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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fort. »Immerhin gibt es im Achatenen Reich
    große Druckereien, ebenso in Omnien, wie du sicher weißt. Und zwei-
    fellos bist du auch darüber informiert, dass die Omnianer ihr heiliges
    Buch Om in großer Zahl exportieren, von ihren vielen Broschüren ganz
    zu schweigen.«
    »Evangelikaler Unsinn«, kommentierte Hughnon. »Du hättest ihn
    schon vor einer ganzen Weile verbieten sol en.«
    Erneut folgte ein langer durchdringender Blick.
    » Eine Religion verbieten, Hochwürden?«
    »Nun, als ich von verbieten sprach, meinte ich…«
    »Ich bin sicher, dass mich niemand als Despot bezeichnen kann,
    Hochwürden«, sagte Lord Vetinari streng.
    Highnon Ridcul y schätzte die Situation falsch ein und versuchte, die
    Stimmung zu verbessern. »Zumindest nicht zweimal, ahaha.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte… Zumindest nicht zweimal… ahaha.«
    »Entschuldige bitte, aber ich glaube, ich verstehe dich nicht ganz.«
    »Ich, äh, habe mir nur einen Scherz erlaubt, Have… Herr.«
    »Oh. Ja. Ahah«, sagte Vetinari, und die Worte zerfaserten in der Luft.
    »Nein, ich fürchte, den Omnianern steht es völ ig frei, ihre guten Nach-
    richten über Om zu verbreiten. Aber sei guten Mutes! Bestimmt hast du
    auch eine frohe Botschaft, bezüglich Io.«
    »Was? Oh. Ja, natürlich. Im letzten Monat hat er sich erkältet, aber in-
    zwischen ist er wieder wohlauf.«
    »Prächtig. Das sind gute Neuigkeiten. Die Drucker wären sicher bereit, sie für dich zu verbreiten, und zwar genau so, wie du es dir wünschst.«
    »Und das sind deine Gründe, Herr?«
    »Glaubst du, ich hätte noch andere?«, erwiderte Lord Vetinari. »Meine
    Motive sind wie immer völlig transparent.«
    Hughnon dachte darüber nach. »Völlig transparent« bedeutete, dass
    man entweder geradewegs hindurchsehen oder sie überhaupt nicht er-
    kennen konnte.
    Der Patrizier blätterte in einigen Unterlagen. »Im letzten Jahr hat die
    Graveursgilde ihre Gebühren gleich dreimal erhöht.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Hughnon.
    »Eine Zivilisation basiert auf Worten, Hochwürden. Worte sind Zivilisation. Und sie sollten nicht zu teuer sein. Die Welt dreht sich, Hoch-
    würden, und wir müssen uns mit ihr drehen.« Lord Vetinari lächelte.
    »Früher kämpften die Nationen wie grunzende Tiere in einem Sumpf
    gegeneinander. Die Stadt Ankh-Morpork beherrschte einen großen Teil
    jenes Sumpfes, weil sie die besseren Kral en hatte. Heutzutage nimmt
    Gold den Platz von Stahl ein, und der Ankh-Morpork-Dollar scheint
    die von al en bevorzugte Währung zu sein. Viel eicht sind morgen Wor-
    te die einzigen Waffen. Die meisten Worte, die schnellsten, die letzten.
    Blick aus dem Fenster und sag mir, was du siehst.«
    »Nebel«, sagte der Hohepriester.
    Vetinari seufzte. Manchmal hatte das Wetter kein Gespür für narrati-
    ve Zweckdienlichkeit.
    »Bei gutem Wetter«, sagte er scharf, »könntest du den großen Nachrich-tenturm auf der anderen Seite des Flusses sehen. Worte fliegen hin und
    her, erreichen uns von al en Ecken des Kontinents. Vor nicht al zu lan-
    ger Zeit nahm ein ganz gewöhnlicher Briefwechsel mit Gennua fast
    einen Monat in Anspruch. Heute kann ich schon am nächsten Tag mit
    einer Antwort rechnen. Gewisse Dinge werden leichter, aber auf eine
    andere Weise werden sie dadurch auch schwieriger. Wir müssen um-
    denken und mit der Zeit gehen. Hast du vom T-Commerce gehört?«
    »Mit dem kommerziel en Kram kenne ich mich aus. Die vielen Tee-
    sorten…«
    »Ich meine, heute kann man eine Nachricht nach Gennua schicken
    und ein Glas… Krabben bestel en, wenn man möchte. Ist das nicht
    erstaunlich?«
    »Sie wären ziemlich verdorben, wenn sie hier einträfen, Herr.«
    »Ja. Es war nur ein Beispiel. Aber stell dir eine Krabbe mal als An-
    sammlung von Informationen vor!« Es funkelte in den Augen des Pat-
    riziers.
    »Willst du andeuten, dass Krabben per Semaphor reisen könnten?«,
    fragte der Hohepriester. »Nun, vielleicht ließe es sich irgendwie bewerk-
    stelligen, sie von einem Turm zum nächsten zu werfen…«
    »Ich wollte darauf hinweisen, dass Informationen ebenfal s ge- und verkauft werden«, sagte Lord Vetinari. »Und dass Dinge, die früher als
    unmöglich galten, heute kaum mehr ein Problem darstel en. Könige
    und Lords kommen und gehen, hinterlassen nichts weiter als Statuen in
    der Wüste, während zwei junge Männer, die in einer Werkstatt basteln,
    die ganze Welt verändern.«
    Er trat zu einem Tisch, auf dem eine Karte der Scheibenwelt lag. Es
    handelte

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