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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jemand.
    Es weilte niemand in der Nähe, der ihm irgendeine Art von Beach-
    tung schenkte. Es gab eine verbale Auseinandersetzung, an der drei
    Personen teilnahmen und bei der es um irgendeine unwichtige Angele-
    genheit ging. Gutenhügel stritt mit dem Stinkenden Alten Ron und dem
    Stinkenden Alten Ron – Ron war durchaus imstande, mit sich selbst zu
    streiten. Die Zwerge arbeiteten hart an der Presse. Otto hatte sich in
    seine dunkle Ecke im Keller zurückgezogen, wo er ebenfalls harte –
    und geheimnisvolle – Arbeit leistete.
    Nur Rons Hund beobachtete ihn. Für einen Hund, so fand William,
    hatte er einen sehr unverschämten und wissenden Blick.
    Vor einigen Monaten war Wil iam zum dritten Mal in diesem Jahr je-
    mandem begegnet, der ihm die Geschichte von einem sprechenden
    Hund in der Stadt erzählte. Er hatte erwidert, dass es sich dabei um
    einen urbanen Mythos handelte. Immer war es der Freund eines Freun-
    des, der den Hund sprechen gehört hatte, und nie gab es einen Augen-
    zeugen. Der Hund vor William sah nicht so aus, als könnte er sprechen,
    aber er schien sehr wohl in der Lage zu sein zu fluchen.
    Solche Geschichten fanden offenbar nie ein Ende. Die Leute schwo-
    ren, dass es einen Erben des alten Throns von Ankh gab, der unerkannt
    in der Stadt lebte. Es fiel Wil iam nicht weiter schwer, Wunschdenken
    als solches zu erkennen. Dann gab es da die alte Kamel e über einen
    Werwolf, der angeblich zur Wache gehörte. Bis vor kurzer Zeit hatte er
    solche Berichte für Unsinn gehalten, aber jetzt begann er zu zweifeln.
    Immerhin arbeitete ein Vampir für die Times…
    Er blickte ins Leere und klopfte mit dem Stift an seine Zähne.
    »Ich statte Kommandeur Mumm einen Besuch ab«, sagte William.
    »Das ist besser, als sich zu verkriechen.«
    »Wir bekommen al e Arten von Einladungen«, meinte Sacharissa und
    sah von ihren Papieren auf. »Nun, wenn ich von Einladungen spreche…
    Lady Selachii hat uns befohlen, an ihrem Bal nächste Woche Donnerstag teilzunehmen. Wir sollen mindestens fünfhundert Worte darüber schreiben und ihr natürlich den Artikel zeigen, bevor er in Druck geht.«
    »Gute Idee!«, rief Gutenhügel über die Schulter hinweg. »Bei Bäl en
    sind viele Personen zugegen, und…«
    »… Namen verkaufen Zeitungen«, sagte William. »Ja, ich weiß. Möch-
    test du hingehen?«
    »Ich?«, erwiderte Sacharissa. »Ich habe doch gar nichts anzuziehen!
    Ein angemessenes Kleid würde mich mindestens vierzig Dol ar kosten,
    und wir können es uns nicht leisten, so viel Geld zu vergeuden.«
    William zögerte. »Bitte steh auf und dreh dich im Kreis«, sagte er
    dann.
    Sacharissa errötete. »Warum?«
    »Ich möchte feststel en, welche Größe du hast, ganz allgemein.«
    Die junge Frau stand auf und drehte sich nervös. Ron und seine Ge-
    fährten pfiffen. Außerdem ergaben sich einige unübersetzbare Kom-
    mentare auf Zwergisch.
    »Es könnte klappen«, sagte William. »Wenn ich dir ein wirklich gutes
    Kleid besorge… Kennst du jemanden, der es ändern kann? Viel eicht
    muss es ein wenig weiter gemacht werden, zum Beispiel, äh, oben, du
    weißt schon…«
    »Von was für einer Art von Kleid sprichst du?«, fragte Sacharissa
    misstrauisch.
    »Meine Schwester hat Hunderte von Abendkleidern und verbringt ihre ganze Zeit auf unserem Landsitz«, erklärte William. »In letzter Zeit
    kommt die Familie nie in die Stadt zurück. Heute Abend gebe ich dir
    den Schlüssel des Stadthauses, dann kannst du dir ein Kleid aussuchen.«
    »Hat deine Schwester nichts dagegen?«
    »Vermutlich merkt sie überhaupt nichts davon. Außerdem würde es
    sie sicher schockieren zu erfahren, dass jemand nur vierzig Dol ar für
    ein Kleid ausgibt.«
    »Stadthaus? Landsitz?«, wiederholte Sacharissa und offenbarte damit
    die unangenehme journalistische Eigenschaft, genau jene Worte auszu-
    wählen, von denen man hoffte, dass sie unbemerkt blieben.
    »Meine Familie ist ziemlich reich«, sagte William. »Ich bin es nicht.«
    Als er nach draußen trat, sah er zum Dach auf der anderen Straßen-
    seite, weil sich dort etwas verändert zu haben schien. Vor dem Hinter-
    grund des Nachmittaghimmels zeichnete sich ein spitzer Kopf ab.
    Ein Wasserspeier. William hatte sich daran gewöhnt, sie überall in der
    Stadt zu sehen. Manchmal rührten sie sich über Monate hinweg nicht
    von der Stel e. Man bekam nur selten die Chance zu beobachten, wie
    sie von einem Dach zum anderen wechselten. Und noch seltener ge-
    schah es, dass sie sich in

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