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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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halten?«
    »Wie zum Beispiel Leute in …te Stücke zu schneiden oder sie von
    hohen Klippen zu stürzen?«
    »Ja, etwas in der Art…«
    Herr Tulpe schniefte, wodurch seine Nase blinkte. »Nun, damit ist al-
    les in Ordnung, wenn es einem …t Leid tut.«
    Herr Nadel staunte, und gleichzeitig regte sich Argwohn in ihm. Aber
    er spürte, wie… gewisse Dinge zu ihm aufschlossen. Gesichter verbar-
    gen sich im Dunkeln, und Stimmen flüsterten. Er wagte es nicht, den
    Kopf zu drehen, aus Furcht davor, etwas hinter sich zu sehen.
    Für einen Dol ar konnte man einen Sack Kartoffeln kaufen.
    »Und es funktioniert ?«, fragte er.
    »Klar. Bei mir zu Hause tragen die Leute seit …ten Jahrhunderten
    Kartoffeln mit sich herum. Das würden sie wohl kaum machen, wenn
    es nicht funktioniert.«
    »Woher stammst du?«
    Herr Tulpe versuchte, sich auf diese Frage zu konzentrieren, aber sei-
    ne Erinnerungen enthielten zu viel Schorf.
    »Bei mir zu Hause gab es… Wälder«, sagte er. »Und… brennende
    Kerzen«, murmelte er. »Und… Geheimnisse«, fügte er hinzu und starrte
    ins Nichts.
    »Und Kartoffeln?«
    Herr Tulpe kehrte ins Hier und Heute zurück.
    »Ja«, sagte er. »Immer gab’s jede Menge Kartoffeln. Wenn man seine
    Kartoffel hat, wird alles gut.«
    »Aber… ich dachte, man müsste in Wüsten beten, jeden Tag einen
    Tempel besuchen, Lieder singen, Armen etwas schenken…«
    »Oh, dagegen gibt es nichts einzuwenden«, erwiderte Herr Tulpe. »A-
    ber wichtig ist vor al em, dass man eine …te Kartoffel dabei hat.«
    »Dann kehrt man lebendig zurück?«, fragte Herr Nadel, der noch
    immer nach dem Kleingedruckten suchte.
    »Ja. Es hat ja keinen Sinn, tot zurückzukehren. Wer würde den …ten
    Unterschied bemerken?«
    Herr Nadel öffnete den Mund für eine Antwort, und Herr Tulpe be-
    obachtete, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
    »Jemand hat mir die Hand auf die Schulter gelegt!«, hauchte Herr Na-
    del.
    »Fühlst du dich nicht gut?«
    »Siehst du niemanden?«
    »Nein.«
    Herr Nadel bal te die Fäuste und drehte sich um. Ziemlich viele Leute
    waren auf der Straße unterwegs, aber niemand schenkte ihnen mehr als
    nur beiläufige Aufmerksamkeit.
    Sein Selbst verwandelte sich immer mehr in ein Puzzle, und er ver-
    suchte, die einzelnen Teile wieder zusammenzufügen.
    »Na schön, na schön«, sagte er. »Wir kehren jetzt zum Haus zurück,
    holen dort die restlichen Diamanten, schicken Charlie ins Jenseits und,
    und… suchen einen Gemüseladen… Muss es eine ganz bestimmte
    Kartoffel sein?«
    »Nein.«
    »Gut. Aber zuerst…« Herr Nadel blieb stehen, und sein mentales Ohr
    hörte einen Sekundenbruchteil später das Geräusch von Schritten hin-
    ter ihm verklingen. Der verdammte Vampir hatte irgendetwas mit ihm angestellt, so viel stand fest. Die Dunkelheit war wie ein Tunnel gewesen, und in der Finsternis lauerten Dinge…
    Herr Nadel glaubte an Drohungen und Gewalt, und in Zeiten wie
    dieser glaubte er auch an Rache. Eine innere Stimme, die man gerade
    noch als »Vernunft« bezeichnen konnte, brachte einen Einwand hervor,
    wurde jedoch von einer einfachen und primitiven und automatischeren
    Antwort überstimmt.
    »Der dreimal verfluchte Vampir ist schuld daran«, sagte er. »Und ei-
    nen Vampir zu töten… He, das ist praktisch lobenswert!« Seine Miene erhellte sich. Gute Taten stellten Heil in Aussicht. »Es ist allgemein
    bekannt, dass Vampire über böse okkulte Macht verfügen. Einen von
    ihnen abzumurksen… Das wäre gewissermaßen ein Punkt zu unseren
    Gunsten.«
    »Ja, aber… wen kümmert’s?«
    »Mich.«
    »In Ordnung.« Selbst Herr Tulpe wagte es nicht, Einwände zu erhe-
    ben, wenn er diesen Tonfal hörte. Herr Nadel konnte auf sehr einfal s-
    reiche Weise unangenehm werden. Außerdem gehörte es zum Ehren-
    kodex, keine Beleidigung ungesühnt zu lassen. Das war allgemein be-
    kannt.
    Nervosität drang nach und nach durch die von Badesalz und Wurm-
    pulver zerfressenen Kanäle in Herrn Tulpes Hirn. Er hatte immer be-
    wundert, dass sich Herr Nadel von schwierigen Dingen wie langen Sät-
    zen nicht einschüchtern ließ.
    »Was verwenden wir?«, fragte er. »Einen Pflock?«
    »Nein«, sagte Herr Nadel. »Bei diesem Vampir möchte ich ganz sicher
    sein.«
    Er zündete eine Zigarette an, mit einer Hand, die nur ein wenig zitter-
    te, und betrachtete dann das brennende Streichholz.
    »Ah«, brummte Herr Tulpe. »Na gut.«
    »Also los «, sagte Herr Nadel.

    Falten bildeten sich auf Rockys Stirn,

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