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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Großbuchstaben, die kleinen befanden sich
    darunter. Man konnte eine Vorstel ung davon bekommen, wie der Text
    lauten sol te, wenn man die Bewegungen der Hände beobachtete.
    »V-e-r-d-i-e-n-e-v-i-e-l-G-e-l-d-i-n-d-e-i-n-e-r-f-r-e-i-i-g-e-n-Z-e-i-
    t…«, murmelte er.
    Eine Gewissheit formte sich. William betrachtete die schmutzigen
    Zettel neben dem Kasten.
    Sie zeigten eine gedrängt wirkende, steile Handschrift, die auf eine a-
    nal-retentive Person hinwies, mit der Tendenz, den Stift verkrampft in
    der Hand zu halten.
    Offenbar witterte Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper wieder
    ein großes Geschäft.
    William dachte gar nicht bewusst darüber nach, als er sein Notizbuch
    hervorholte, die Spitze des Stifts befeuchtete und in seiner ganz persön-
    lichen Kurzschrift notierte:
    »Es kam zu erst. Sz. im Zsh. M. d. Einr. einer Druckmaschine b. d.
    Tav. Eimer , Inh. G. Gutenhügel, Zwg. überal ist gr. Int. gew. Auch b. d.
    Wirtsch.«
    Er zögerte. Das Gespräch am anderen Ende des Raums klang jetzt
    versöhnlicher.
    »Wie viel tausend?«, fragte der Quästor.
    »Bei größeren Aufträgen wäre ein Mengenrabatt möglich«, sagte Gu-
    tenhügel. »Auch wenige Drucksachen sind kein Problem.«
    Im Gesicht des Quästors lag jener warme Glanz, den man bei Leuten
    beobachten kann, die mit Zahlen zu tun haben und sich vorstel en, wie
    eine unangenehm große Zahl in naher Zukunft schrumpft. Unter sol-
    chen Umständen hat Philosophie kaum eine Chance. Der sichtbare Teil
    von Gutenhügels Gesicht offenbarte die Zufriedenheit eines Zwergs,
    der herausgefunden hat, wie man Blei in noch mehr Gold verwandelt.
    »Nun, ein so wichtiger Vertrag muss natürlich vom Erzkanzler unter-
    zeichnet werden«, sagte der Quästor. »Aber ich versichere dir, dass er
    immer sehr aufmerksam auf das hört, was ich ihm sage.«
    »Zweifellos, Euer Lordschaft«, erwiderte Gutenhügel fröhlich.
    »Äh, da fällt mir ein…«, sagte der Quästor. »Gibt es bei euch auch ein
    Jahresessen?«
    »Oh, ja, natürlich«, meinte der Zwerg.
    »Wann findet es statt?«
    »Wann soll es stattfinden?«
    William schrieb: »Offenb. stehen gr. Gesch. mit einem gew. Bildungs-
    institut unm. bev.« Und weil er sehr ehrlich war, fügte er hinzu: »So h.
    ich geh.«
    Nun, es lief alles bestens. Einen wichtigen Brief hatte er bereits ver-
    schickt, und es gab bereits Notizen für einen zweiten – den seine Kun-
    den al erdings erst im nächsten Monat erwarteten. William ahnte, dass
    bis dahin niemand mehr echtes Interesse an dieser Sache hatte. Andererseits… Wenn er diese Angelegenheit unerwähnt ließ, würde sich bestimmt jemand beschweren. Ganz deutlich erinnerte er sich an die
    Scherereien wegen des Hunderegens in der Sirupminenstraße im ver-
    gangenen Jahr, und der hatte nicht einmal stattgefunden.
    Aber selbst wenn er die Zwerge bat, besonders große Buchstaben zu
    wählen: Eine Nachricht al ein genügte nicht.
    Mist.
    Er musste ein bisschen herumstöbern und weitere interessante Dinge
    finden.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, ging er zum Quästor.
    »Entschuldige bitte«, sagte er.
    Der vergnügte Quästor wölbte gut gelaunt eine Braue.
    »Hmm?«, erwiderte er. »Mr. de Worde, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Ich…«
    »Ich fürchte, das Schreiben in der Universität erledigen wir selbst«,
    sagte der Quästor.
    »Äh, ich wol te dich nur fragen, was du von Herrn Gutenhügels neuer
    Druckmaschine hältst, Herr«, erklärte William.
    »Warum willst du mich das fragen?«
    »Äh… weil ich es wissen möchte. Und ich möchte es für die Leser
    meiner Nachrichtenbriefe aufschreiben. Du weißt schon. Die Meinung
    eines wichtigen Repräsentanten von Ankh-Morporks thaumaturgischer
    Institution.«
    »Oh?« Der Quästor zögerte. »Meinst du die Briefe, die du der Herzo-
    gin von Quirm, dem Herzog von Sto Helit und ähnlichen Leuten
    schickst?«
    »Ja, Herr«, sagte William. Zauberer waren unglaubliche Snobs.
    »Äh. Nun, wenn das so ist… Du kannst mich mit folgenden Worten
    zitieren. Es… ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hier beginnt eine
    Entwicklung, die von al en fortschrittlich denkenden Leuten begrüßt
    wird und die Stadt schreiend und heulend ins Jahrhundert des Flug-
    hunds zerren wird.« Mit großer Aufmerksamkeit beobachtete der
    Quästor, wie William alles aufschrieb. »Und mein Name lautet A. A.
    Dinwiddie, Dr. M. (Z), Dr. Thau. B. Okk. M. Kol . B. E. Dinwiddie mit
    einem o.«
    »Ja, Dr. Dinwiddie. Äh… das Jahrhundert des Flughunds

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