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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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übrig«,
    erwiderte Gutenhügel. Er bemerkte Williams Gesichtsausdruck, lächelte
    und klopfte ihm so weit oben auf den Rücken, wie es einem Zwerg
    möglich war. »Keine Sorge, Junge. Wir möchten unsere Investition
    schützen.«
    »Und ich gehe nicht«, sagte Sacharissa. »Ich brauche den Dol ar.«
    »Zwei Dollar«, entgegnete William geistesabwesend. »Wird Zeit für
    eine Erhöhung. Was ist mit dir, Ott… Oh, könnte jemand Otto zu-
    sammenfegen?«
    Kurze Zeit später trat der wieder auferstandene Vampir zum Stativ
    und zog mit zitternden Fingern eine Kupferplatte aus dem Kasten.
    »Und was passierrt jetzt?«
    »Bleibst du bei uns? Es könnte gefährlich sein«, fügte Wil iam hinzu.
    Eine halbe Sekunde später wurde ihm klar, dass er diese Worte an einen
    Vampir richtete, der fast bei jedem Bild, das er anfertigte, zu Staub zer-
    fiel.
    »Welche Arrt von Gefahrr meinst du?«, fragte Otto und neigte die
    Platte hin und her, während er sie betrachtete.
    »Nun, es könnten sich juristische Probleme ergeben.«
    »Hat jemand Knoblauch errwähnt?«
    »Nein.«
    »Kann ich hunderrtachtzig Dollarr fürr den neuen Ikonogrraphen A-
    kina TRR-10 bekommen, ausgestattet mit zwei Kobolden, Teleskopsitz
    und einem grroßen, glänzenden Hebel?«
    »Äh… noch nicht.«
    »Na schön«, sagte Otto gleichmütig. »Dann bitte ich um fünf Dollarr
    für Rreparraturren und Verrbesserrungen. Inzwischen ist mirr klarr,
    dass dies eine anderre Arrt von Arrbeit ist.«
    »In Ordnung. Einverstanden.« William blickte sich in der Druckerei
    um.
    Al e schwiegen und sahen ihn an.
    Vor einigen Tagen hätte er an diesem Tag mit… Langeweile gerech-
    net. Es war fast immer langweilig, wenn er den Nachrichtenbrief ge-
    schrieben und verschickt hatte. Für gewöhnlich verbrachte er die Zeit
    damit, durch die Stadt zu wandern oder in seinem kleinen Büro zu le-
    sen, während er auf den nächsten Kunden wartete, der einen Brief dik-
    tieren oder sich vorlesen lassen wol te.
    Sowohl mit dem einen als auch mit dem anderen waren Probleme
    verbunden. Wer seine Briefe einer Person anvertraute, die zuverlässig
    wirkte und zufäl igerweise in der richtigen Richtung unterwegs war,
    hatte für gewöhnlich wichtige Dinge mitzuteilen. Aber um welche
    Probleme es dabei auch ging: Sie betrafen nicht ihn. Nicht er richtete einen letzten dringenden Appel an den Patrizier oder empfing die
    schreckliche Nachricht vom Einsturz des Schachtes Nummer drei. Er
    hatte natürlich versucht, es für seine Kunden leichter zu machen, im
    Großen und Ganzen mit Erfolg. Wenn Stress ein Nahrungsmittel dar-
    stellte, so war es ihm gelungen, sein Leben in Haferbrei zu verwandeln.
    Die Presse wartete. Sie wirkte jetzt wie ein großes Tier. Bald würde er
    sie mit vielen Worten füttern, doch bestimmt wartete sie in einigen
    Stunden erneut mit großem Appetit. Man konnte sie noch so vol stop-
    fen – sie bekam nie genug.
    William schauderte. In welche Lage hatte er sich und die anderen ge-
    bracht?
    Aber er spürte auch, wie es in ihm brannte. Irgendwo gab es eine
    Wahrheit, und er hatte sie noch nicht gefunden. Er musste sie entde-
    cken, denn eins stand fest: Sobald die neue Ausgabe der Times in den Straßen der Stadt verkauft wurde…
    »Mistundverflucht!«
    »Hawrrak… pwit!«
    »Quak!«
    William musterte die Neuankömmlinge. Nun, die Wahrheit verbarg
    sich an unwahrscheinlichen Orten und hatte seltsame Diener.
    »Beginnen wir mit dem Druck«, sagte er.

    Eine Stunde später. Die Verkäufer kehrten bereits zurück, um Nach-
    schub zu holen. Das Donnern der Presse ließ das Dach erzittern. Bei
    jedem Pochen sprang der Hügel aus Kupfer vor Gutenhügel nach o-
    ben.
    William betrachtete sein Spiegelbild in einem glänzenden Messingteil.
    Irgendwie hatte er es fertig gebracht, sich überal mit Tinte zu be-
    schmutzen. Er holte sein Taschentuch hervor und versuchte, die
    schwarzen Flecken wegzuwischen.
    Er hatte Insgesamt Ingobert beauftragt, die Times am Pseudopo-
    lisplatz zu verkaufen, denn er hielt ihn für den vernünftigsten Repräsen-
    tanten der Gruppe. Zumindest mit fünf Persönlichkeiten in ihm ließ
    sich ein kohärentes Gespräch führen.
    Inzwischen hatten die Wächter sicher Gelegenheit gehabt, die Zeitung
    zu lesen, selbst wenn sie bei den längeren Worten jemanden um Hilfe
    bitten mussten.
    William spürte einen Blick auf sich ruhen. Er drehte sich um und sah
    zu Sacharissa, die mit gesenktem Kopf in ihren Unterlagen blätterte.
    Hinter ihm kicherte

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