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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eigenen Platz. Eine Bestimmung.«
    William nickte. Mit Worten kannte er sich aus. »Nische?«, fragte er.
    »Was in der Art, ja.« Schnapper seufzte. »Das mit den Semaphoren
    habe ich verpasst. Hab’s einfach nicht kommen sehen. Plötzlich hatte
    jeder eine eigene Nachrichtengesellschaft. Alle wollten ordentlich Geld
    scheffeln, und da blieb für unsereins nicht mehr viel übrig. Mit dem
    Fäng Schui hätte ich erfolgreich sein können. War reines Pech, dass es
    nicht geklappt hat.«
    »Ich habe mich mit dem Stuhl an einer anderen Stel e wirklich besser
    gefühlt«, sagte Wil iam. Dieser Rat hatte ihn zwei Dol ar gekostet, zu-
    sammen mit der Anweisung, den Deckel auf dem Abort zu lassen, da-
    mit der Drache der Traurigkeit ihm nicht in den Hintern flog.
    »Du warst mein erster Kunde, und dafür danke ich dir«, sagte
    Schnapper. »Es war al es vorbereitet, die Schnapper-Windspiele, die
    Schnapper-Spiegel und so weiter. Es hätte überhaupt keine Probleme
    geben dürfen, denn al e Dinge waren so positioniert, dass sie maximale
    Harmonie zum Ausdruck brachten. Und dann… paff! Schon wieder
    fäl t ein übles Karma auf mich herab.«
    »Es dauerte eine Woche, bis Herr Nochmehrdavon wieder gehen
    konnte«, sagte William. Der Fall von Schnappers zweitem Kunden war für die Nachrichtenbriefe sehr nützlich gewesen und damit die zwei
    Dollar durchaus wert.
    »Ich wusste gar nicht, dass es tatsächlich einen Drachen der Traurigkeit gibt«, meinte Schnapper.
    »Viel eicht gab es auch gar keinen – bis du ihn davon überzeugt hast,
    dass einer existiert«, entgegnete William.
    Schnappers Miene erhel te sich ein wenig. »Ah, ja, du kannst sagen,
    was du willst: Ich habe es immer gut verstanden, Ideen und Vorstel un-
    gen zu verkaufen. Kann ich dich viel eicht davon überzeugen, dass du
    ein heißes Würstchen essen möchtest?«
    »Oh, ich muss weiter, um dies hier…« William unterbrach sich. »Hat
    da gerade jemand geschrien?«
    »Irgendwo habe ich auch noch ein Stück Schweinefleischpastete«, sag-
    te Schnapper und suchte in seinem Bauchladen. »Ich biete es dir zum
    Sonderpreis an…«
    »Ich bin ganz sicher, dass ich etwas gehört habe«, sagte William.
    Schnapper spitzte die Ohren. »Eine Art Rumpeln?«, fragte er.
    »Ja.«
    Sie starrten in die träge wogenden Nebelschwaden des Breiten Weges.
    Die sich plötzlich in einen großen, von einer Plane bedeckten Karren
    verwandelten, der sich unaufhaltsam und schnell näherte…
    Bevor etwas aus der Nacht herangeflogen kam, ihn zwischen den Au-
    gen traf und alles schwarz werden ließ, hörte William noch, wie jemand
    rief: »Haltet die Presse an!«

    Das Gerücht – Williams Federkiel hatte es so ans Papier geheftet wie
    einen Schmetterling an Kork – kam einigen Leuten nicht zu Ohren,
    weil sie mit anderen, dunkleren Dingen beschäftigt waren.
    Ihr Ruderboot glitt durch das zischende Wasser des Ankh. Dahinter
    schlossen sich die Fluten langsam wieder.
    Zwei Männer hielten Ruder in den Händen. Ein dritter Mann saß am
    spitzen Ende des Bootes, gelegentlich sprach er.
    Er sagte Dinge wie: »Mir juckt die Nase.«
    »Du wirst dich gedulden müssen, bis wir unser Ziel erreicht haben«,
    erwiderte einer der beiden Ruderer.
    »Ihr könntet mich noch einmal losbinden. Das Jucken ist ziemlich
    unangenehm.«
    »Wir banden dich los, als wir eine Pause zum Abendessen einlegten.«
    »Da juckte mir die Nase nicht.«
    Der zweite Ruderer fragte: »Soll ich ihm noch einmal mit dem …ten
    Ruder auf den …ten Kopf schlagen, Herr Nadel?«
    »Gute Idee, Herr Tulpe.«
    Es pochte dumpf in der Dunkelheit.
    »Au.«
    »Mach kein Theater mehr, Freund, sonst verliert Herr Tulpe die Ge-
    duld.«
    »Da hast du …t Recht.« Das folgende Geräusch klang nach einer
    Hochleistungspumpe.
    »He, sei vorsichtig mit dem Zeug!«
    »Hat mich …t noch nicht umgebracht, Herr Nadel.«
    Das Boot wurde langsamer und blieb neben einem kleinen, nur selten
    benutzten Landesteg im Wasser stecken. Die hoch gewachsene Gestalt,
    die zuvor Herrn Nadels Aufmerksamkeit beansprucht hatte, wurde an
    Land gehoben und dann durch eine Gasse gezerrt.
    Kurze Zeit später rol te eine Kutsche durch die Nacht davon.
    Man sollte meinen, in einer so dunklen, kalten und nebligen Nacht
    gebe es keine Zeugen für diese Szene.
    Aber es gab jemanden. Das Universum verlangt einen Beobachter für
    alle Ereignisse, denn anderenfalls würden sie gar nicht stattfinden.
    Eine Gestalt löste sich aus den Schatten einer nahen Gasse. Eine

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