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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf, blickte in den Ikonographen und hob einen Käfig, der einen Salamander enthielt.
    »Bitte hierrherr sehen…«
    Klick.
    WOOMPF.
    »Oh, Mist…«
    Staub rieselte zu Boden, gefolgt von einem schwarzen Band.
    Einige Sekunden herrschte schockierte Stille. Dann fragte Mumm:
    »Lieber Himmel, was ist da gerade passiert?«
    »Zu viel Blitzlicht, nehme ich an«, erwiderte Wil iam. Er bückte sich
    und zog mit zitternder Hand einen Zettel aus dem kleinen grauen Kegel
    des verstorbenen Otto Chriek.
    »SEI UNBESORGT«, las er. »Der Besitzer dieses Zettels hat einen
    kleinen Unfall erlitten. Du brauchst einen Tropfen Blut von irgendeiner
    Spezies, eine Kehrschaufel und eine Bürste.«
    »Nun, die Küche ist dort drüben«, sagte Mumm. »Kümmere dich um
    ihn. Ich möchte nicht, dass ihn meine Leute mit ihren Stiefeln im gan-
    zen Gebäude verteilen.«
    »Noch eine letzte Sache, Herr«, meinte William. »Soll ich die Leute
    bitten, sich an dich zu wenden, wenn sie etwas Verdächtiges bemerkt
    haben?«
    »In dieser Stadt? Wir würden al e Wächter brauchen, um die Schlange
    unter Kontrol e zu halten. Gib nur auf das Acht, was du schreibst, das
    ist alles.«
    Die beiden Wächter schritten fort. Karotte bedachte Wil iam mit ei-
    nem matten Lächeln, als er an ihm vorbeiging.
    William riss zwei Blätter aus seinem Notizbuch, kratzte Otto vorsich-
    tig zusammen und verstaute den Staub in der Tasche, die der Vampir
    für den Transport seiner Ausrüstung benutzte.
    Dann begriff er plötzlich, dass er al ein war – Otto zählte derzeit
    vermutlich nicht. Allein im Palast, und mit Mumms Erlaubnis, sich an diesem Ort aufzuhalten. Fal s »Die Küche ist dort drüben« als Erlaubnis
    interpretiert werden durfte. Und William konnte gut mit Worten umge-
    hen. Die Wahrheit war das, was er sagte und schrieb. Ehrlichkeit hatte
    nicht unbedingt etwas damit zu tun.
    Er nahm die Tasche, ging zur rückwärtigen Treppe und näherte sich
    der Küche, aus der ein Stimmengewirr kam.
    Bedienstete wanderten mit der Verwirrung von Personen umher, die
    nichts zu tun hatten, aber noch immer dafür bezahlt wurden. William
    näherte sich einer jungen Frau, die in ein schmutziges Taschentuch
    schluchzte.
    »Entschuldige bitte, aber könnte ich wohl einen Tropfen Blut be-
    kommen… Ja. Vielleicht ist dies nicht der geeignete Augenblick«, fügte
    er hinzu, als die Frau kreischend flüchtete.
    »He, was hast du zu unserer René gesagt?«, fragte ein untersetzter
    Mann und stellte ein Tablett mit heißen Brotlaiben ab.
    »Bist du der Bäcker?«, erkundigte sich William.
    Der Mann warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Wonach sieht’s
    aus?«
    »Ich sehe, wonach es aussieht «, erwiderte Wil iam. Diese Worte brachten ihm einen zweiten durchdringenden Blick ein, der al erdings etwas
    respektvol er war. »Hiermit wiederhole ich die Frage.«
    »Zufälligerweise bin ich der Fleischer«, sagte der Mann. »Gratuliere.
    Der Bäcker ist krank. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?«
    »Kommandeur Mumm hat mich hierher geschickt«, sagte Wil iam. Es
    entsetzte ihn geradezu, wie mühelos sich die Wahrheit in etwas verwan-
    delte, das an eine Lüge grenzte, nur weil die Worte in einen neuen Zu-
    sammenhang rückten. Er öffnete sein Notizbuch. »Ich bin von der Ti-
    mes. Hast du…«
    »Was, von der Zeitung?«, fragte der Fleischer.
    »Ja. Hast…«
    »Ha! Das mit dem Winter ist völliger Unsinn. Den kältesten hatten
    wir im Jahr der Ameise. Du hättest mich fragen sol en – ich hätte dich
    vor einem Fehler bewahren können.«
    »Und du bist…?«
    »Sidney Klänsi und Sohn, Alter neununddreißig, Lange Schweine-
    fleischstraße Nummer elf. Unser Motto: Wir liefern der feinen Gesel -
    schaft das beste Fleisch für Katzen und Hunde… Warum schreibst du
    das nicht auf?«
    »Lord Vetinari isst Nahrung für Tiere?«
    »Er isst von nichts sehr viel, wie ich gehört habe. Nein, meine Liefe-
    rungen sind für den Hund bestimmt. Erlesene Delikatessen. Wir ver-
    kaufen nur das Beste in der Langen Schweinefleischstraße Nummer elf,
    geöffnet von sechs Uhr morgens bis…«
    »Oh, sein Hund, ja, natürlich«, sagte William. »Äh.« Er sah sich um –
    in der Küche herrschte noch immer reger Betrieb. Einige der Anwe-
    senden hätten ihm sicher nützliche Informationen geben können, doch
    er sprach mit einem Lieferanten von Hundefutter. Andererseits…
    »Hättest du ein kleines Stück Fleisch für mich?«, fragte er.
    »Willst du es in der Zeitung bringen?«
    »Ja. In

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