Die volle Wahrheit
sagte William. »In Grundschrift, Groß- und Kleinbuch-
staben, über zwei Spalten: ›Wer regiert die Stadt, während Lord Vetinari
im Gefängnis sitzt? Als man ihn heute nach seiner Meinung fragte, sag-
te ein bekannter Anwalt, er wisse es nicht und es ginge ihn auch nichts
an. Herr Schräg von der Anwaltsgilde fügte hinzu ›…‹.«
»Das darfst du nicht in deiner Zeitung bringen!«, bel te Herr Schräg.
»Bitte zitiere ihn wörtlich, Herr Gutenhügel.«
»Ist bereits im Satz«, erwiderte der Zwerg, während bleierne Typen
klickten. Aus dem Augenwinkel sah William, wie Otto aus dem Keller
kam; die Geräusche hatten ihn ganz offensichtlich verwirrt.
»›Herr Schräg sagte weiterhin…‹« William sah den Anwalt an.
»Es dürfte euch sehr schwer fallen, das alles ohne die verdammte
Presse zu drucken!«, sagte Herr Schmeichler, ohne den verzweifelten
Gesten des Anwalts Beachtung zu schenken.
»…›lautete die Ansicht von Herrn Schmeichler, dem Oberhaupt der
Graveursgilde‹ – Schmeichler wie schmeicheln –, ›der zuvor versuchte,
die Times mit einem illegalen Dokument aus dem Geschäft zu drängen.‹« Williams Mund schien voller Säure zu sein, trotzdem fand er gro-
ßen Gefal en an dieser Sache. »›Als man Herrn Schräg nach seiner Mei-
nung zu diesem eklatanten Verstoß gegen die Gesetze der Stadt fragte,
sagte er…‹«
»HÖR ENDLICH DAMIT AUF, ALLES AUFZUSCHREIBEN,
WAS WIR SAGEN!«, heulte Herr Schräg.
»Bitte den ganzen Satz in Großbuchstaben setzen, Herr Gutenhügel.«
Die Trolle und Zwerge starrten William und den Anwalt an. Sie beg-
riffen, dass ein Kampf stattfand, aber sie sahen kein Blut.
»Falls du soweit bist, Otto…«, sagte William und drehte sich um.
»Wenn die Zwerrge so frreundlich wärren, ein wenig zusammenzur-
rücken«, meinte Otto und blickte in den Ikonographen. »Oh, das ist gut, das Licht glüht auf den Äxten… Wenn die Trrolle bitte ihrre Fäuste schwingen würrden, ja herrvorrragend. Und jetzt bitte al e lächeln…«
Es ist erstaunlich, wie sehr die Leute bereit sind, jemandem zu gehorchen, der ein Objektiv auf sie richtet. In der nächsten Sekunde kommen
sie wieder zur Vernunft, aber mehr Zeit ist auch nicht nötig.
Klick.
WOOMPF.
»… aaarrghaaarrghaaarrghaaaaagh…«
William erreichte den fal enden Ikonographen unmittelbar vor Herrn
Schräg, der für einen Mann ohne sichtbare Knie ziemlich schnel war.
»Das gehört uns«, sagte Wil iam und hielt den Ikonographen fest,
während um sie herum der Staub von Otto Chriek zu Boden sank.
»Was hast du mit dem Bild vor?«
»Ich brauche dir keine Auskunft zu geben. Dies ist unser Schuppen.
Wir haben dich nicht gebeten, hierher zu kommen.«
»Ich bin aus rechtlichen Gründen hier!«
»Dann kann es sicher nicht falsch sein, ein Bild aufzunehmen, oder?«,
fragte Wil iam. »Aber wenn du einen anderen Standpunkt vertrittst, bin
ich gern bereit, dich zu zitieren.«
Schräg warf ihm einen bitterbösen Blick zu und kehrte dann zur
Gruppe an der Tür zurück. Wil iam hörte, wie er sagte: »Es ist meine
ernsthafte juristische Meinung, dass wir diesen Ort jetzt besser verlas-
sen sollten.«
»Aber du hast doch gesagt, du könntest…«, begann Schmeichler und
starrte zu William.
»Es ist meine sehr ernsthafte Meinung«, betonte Herr Schräg, »dass wir jetzt gehen, und zwar schweigend .«
»Aber du hast gesagt…«
»Wir sind stil !«
Sie gingen.
Die Zwerge seufzten und verstauten ihre Streitäxte wieder unterm
Stein.
»Willst du das wirklich in der Zeitung bringen?«, fragte Gutenhügel.
»Das gibt bestimmt Ärger«, ließ sich Sacharissa vernehmen.
»Ja, aber wie viel Ärger haben wir bereits?«, fragte William. »Auf einer
Skala von eins bis zehn?«
»Im Augenblick… etwa acht«, sagte Sacharissa. »Aber wenn die
nächste Ausgabe in den Straßen verkauft wird…« Sie schloss kurz die
Augen, und ihre Lippen bewegten sich, als sie rechnete. »Etwa zweitau-
senddreihundertsiebzehn?«
»Wir bringen alles«, entschied William.
Gutenhügel wandte sich an die Arbeiter. »Verliert eure Äxte nicht aus
den Augen, Jungs.«
»Hört mal, ich möchte nicht, dass jemand anders in Schwierigkeiten
gerät«, sagte William. »Ich bin auch bereit, den ganzen Kram selbst zu
setzen und anschließend einige Ausgaben zu drucken.«
»Es sind mindestens drei Personen erforderlich, um die Presse zu be-
dienen, und selbst dann lässt die Geschwindigkeit zu wünschen
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