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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht zählte. Ebenso gut hätte er behaupten können, der Himmel sei
    grün.
    Die hebende Kraft des Stolzes ließ Korporal Nobbs den Bodenkon-
    takt inzwischen verlieren.
    »Könnte ich ein Exemplar für meine Mama bekommen?«, fragte er.
    »Bitte lächeln…«, sagte Otto.
    »Ich lächle …«
    »Bitte aufhörren zu lächeln.«
    Klick. WOOMPF.
    »Aarrghaarrghaarrgh…«
    Ein schreiender Vampir ist stets das Zentrum der Aufmerksamkeit.
    William trat ins Rechteckige Büro.
    Dicht hinter der Tür zeigte sich ein mit bunter Kreide gezeichneter Umriss auf dem Boden. Offenbar war Korporal Nobbs dafür verantwortlich, denn niemand sonst würde auch eine Pfeife, Blumen und ei-
    nige Wolken malen.
    Es roch nach Pfefferminz.
    Ein Stuhl war umgekippt.
    In einer Ecke des Zimmers lag ein Korb mit der oberen Seite nach
    unten.
    Ein kurzer, unheilvoll wirkender Metallpfeil steckte schräg im Boden.
    Eine Markierung wies darauf hin, dass er von der Stadtwache stammte.
    Ein Zwerg hielt sich im Büro auf. Er… Nein, berichtigte sich Wil i-
    am, als er den Rock aus dickem Leder und die etwas höheren Absätze
    der eisenbeschlagenen Stiefel bemerkte, sie lag auf dem Bauch und untersuchte etwas mit einer Pinzette. Ihr Interesse schien einem zerbro-
    chenen Krug zu gelten.
    Sie sah auf. »Bist du neu?«, fragte sie. »Wo ist deine Uniform?«
    »Nun, äh, ich, äh…«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Du bist kein Wächter, oder? Weiß
    Herr Mumm, dass du hier bist?«
    Einem Wahrheitsliebenden ergeht es manchmal wie jemandem, der
    mit einer Unterhose aus Sandpapier an einem Radrennen teilnimmt.
    William versuchte, an einer unbestreitbaren Tatsache festzuhalten.
    »Ich habe eben mit ihm gesprochen«, sagte er.
    Aber diese Zwergin ließ sich nicht mit Feldwebel Detritus oder gar
    Korporal Nobbs vergleichen.
    »Und hat er dir erlaubt, dieses Zimmer zu betreten?«, fragte sie.
    »Nun, er hat es nicht direkt erlaubt… «
    Die Zwergin erhob sich, schritt durch den Raum und öffnete die Tür.
    »Dann verschw…«
    »Oh, ein wunderrvollerr Rrahmeneffekt!«, freute sich Otto auf der
    anderen Seite der Tür.
    Klick.
    William schloss die Augen.
    WOOMPF.
    »Oh, Mistmist…«
    Diesmal fing William den Zettel auf, bevor er zu Boden fiel.
    Die Zwergin stand mit offenem Mund da. Nach einigen Sekunden
    klappte sie den Mund zu. Und öffnete ihn wieder, um zu fragen: »Was
    in aller Welt ist gerade passiert?«
    »Ich schätze, man könnte von einer Art Arbeitsunfall sprechen«, ant-
    wortete William. »Nun, ich glaube, es ist noch ein Stück Hundefutter
    übrig. Meine Güte, es muss doch eine bessere Möglichkeit geben…«
    Er wickelte ein kleines Stück Fleisch aus schmutzigem Zeitungspapier
    und ließ es auf den grauen Haufen fal en.
    Die Asche geriet in Bewegung, und Otto kehrte ins Diesseits zurück.
    Er blinzelte.
    »Alles klarr? Noch ein Bild? Diesmal mit dem Obskurrogrraphen?« Er
    griff bereits nach seiner Tasche.
    »Verschwindet von hier, auf der Stelle!«, sagte die Zwergin scharf.
    »Oh, bitte…« William sah auf die Schulter der Zwergin. »… Korporal,
    lass ihn seine Arbeit erledigen. Gib ihm eine Chance, einverstanden?
    Immerhin hat er das Schwarze Band…« Hinter der Wächterin nahm
    Otto ein hässliches, molchartiges Wesen aus einem Glas.
    »Soll ich euch beide verhaften? Ihr stört die Ermittlungen bei einem
    Verbrechen!«
    »Um was für eine Art von Verbrechen handelt es sich deiner Meinung
    nach?«, fragte William und öffnete sein Notizbuch.
    »Hinaus mit euch, ihr…«
    »Buh«, sagte Otto leise.
    Der Landaal musste bereits ziemlich unruhig gewesen sein. Jahrtau-
    sende der Evolution in einer von Magie geprägten Umwelt bewirkten,
    dass sich genug Dunkelheit für eine ganze Nacht entlud. Einen Augen-
    blick füllte sie den Raum mit reinem, massivem Schwarz, durchsetzt mit
    Blau und Violett. Erneut glaubte William zu spüren, wie ihn die Fins-
    ternis durchdrang. Dann strömte das Licht zurück, wie kaltes Wasser,
    nachdem jemand einen Kieselstein in einen See geworfen hatte.
    Die Zwergin starrte Otto an. »Das war dunkles Licht, nicht wahr?«
    »Oh, du kommst ebenfal s aus Überrwald…«, begann Otto erfreut.
    »Ja, und ich habe nicht erwartet, so etwas hier zu sehen! Hinaus !«
    Sie eilten am verblüfften Korporal Nobbs vorbei, die Treppe hinunter
    und auf den kalten Hof.
    »Gibt es da etwas, das du mir sagen solltest, Otto?«, fragte William.
    »Sie schien sehr verärgert, als du das zweite Bild aufgenommen hast.«
    »Nun, es

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