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Die Vollstrecker

Die Vollstrecker

Titel: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hielt sich an ihm fest, und der durchtrainiert wirkende Typ, größer als Purdy, hatte sie in die Höhe gehoben, hielt sie noch immer fest und schwang sie im Kreis.
    Derartige Szenen waren wohl auf einem Gerichtsflur nicht so selten, denn die anderen Leute kümmerten sich nicht darum. So reagierten Menschen auch, wenn sie einen Prozeß gewonnen hatten.
    Wie oft der Mann die Staatsanwältin im Kreis herumgeschwungen hatte, wußte ich nicht. Irgendwann stellte er sie wieder ab, und plötzlich lief die Zeit für mich auch normal. Noch ging ich nicht auf die beiden zu, die sich anschauten und sich gegenseitig die Hände auf die Schultern gelegt hatten, als wollten sie sich nie mehr loslassen.
    »Du bist es«, hörte ich Purdy flüstern. »Du mußt es einfach sein. Ich habe es gespürt. Ich spürte es in meinem tiefsten Herzen. Ja, du bist es!«
    »Und du auch.«
    »Wie heißt du?«
    »Eric La Salle.«
    »Ich bin Purdy Prentiss.«
    »Endlich. Du warst mir so bekannt, aber…«
    »Du mir auch.«
    »Ich kenne meinen Namen nicht.«
    »Auch ich habe meinen vergessen.«
    La Salles Gesicht verdüsterte sich. »Und du hast deinen eigenen Tod erleben müssen.«
    »Es war furchtbar.«
    »Ich sah dich sterben, Purdy. Danach erwischte es mich. Sie haben uns eine Falle gestellt. Es waren zu viele. Ihre Pfeile waren zu schnell. Ich wurde oft getroffen.«
    »Ich nur zweimal.«
    »Und jetzt leben wir.«
    »Wir haben uns sogar gefunden.« Ihre Augen strahlten. Purdy Prentiss wirkte nicht mehr wie eine Staatsanwältin oder wie eine Frau, die genau wußte, welchen Weg sie zu gehen hatte, nein, diesmal war sie das kleine Mädchen, das endlich einen Menschen gefunden hatte, den es jahrelang nur aus den Träumen kannte. »Ich wußte es«, sagte sie. »In den letzten beiden Nächten, als ich den Schrecken erlebte, da wußte ich auch, daß er nicht endlos sein würde. Ich war davon überzeugt, dich zu finden, Eric. Und wir werden zusammenbleiben. Ich werde die Verhandlung vertagen lassen, wir müssen reden, wir haben uns viel zu sagen. Bist du einverstanden?«
    »Ja.«
    Sie war beruhigt, suchte nach neuen Worten und fragte: »Hast du auch etwas mitgebracht?«
    Für einen langen Moment schaute er sie an. Sein Gesicht war sehr ernst geworden. Dann nickte er: »Ja, ich fand es heute morgen neben meinem Bett. Du weißt, was ich damit meine?«
    »Das Schwert natürlich.«
    »Genau!«
    »Trägst du es bei dir?«
    »Ja, am Rücken und unter meinem Jackett verborgen. Ich will es auch nicht mehr aus der Hand geben.«
    »Und ich bin zur Kämpferin geworden.« Sie zeigte ihm seine Handkanten. »Es ist wie eine Prophezeiung, die sich erfüllt hat.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, das kann ich noch immer nicht fassen. Ich glaube, daß sich unser beider Leben verändern wird. Wir sind die Träger eines Vermächtnisses. Wir haben ein schweres Erbe auf unsere Schultern geladen, Eric.«
    »Nimmst du es an?«
    »Ich habe mich dafür entschieden.« Sie trat zurück und schüttelte den Kopf. »Ich bin noch immer wie vor den Kopf gestoßen und kann es einfach nicht glauben. Daß wir uns gefunden haben, daß die Vergangenheit und die Gegenwart sich geschnitten haben und wir uns an diesem Schnittpunkt aufhalten. Es ist nicht zu fassen, wirklich nicht.« Dann drehte sie sich um und schaute mich an. »Haben Sie das für möglich gehalten, Mr. Sinclair? Haben Sie damit gerechnet?«
    Da sie mich schon angesprochen hatte, gab ich ihr auch eine Antwort. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Aber ich wußte es. Wir haben davon gesprochen. Erinnern Sie sich? Vor einigen Minuten.« Sie holte tief Luft. »Ich kann das noch immer nicht begreifen.«
    »Wer ist dieser Mann?« fragte La Salle.
    »John Sinclair.«
    »Ein Freund?«
    Das klang schon fast leicht eifersüchtig. Ich beruhigte ihn. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Mr. La Salle. Wir haben uns erst vor einer knappen halben Stunde kennengelernt. Das war rein dienstlich, und dabei ging es auch um Sie.«
    Jetzt war er überrascht.
    Er schaute nicht nur mich an, sondern auch Purdy, die sich bemüßigt fühlte, ihm einiges zu erklären. Sie war aufgeregt und mußte verschiedene Worte mehrmals wiederholen.
    La Salle hörte zu, ohne Fragen zu stellen. Allerdings zeigte sein Gesicht einen sehr skeptischen Ausdruck.
    »Ich werde euch jetzt allein lassen«, sagte Purdy, »bin aber gleich wieder zurück.«
    »Gut.«
    Sie winkte La Salle noch einmal zu und lief davon wie ein junges Mädchen.
    Eric schaute mich an. Er

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