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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Würstchen?«
    »Ja. Wurde er verletzt?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte der Zwerg nach kurzem Zögern. »Eins
    steht fest: Er hat dem jungen Donneraxt ein heißes Würstchen ver-
    kauft.«
    William dachte darüber nach. In Ankh-Morpork gab es viele Fal en
    für einen unachtsamen Neuankömmling.
    »Nun, ist mit Herrn Donneraxt alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich. Eben gerade rief er unter der Tür durch, dass er sich
    viel besser fühlt, aber noch einige Zeit auf dem Abort bleiben möchte.«
    Der Zwerg griff unter den Tisch und reichte William ein rechteckiges,
    in fleckiges Wachspapier gehülltes Objekt.
    »Das gehört dir, glaube ich.«
    William wickelte das Stück Buchsbaumholz aus. Ein Wagenrad war
    darüber hinweggerollt und hatte es splittern lassen. Darüber hinaus
    konnte man die Buchstaben kaum mehr als solche erkennen. William
    seufzte.
    »Entschuldige bitte«, sagte der Zwerg. »Was hat es mit diesem Ge-
    genstand auf sich?«
    »Er war für einen Holzschnitt vorbereitet«, antwortete William und
    fragte sich, wie er dieses Konzept einem Zwerg erklären sol te, der sich
    erst seit kurzer Zeit in der Stadt aufhielt. »Du weißt schon. Gravuren
    und so. Eine… fast magische Methode, um viele Kopien eines Schrift-stücks herzustel en. Ich fürchte, jetzt muss ich eine neue Vorlage anfer-
    tigen.«
    Der Zwerg bedachte ihn mit einem seltsamen Blick, nahm dann das
    Stück Buchsbaumholz und drehte es hin und her.
    »Weißt du«, sagte Wil iam, »der Graveur schneidet einen Teil des Hol-
    zes weg und…«
    »Hast du noch das Original?«, fragte der Zwerg.
    »Wie bitte?«
    »Das Original«, wiederholte der Zwerg geduldig.
    »Oh, ja.« William griff in die Innentasche seiner Jacke und holte es
    hervor.
    »Kann ich es mir kurz ausleihen?«
    »Nun, meinetwegen, aber ich brauche es, um…«
    Der Zwerg überflog den Brief, drehte sich dann um und schlug auf
    den Helm des nächsten Zwergs. Es machte laut Boing.
    »Zehn Punkt, Durchschuss drei«, sagte er. Der andere Zwerg nickte.
    Seine rechte Hand huschte über ein Gestel mit kleinen Schachteln und
    wählte Dinge aus.
    »Ich sollte besser heimkehren, um…«, begann William.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte der oberste Zwerg. »Komm mit.
    Dies dürfte einen Literaten wie dich interessieren.«
    William folgte ihm an fleißigen Zwergen vorbei zu der Maschine, die
    immer wieder dumpf donnerte.
    »Oh«, sagte er fast enttäuscht. »Eine Gravurpresse.«
    »Diese Presse ist ein wenig anders«, erwiderte der Zwerg. »Wir haben
    sie… modifiziert.« Er nahm einen großen Bogen Papier von einem
    Stapel neben der Presse und reichte ihn William, der las:

    GUNILLA GUTENHÜGEL & CO

Suchen respektvoll
    Arbeit für ihre neue

WORTSCHMIEDE
Eine Methode zur Herstel ung
    vieler Abdrucke
    Wie man sie biser nicht kannte.

    Vernünftige Preise.
    Bei der Taverne ›Eimer‹,
    Ecke Schimmerstraße/Sirupminenstraße,
    Ankh-Morpork

    »Was hältst du davon?«, fragte der Zwerg schüchtern.
    »Bist du Gunilla Gutenhügel?«
    »Ja. Wie findest du es?«
    »Nuuun… ich muss sagen, die Buchstaben sind alle recht hübsch und
    regelmäßig«, meinte William. »Aber ich weiß nicht, was daran neu sein
    sol . Und ›bisher‹ ist falsch geschrieben. Es fehlt ein ›h‹ nach dem ›s‹.
    Wenn die Leute nicht lachen sol en, müsst ihr al es noch einmal aus
    dem Holz schneiden.«
    »Glaubst du?«, fragte Gutenhügel. Er stieß einen seiner Mitarbeiter
    an.
    »Gib mir ein kleines h, sechsundneunzig Punkt. Herzlichen Dank,
    Caslong.«
    Gutenhügel beugte sich über die Presse, griff nach einem Schrauben-
    schlüssel und hantierte irgendwo in mechanischer Düsternis.
    »Für so saubere Buchstaben braucht man eine ruhige Hand«, sagte
    William. Er bedauerte ein wenig, auf den Fehler hingewiesen zu haben.
    Vermutlich hätte ihn niemand bemerkt. Die Bewohner von Ankh-
    Morpork hielten die Rechtschreibung für ein optionales Extra. Sie
    glaubten auf die gleiche Weise daran wie an die Zeichensetzung: Es
    spielte keine Rol e, wo man sie unterbrachte, solange sie nur da war.
    Der Zwerg beendete seine geheimnisvolle Aktivität, betupfte im In-
    nern des Apparates etwas mit einem Stempelkissen und richtete sich
    dann auf.
    »Das mit der Rechtschreibung…« Bumm »… ist bestimmt nicht so
    wichtig«, sagte William.
    Gutenhügel öffnete die Presse und reichte William einen feuchten
    Bogen Papier.
    Er las.
    Das zusätzliche ›h‹ befand sich genau an der richtigen Stel e.
    »Wie…?«,

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