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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist fast vor-
    über, Herr. Sol es heißen, dass die Stadt schreiend und heulend aus
    dem Jahrhundert des Flughunds gezerrt wird?«
    »In der Tat.«
    William schrieb es auf und fragte sich dabei, warum die Dinge immer
    schrien und heulten, wenn man sie irgendwohin zerrte. Niemand schien
    bereit zu sein, sie sanft fortzuführen.
    »Natürlich wirst du mir eine Kopie schicken, wenn der Nachrichten-
    brief fertig ist«, sagte der Quästor.
    »Ja, Dr. Dinwiddie.«
    »Und wenn du noch etwas wissen möchtest, wann auch immer… zö-
    gere nicht zu fragen.«
    »Danke, Herr. Nun, ich dachte immer, die Universität sei gegen die
    Verwendung von Drucktypen.«
    »Oh, ich finde, wir sol ten uns den aufregenden Herausforderungen
    stel en, die uns das Jahrhundert des Flughunds beschert«, sagte der
    Quästor.
    »Äh… du sprichst von dem Jahrhundert, das bald zu Ende geht.«
    »Dann wird es höchste Zeit, dass wir uns seinen Herausforderungen
    stellen.«
    »Guter Hinweis, Herr.«
    »Und jetzt muss ich flugs zur Universität zurück«, sagte der Quästor.
    »Allerdings darf ich nicht fliegen.«

    Lord Vetinari, der Patrizier von Ankh-Morpork, stocherte im Tinten-
    fass. Es enthielt auch ein wenig Eis.
    »Hast du hier nicht einmal ein anständiges Feuer?«, fragte Hughnon
    Ridcully, Hohepriester des Blinden Io und inoffizieller Sprecher des
    religiösen Establishments der Stadt. »Ich meine, ich halte nichts von
    stickigen Zimmern, aber hier drin ist es lausig kalt!«
    »Es dürfte ein wenig frisch sein, ja«, erwiderte Lord Vetinari. »Wie
    seltsam: Das Eis ist nicht so dunkel wie die flüssige Tinte. Woran liegt
    das?«
    »Vermutlich an der Wissenschaft«, sagte Hughnon gleichgültig. Wie
    sein Zaubererbruder Mustrum hielt er sich nicht gern mit Fragen auf,
    die ihm dumm erschienen. Sowohl Götter als auch Magie erforderten
    solide, vernünftige Männer, und was ihre Solidität betraf, konnte man
    die Gebrüder Ridcul y mit Felsen vergleichen. In mancher Hinsicht
    waren sie auch ebenso vernünftig.
    »Nun, wie dem auch sei… Was hast du eben gesagt?«
    »Du musst dieser Sache ein Ende bereiten, Havelock. Du kennst ja
    die… Übereinkunft.«
    Vetinari schien von dem Tintenfass fasziniert zu sein. »Ich ›muss‹,
    Hochwürden?«, fragte er ruhig, ohne aufzusehen.
    »Du weißt doch, warum wir gegen Drucktypen sind!«
    »Erinnere mich noch einmal daran… Sieh nur, es wippt auf und
    ab…«
    Hughnon seufzte. »Worte sind zu wichtig, um sie Maschinen zu über-
    lassen. Gegen das Gravieren haben wir nichts, das weißt du ja. Wir er-
    heben keine Einwände gegen Worte, die richtig festgenagelt werden.
    Aber Worte, die man auseinander nehmen kann, um aus ihren Einzel-
    teilen neue Worte zu formen… So etwas ist gefährlich. Ich dachte, du
    wärst ebenfalls dagegen.«
    »Im Großen und Ganzen, ja«, sagte der Patrizier. »Aber ich regiere
    diese Stadt jetzt seit vielen Jahren, Hochwürden, und daher weiß ich,
    dass man einen Vulkan nicht bremsen kann. Manchmal ist es besser,
    den Dingen ihren Lauf zu lassen. Für gewöhnlich kehrt nach einer Wei-
    le wieder Ruhe ein.«
    »Du hast nicht immer eine so lockere Einstel ung vertreten, Have-
    lock«, meinte Hughnon.
    Der Patrizier bedachte ihn mit einem langen kühlen Blick.
    »Flexibilität und Verständnis sind immer mein Motto gewesen«, sagte
    er.
    »Mein Gott, tatsächlich?«
    »Ja. Jetzt möchte ich, dass du, Hochwürden, und dein Bruder Folgen-
    des auf eine flexible Weise versteht: Zwerge haben das neue Unterneh-
    men gegründet. Und weißt du, wo die größte Zwergenstadt liegt,
    Hochwürden?«
    »Was? Oh… mal sehen… Es gibt da einen Ort in…«
    »Ja, das sagen die meisten Leute. Aber die richtige Antwort lautet:
    Ankh-Morpork. Inzwischen leben hier mehr als fünfzigtausend Zwer-
    ge.«
    »Das muss ein Irrtum sein.«
    »Nein, es ist die Wahrheit. Derzeit unterhalten wir sehr gute Bezie-
    hungen zu den Zwergengemeinschaften in Kupferkopf und Überwald.
    Gegenüber den Zwergen ist Ankh-Morporks Hand der Freundschaft
    ständig ausgestreckt, und zwar ein wenig nach unten. Und angesichts
    des jüngsten Kälteeinbruchs sind bestimmt al e froh darüber, dass jeden
    Tag Frachtkähne mit Kohle und Lampenöl von den Zwergenminen
    kommen. Dir dürfte klar sein, worauf ich hinauswill, oder?«
    Hughnon sah zum Kamin. Entgegen al er Wahrscheinlichkeit glühte
    dort ein einzelnes Kohlestück.
    »Außerdem lässt sich diese neue Art des Druckens kaum mehr igno-
    rieren«, fuhr der Patrizier

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