Die Vollstrecker
kann man ausgehen.«
»Wunderbar.« Er holte ein Handy hervor. »Das werde ich am besten sofort in die Wege leiten. Ich rufe meinen Chef an.«
»Arbeiten Sie für einen privaten Schutzdienst?«
»Nein, ich arbeite für die Regierung, Mr. Sinclair. Der Job wird zwar nicht so gut bezahlt, aber ich kann davon leben.«
»Wem sagen Sie das?«
Eric La Salle ging von mir weg und stellte sich an eine Säule. Erst jetzt kam ich richtig zum Nachdenken, und ich fühlte mich auf eine gewisse Art und Weise auch überrollt. Alles war wahnsinnig schnell abgelaufen. Daß sich die Dinge innerhalb so kurzer Zeit entwickeln und verändern könnten, hätte ich nicht gedacht.
Eric sprach noch immer. Er schien Schwierigkeiten damit zu haben, seinen Chef zu überzeugen. Ich hörte sogar, was er sagte. Er sprach davon, daß er krank geworden sei und unbedingt Ersatz brauche. Nach einigem hin und her war es dann soweit. La Salle hatte gewonnen. Er lächelte, als er das Handy wegsteckte und auf mich zukam.
»Es hat mich zwar Überredungskünste gekostet, aber ich habe es geschafft. Der Richter bekommt einen Kollegen zur Seite gestellt. Ich werde mich wieder melden, wenn es mir besser geht.« Er grinste verschmitzt. »Man kann sich schließlich nicht auf einen Leibwächter verlassen, der nicht in Form ist.«
»Da haben Sie recht. Und haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie der heutige Tag verlaufen soll?«
»Darüber werde ich mit Purdy reden.« Er lachte. »Himmel, Sie müssen schon entschuldigen, aber ich kann es noch immer nicht fassen, daß uns das Schicksal hier zusammengeführt hat.«
»Und Sie haben sich sofort erkannt?«
»Auch das.«
»Sahen Sie in Ihrem ersten Leben auch schon so aus wie jetzt?«
»Komischerweise ja«, gab La Salle zu. »Wir haben damals fast so ausgesehen wie heute. Von einigen Kleinigkeiten abgesehen. Aber war das bei Ihnen denn nicht der Fall?«
»Nein, Mr. La Salle. Ich sah schon anders aus. Aber das ist mein Problem.«
»Purdy sind Sie ja los.«
»Meinen Sie?«
Die Frage erstaunte ihn schon. »Selbstverständlich. Wir können uns allein durchschlagen. Ich will nicht an Ihren Qualitäten zweifeln, aber hätten Sie uns damals erlebt, dann würden Sie bestimmt anders denken, Mr. Sinclair.«
»Das ist sogar möglich. Doch ich gehe lieber von den heutigen Voraussetzungen aus.«
»Das ist Ihr gutes Recht. Purdy berichtete mir, daß Sie beim Yard arbeiten. Da werden Sie sicherlich genug andere Aufgaben zu lösen haben. Sollten wir Ihre Hilfe trotzdem brauchen, werden wir uns gern an Sie wenden.«
»Danke«, sagte ich nur.
»So überzeugend klang das nicht.«
Ich hob die Augenbrauen. »Ich will Ihnen keine Angst einjagen, Mr. La Salle, aber stellen Sie sich die Dinge bitte nicht zu leicht vor. Was wir hier erleben, ist unerklärlich, und man kann es mit dem Begriff Magie umschreiben. Verlassen Sie sich nicht zu stark auf die Gesetze der Physik. Die können oft genug aufgehoben werden. Ich spreche da aus Erfahrung.«
»Wir werden sehen.«
Auf dem Steinboden hörten wir die harten Schritte einer schnell näherkommenden Person. Als wir uns beide umdrehten, sahen wir Purdy auf uns zueilen. Sie lächelte, demnach schien sie einen Erfolg errungen zu haben.
»Geschafft?« fragte La Salle und umarmte sie.
»Ja und nicht nur das. Ich habe den Prozeß sogar abgeben können. Hat mich zwar Mühe und Überredung gekostet, aber ich denke, daß andere Dinge jetzt wichtiger sind.«
»Richtig, Purdy, der Meinung bin ich auch.« La Salle deutete auf mich. »Und du brauchst auch nicht mehr die Hilfe dieses netten Menschen hier.«
Die Staatsanwältin war der gleichen Meinung. Etwas verlegen lächelte sie mir zu. »Es tut mir leid, Mr. Sinclair, aber niemand konnte wohl ahnen, wie sich die Dinge entwickeln würden.«
»Stimmt genau.«
»Bestellen Sie Sir James bitte einen Gruß. Ich werde ihn später sowieso noch einmal anrufen und mich für seine Unterstützung bedanken. Bestimmt sehen wir uns noch.«
Sie reichte mir die Hand. Am äußeren Rand spürte ich die Verhärtung. Die Kante war wirklich hart wie Eisen. Damit konnte sie schon einiges zertrümmern.
Auch von Eric La Salle verabschiedete ich mich mit Handschlag. Ich wollte ihn nicht enttäuschen oder ärgerlich machen, deshalb hielt ich meine Meinung zurück. Nach wie vor war ich davon überzeugt, daß die Dinge nicht so einfach für ihn laufen würden. Da würde noch einiges auf sie zukommen. Jetzt war ich froh, Purdys Karte eingesteckt zu haben.
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