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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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brummten leise. Williams
    Anliegen stieß auf nur wenig Gegenliebe.
    »Dies ist ein exklusiver Ort«, sagte der Entenmann. »Wir erlauben
    nicht al en Leuten, hierher zu kommen.«
    »Aber es führt ein Weg unter die Brücke!«, wandte William ein. »Jeder
    könnte diesen Ort aufsuchen!«
    »Nun, ja«, räumte Henry Husten ein. »Die Leute könnten hierher
    kommen.« Er hustete und spuckte mit großem Geschick ins Feuer.
    »Aber sie verzichten darauf.«
    »Mistundverflucht«, erklärte der Stinkende Alte Ron. »Einen Kessel-
    flicker erwürgen? Verdammich. Ich hab’s ihnen gesagt. Jahrtausendhand und Krevetten!«
    »Dann solltest du mich besser zu meinem Büro begleiten«, sagte Wil-
    liam. »Immerhin steckte Wuffel auch unter deinem Mantel, während du
    Zeitungen verkauft hast.«
    »Jetzt ist es zu gefährlich, unterwegs zu sein«, entgegnete Tiefer Kno-
    chen.
    »Wäre es weniger gefährlich, wenn ich euch weitere fünfzig Dollar
    anbiete?«, fragte William.
    » Weitere fünfzig Dollar?«, vergewisserte sich Arnold Seitwärts. »Dann sind es insgesamt fünfzehn !«
    »Nein, hundert«, sagte William müde. »Euch ist doch wohl klar, dass
    dies im öffentlichen Interesse liegt.«
    Der Entenmann und die anderen reckten den Hals.
    »Es sieht niemand zu«, meinte Henry Husten.
    William trat vor und stieß dabei rein zufällig den Teebecher um.
    »Gehen wir«, sagte er.

    Herr Tulpe machte sich allmählich Sorgen, was sehr ungewöhnlich war.
    Normalerweise war er der Verursacher von Sorgen, nicht der Empfän-
    ger. Aber Herr Nadel verhielt sich nicht richtig, und da Herr Nadel das
    Denken erledigte, gab es al en Grund für Herrn Tulpe, beunruhigt zu
    sein. Er selbst verstand sich gut darauf, in Bruchteilen von Sekunden zu
    denken, und wenn es darum ging, Kunst zu erkennen und zu würdigen,
    konnte er auch in Jahrhunderten denken. Doch mit den mittleren Dis-
    tanzen kam er nicht gut zurecht. Dafür brauchte er Herrn Nadel.
    Doch Herr Nadel sprach mit sich selbst und starrte immer wieder in
    die Schatten.
    »Verlassen wir jetzt die Stadt?«, fragte Herr Tulpe in der Hoffnung,
    dass die Dinge den gewünschten Lauf nahmen. »Wir haben das …te
    Honorar und außerdem einen ordentlichen …ten Bonus bekommen.
    Es gibt also keinen …ten Grund, noch länger hier zu bleiben.«
    Ihn besorgte auch Herrn Nadels Gebaren dem …ten Anwalt gegen-
    über. Es war gar nicht typisch für ihn, eine Waffe auf jemanden zu rich-
    ten und sie dann nicht einzusetzen. Die Neue Firma lief nicht herum
    und drohte den Leuten. Sie war die Drohung. Der …te »Für heute lasse ich dich am Leben«-Unsinn… So was kam nur für Amateure in Frage.
    »Ich habe gefragt, ob wir die Stadt jetzt…«
    »Was geschieht deiner Meinung nach mit Leuten, wenn sie tot sind,
    Herr Tulpe?«
    Herr Tulpe erschrak. »Was ist das für eine …te Frage? Du weißt doch, was mit ihnen passiert.«
    »Weiß ich das?«
    »Natürlich. Erinnerst du dich, als wir den Burschen in der …ten
    Scheune lassen mussten und erst nach einer Woche Gelegenheit hatten,
    ihn zu begraben? Weißt du noch, wie der Körper…«
    »Ich meine nicht den Körper!«
    »Ah. Es geht dir um Religiöses, wie?«
    »Ja!«
    »Über den …ten Kram habe ich nie nachgedacht.«
    »Nie?«
    »Hab nicht einen einzigen Gedanken daran vergeudet. Ich vertraue
    meiner Kartoffel.«
    Wenige Sekunden später stellte Herr Tulpe fest, dass er einige Meter
    al ein zurückgelegt hatte, denn Herr Nadel war ganz plötzlich stehen
    geblieben.
    »Kartoffel?«
    »Ja. Ich trage sie an einem Bindfaden um den Hals.« Herr Tulpe
    klopfte sich auf die breite Brust.
    »Und das ist religiös?«
    »Kann schon sein. Wenn man im Augenblick des Todes seine Kartof-
    fel hat, wird alles gut.«
    »Was für eine Art von Religion ist das?«
    »Keine Ahnung. Außerhalb unseres Dorfes bin ich ihr nie begegnet.
    Ich war damals noch ein Kind. Ich meine, es ist wie mit den Göttern.
    Wenn man ein Kind ist, heißt es ›Das ist Gott‹ und so. Dann wird man
    erwachsen und stellt fest, dass es Millionen von Göttern gibt. Ähnlich verhält es sich mit der Religion.«
    »Und es ist alles in bester Ordnung, wenn man im Augenblick des
    Todes eine Kartoffel hat?«
    »Ja. Dann darf man zurückkehren und ein weiteres Leben führen.«
    »Selbst wenn…« Herr Nadel schluckte, denn er befand sich jetzt auf
    einem Territorium, das in seinem inneren Atlas bisher nicht existiert
    hatte. »Selbst wenn man Dinge angestel t hat, die manche Leute für
    schlimm

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