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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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begann er.
    »Dies ist eine fast magische Methode, um schnell viele Kopien eines
    Schriftstücks herzustellen«, sagte Gutenhügel. Ein anderer Zwerg er-
    schien an seiner Seite und hielt ein großes Rechteck. Es enthielt viele
    verkehrt herum aufgereihte Buchstaben aus Metal . Gutenhügel nahm
    es entgegen, sah William an und lächelte.
    »Möchtest du noch irgendetwas verändern, bevor wir in Druck ge-
    hen?«, fragte er. »Es wäre kein Problem. Genügen dir zwei Dutzend
    Exemplare?«
    »Meine Güte«, sagte William. »Dies ist Drucken, nicht wahr?«

    Der Eimer war eine Art Taverne. Dort war es nicht besonders vol . Seit dem Niedergang des Viertels verirrte sich kaum mehr jemand hierher.
    Nur wenige Geschäfte säumten die Straße, dafür um so mehr Hinterhö-
    fe und Lagerhäuser. Niemand erinnerte sich daran, warum die Straße
    »Schimmerstraße« hieß – sie hatte nichts Glänzendes.
    Die Idee, eine Taverne ausgerechnet » Eimer « zu nennen, stand wohl
    kaum auf der Liste besonders guter Marketing-Entscheidungen. Eigen-
    tümer und Wirt war Herr Käse, ein hagerer, ausgetrocknet wirkender
    Bursche, der nur dann lächelte, wenn er von besonders scheußlichen
    Mordfäl en hörte. Früher hatte er immer zu knapp ausgeschenkt und als
    Ausgleich dafür zu wenig Wechselgeld gegeben. Doch inzwischen war
    der Eimer zur inoffiziel en Stammkneipe der Stadtwache geworden.
    Polizisten trinken am liebsten dort, wo sie ungestört sind und nicht
    daran erinnert werden, dass sie Polizisten sind.
    Daraus ergaben sich gewisse Vorteile. Selbst lizensierte Diebe ver-
    zichteten darauf, den Eimer auszurauben. Polizisten wollten ihre Ruhe haben, wenn sie tranken. Andererseits kannte Herr Käse keinen größeren Haufen von Kriminellen als jene Leute, die sich ihm in den Uni-
    formen von Wächtern präsentierten. Schon während des ersten Monats
    sah er mehr falsche Dollar und sonderbare fremde Währungen als in
    den zehn Jahren zuvor. So etwas konnte sehr deprimierend sein. Aber
    einige Mordbeschreibungen waren sehr lustig.
    Einen Teil seines Lebensunterhalts verdiente er mit der Vermietung
    einiger alter Schuppen und Keller, die an seine Taverne grenzten. Für
    recht kurze Zeit konnte man dort die Art von begeisterten Produzenten
    antreffen, die glaubte, mit der Herstel ung aufblasbarer Dartscheiben
    viel Geld verdienen zu können.
    Jetzt hatten sich erstaunlich viele Leute vor dem Eimer eingefunden und lasen ein Plakat, das Gutenhügel an die Tür geheftet hatte – noch
    mit dem Schreibfehler. Der Zwerg folgte William nach draußen und
    ersetzte das Plakat durch die korrigierte Version.
    »Das mit deinem Kopf tut mir Leid«, sagte er. »Offenbar haben wir
    einen ziemlichen Eindruck bei dir hinterlassen. Dafür bekommst du das
    hier gratis.«
    William schlich nach Hause und hielt sich dabei in den Schatten, um
    eine Begegnung mit Herrn Kratzgut zu vermeiden. Er schob die ge-
    druckten Briefe in ihre Umschläge, brachte sie zum Mittwärtigen Tor
    und gab sie dort den Boten, einige Tage früher als sonst.
    Die bedachten ihn mit sehr sonderbaren Blicken.
    Er kehrte zu seiner Unterkunft zurück und betrachtete sich dort im
    Spiegel über dem Waschbecken. Ein R, gedruckt in den Farben eines
    Blutergusses, beanspruchte einen großen Teil seiner Stirn.
    Er versteckte es hinter einem Verband.
    Ihm blieben noch achtzehn Exemplare seines Nachrichtenbriefes. Er
    überlegte und kam sich recht wagemutig vor, als er in seinen Unterlagen
    nach den Adressen von achtzehn prominenten Bürgern suchte, die es
    sich leisten konnten, für Nachrichten zu bezahlen. In einem kurzen
    Begleitbrief bot er seine Dienste an, und zwar für… Er dachte gründ-
    lich darüber nach und schrieb dann sorgfältig »5 $«. Anschließend falte-
    te er die achtzehn Blätter und steckte sie in achtzehn Umschläge. Na-
    türlich konnte er Herrn Kratzgut bitten, weitere Kopien anzufertigen,
    aber so etwas hatte er nie für richtig gehalten. Der alte Knabe verbrachte den ganzen Tag damit, die Worte aus dem Holz zu schnitzen, und es
    gehörte sich einfach nicht, seine Kunst mit der Bitte zu beflecken, Dut-
    zende von Duplikaten anzufertigen. Das hielt William für respektlos.
    Aber Metal klumpen und Maschinen brauchte man nicht zu respektie-
    ren. Maschinen lebten nicht.
    Genau an dieser Stelle begannen die Probleme. Und es würde Prob-
    leme geben. Erstaunlicherweise waren die Zwerge völlig unbekümmert
    geblieben, als Wil iam sie darauf hingewiesen hatte, wie viel

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