Die volle Wahrheit
hat.«
»Ja, aber von wem, Herr?«
Mumm ging so um William herum, als würde er ein seltsames neues
Objekt von allen Seiten betrachten.
»Du bist der Sohn von Lord de Worde, nicht wahr?«
»Ja, Euer Gnaden.«
»Kommandeur genügt«, sagte Mumm scharf. »Und du schreibst das
Klatschblatt?«
»Al gemein gesprochen, ja.«
»Was hast du mit Feldwebel Detritus angestellt?«
»Ich habe nur aufgeschrieben, was er sagte, Herr.«
»Aha, du hast ihn mit dem Stift bedroht.«
»Herr?«
»Aufschreiben, was die Leute sagen? Ts, ts… so etwas führt nur zu
Problemen.«
Mumm blieb stehen und bedachte William aus einer Entfernung von
nur einem knappen halben Meter mit einem durchdringenden Blick.
»Bisher war der heutige Tag nicht besonders angenehm«, sagte
Mumm. »Und mit ziemlicher Sicherheit wird alles noch schlimmer. Wa-
rum sollte ich Zeit vergeuden, indem ich mit dir rede?«
»Ich kann dir einen guten Grund nennen«, entgegnete William.
»Ich höre.«
»Du solltest mit mir reden, damit ich alles aufschreibe, Herr. Fein
säuberlich, genau so, wie du es gesagt hast. Deine Worte, direkt aufs
Papier. Und du kennst mich. Und du weißt, wo du mich finden kannst,
wenn ich nicht die richtigen Worte schreibe.«
»Ach? Soll das heißen, wenn ich mache, was du willst, dann machst
du, was du willst?«
»Ich möchte nur Folgendes sagen: Eine Lüge kann über die ganze
Welt laufen, bevor die Wahrheit ihre Stiefel angezogen hat.«
»Ha! Hast du dir das gerade einfallen lassen?«
»Nein, Herr. Aber du weißt, dass es stimmt.«
Mumm zog an seiner Zigarre. »Und du zeigst mir, was du geschrieben
hast?«
»Natürlich. Ich lasse dir eins der ersten gedruckten Exemplare der
Zeitung zukommen, Herr.«
»Ich meinte vor dem Druck.«
»Um ganz ehrlich zu sein: Nein, ich halte das nicht für eine gute I-
dee.«
»Ich bin der Kommandeur der Wache, Junge.«
»Ja, Herr. Und ich bin es nicht. Ich glaube, genau darum geht es, ob-
wohl ich noch etwas gründlicher darüber nachdenken muss.«
Mumm musterte ihn ein wenig zu lange und sagte dann mit veränder-
ter Stimme:
»Drei Putzfrauen des Dienstpersonals – ausnahmslos respektable
Frauen – haben Lord Vetinari gesehen, nachdem um sieben Uhr mor-
gens das Bellen des Hunds Seiner Exzellenz ihre Aufmerksamkeit
weckte. Er sagte…« Mumm zog sein eigenes Notizbuch zu Rate. »…
›Ich habe ihn getötet, ich habe ihn getötet, es tut mir Leid.‹ Sie bemerk-
ten etwas auf dem Boden, das ganz nach einer Leiche aussah. Lord Ve-
tinari hielt ein Messer in der Hand. Die Putzfrauen eilten die Treppe
hinunter, um jemanden zu holen. Bei ihrer Rückkehr war Seine Exzel-
lenz verschwunden. Die auf dem Boden liegende Person erwies sich als
Rufus Drumknott, persönlicher Sekretär des Patriziers. Er war nieder-
gestochen und schwer verletzt worden. Bei einer Durchsuchung des
Gebäudes entdeckte man Lord Vetinari in den Stäl en. Er lag bewusst-
los auf dem Boden. Ein Pferd war gesattelt. Die Satteltaschen enthiel-
ten… siebzigtausend Dollar… Hauptmann, dies ist dumm, verdammt
und zugenäht!«
»Ich weiß, Herr«, sagte Karotte. »Es sind die Fakten, Herr.«
»Aber es sind nicht die richtigen Fakten! Es sind dumme Fakten!«
»Ich weiß, Herr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Seine Exzellenz
versuchen würde, jemanden umzubringen.«
»Bist du übergeschnappt?«, erwiderte Mumm. »Ich kann mir nicht
vorstellen, dass es ihm Leid tut!«
Der Kommandeur drehte sich um und starrte William an, als über-
raschte es ihn, dass dieser noch immer in der Nähe weilte. »Ja?«, fragte
er.
»Warum war Seine Exzellenz bewusstlos, Herr?«
Mumm zuckte mit den Schultern. »Al em Anschein nach hat er ver-
sucht, auf das Pferd zu steigen. Er hat ein lahmes Bein. Viel eicht verlor er das Gleichgewicht und fiel… Ich kann nicht glauben, dass ich so
etwas sage. Das ist alles, verstanden?«
»Ich würde gern eine Ikonographie von dir anfertigen, wenn du ges-
tattest«, sagte William.
»Warum?«
William überlegte schnel . »Es wird die Bürger sicher beruhigen zu
wissen, dass du dich persönlich um diesen Fal kümmerst, Komman-
deur. Der Ikonograph wartet dort drüben… Otto!«
»Meine Güte, ein verdammter Vampir…«, begann Mumm.
»Er hat das Schwarze Band, Herr«, flüsterte Karotte. Mumm rol te
mit den Augen.
»Guten Morrgen«, sagte Otto. »Bitte bewegt euch nicht. Das Musterr
aus Licht und Schatten ist rrecht interressant.« Er stellte das Stativ
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