Die Vollstrecker
Wenn sie Probleme bekamen, dann waren es bestimmt welche, für die ich mich ebenfalls interessierte, weil sie in meinen Bereich hineinfielen, aber das behielt ich für mich.
Hand in Hand, wie zwei frisch Verliebte, gingen sie durch die Halle auf den Ausgang zu.
Meinen skeptischen Blick sahen sie nicht…
»Es ist ein Wunder«, flüsterte Purdy.
»Genau.«
»Bist du wirklich meiner Meinung?«
»Wenn ich es dir sage. Aber ich frage mich trotzdem, wo das Wunder beginnt und das Schicksal aufhört. Irgendwo muß es doch eine Überschneidung geben.«
»Die für uns nur von Vorteil sein kann.«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Eric hielt ihr die Tür auf. »So leicht wird man uns jetzt nicht mehr trennen, und vor allen Dingen nicht durch den Tod.«
Noch vor der Treppe war Purdy Prentiss stehengeblieben. »Ich möchte dich etwas fragen, Eric.«
»Bitte.«
Sie schaute zum Himmel, der hell und grau zugleich war. Wo keine Wolken standen, schimmerte das kräftige Blau durch. »Bist du verheiratet oder lebst du in einer Beziehung?«
»Nein.«
»Ehrlich nicht?«
»Ich schwöre.«
Sie winkte ab. »Das brauchst du nicht. Ich glaube dir auch so. Bei mir ist es ähnlich. Ich habe keine feste Beziehung. Das heißt nicht, daß ich nie einen Freund hatte, aber es hat mich immer etwas davon abgehalten, eine Partnerschaft einzugehen oder zu heiraten. Ist doch komisch, wie?«
»Bei mir war es ebenso. Die gleichen Gedanken wie bei dir. Eine innere Stimme riet mir, abzuwarten. Die Richtige würde kommen, und dann würde ich es sofort wissen,«
»Was ist jetzt?«
»Nun haben wir uns gefunden.«
Beide lachten und umarmten sich wieder. Purdy Prentiss fühlte sich glücklich. Auch weil sie vor der obersten Stufe dieser Treppe stand und sie den Eindruck bekam, von hier aus die ganze Welt überblicken zu können. Dabei war es nur ein Platz vor dem Gebäude, der von Autos umfahren wurde, auf den selbst aber nur Fußgänger ihre Schritte setzten.
Tief saugte sie die Luft ein. Sie fühlte sich so phantastisch wie selten. Es ging ihr gut, ein anderes Leben lag vor ihr. Dazu an der Seite eines Mannes, den sie erst vor kurzem kennengelernt hatte, der ihr jedoch so vertraut war wie nach langen Ehejahren.
Sie wollte etwas sagen, als Eric einen Schritt zur Seite trat und dann nach vorn ging. Er blieb auf der zweiten Stufe von oben stehen, drehte sich um und schaute an Purdy vorbei in die Höhe.
»Was ist denn?«
»Es kommt!«
Plötzlich ging alles blitzschnell. Purdy wußte noch immer nicht, wovon ihr neuer Partner sprach, aber er reagierte bereits. Während sie ebenfalls einige Stufen nach vorn lief, sah sie, wie er seinen rechten Arm zurückzog und mit der Hand in die Höhe seines Nackens faßte. Mit einer sehr glatten Bewegung zog er die Klinge hervor. Er stieß dabei einen Kampfschrei aus, hatte auf zwei Stufen Halt gefunden und deutete mit der freien Hand in die Höhe.
Purdy schaute ebenfalls hin.
Es war erschreckend, was sie sah. Liber dem Dach des Gerichtsgebäudes stand eine mächtige rotbraune Wolke. Eine normale schien sich verfärbt zu haben, aber es war keine Wolke, wenn sie genauer hinschaute. Was sie da zu sehen bekam, konnte mit dem menschlichen Verstand nicht so schnell erfaßt werden.
Es war ein Ungeheuer. Ein Monstrum. Eine Mischung aus Drachen, Mensch und Löwe. Riesige Flügel mit gewaltigen Spannbreiten, ein ebenfalls mächtiger Körper mit zwei gewaltigen Brüsten, die auf eine Frau hindeuteten. Haare wie eine Löwenmähne. Ein großes Maul mit weißem, scharfem Gebiß. Gewaltige Arme, übergroß, mit gefährlichen Krallen, die das Wesen ausgefahren hatte. Es hockte auf dem Dach wie eine plötzliche Erscheinung. Es glotzte in die Tiefe, und der Blick der gnadenlosen Augen war auf die beiden Vollstrecker gerichtet.
»Wer ist das, Eric?«
»Ich weiß es nicht!«
»Ein Feind. Er ist schon da!«
»Ich habe ihn noch nie gesehen.«
Eric hielt das Schwert mit beiden Händen. Er richtete die Klinge gegen das Monstrum, das nur auf die Bewegung gewartet zu haben schien, denn plötzlich stieß es sich ab und hechtete vom Dach des Hauses auf die Treppe zu…
***
Ich war bewußt nicht mit den beiden gegangen, denn ich wollte sie nicht stören. Es war kaum zu fassen, selbst für mich nicht. Konnte es wirklich so ungeheure Zufälle geben oder gehörte alles zu einem Kreislauf, der die Menschen in der Welt immer wieder in Atem hielt?
Ich konnte keine Antwort geben, aber diese beiden hatten über Jahrtausende
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