herr Knochen, ich denke nicht einmal daran, so viel Geld aufzutreiben, bevor ich einen Beweis dafür habe, dass du etwas weißt.«
»Na schön«, kam es nach einer Weile aus den Schatten. »Weißt du, dass es ein Komitee für die Abwahl des Patriziers gibt? Na, ist das eine Neuigkeit?«
»Was soll daran neu sein? Seit Jahren verschwören sich irgendwelche Leute gegen ihn.«
Wieder folgte Stille.
»Weißt du«, sagte Tiefer Knochen schließlich, »wir würden uns viel Mühe ersparen, wenn du mir einfach das Geld gibst und ich dir sage, was ich weiß.«
»Bisher hast du mir überhaupt nichts gesagt. Erzähl mir die Geschichte, und anschließend bezahle ich dich, wenn sie der Wahrheit entspricht.«
»Oh, ja, willst du mich an der Schnauze herumführen?«
»Auf diese Weise kommen wir wirklich nicht ins Geschäft«, sagte William und steckte das Notizbuch ein.
»Warte, warte… Dies müsste klappen: Frag Mumm, womit Vetinari vor dem Angriff beschäftigt war.«
»Wieso? Womit war er beschäftigt?«
»Versuch es herauszufinden.«
»Damit lässt sich nicht viel
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