Die Voodoo-Witwe
besorgt hätte.
Der Häuter verließ das Büro. Es war ihm egal, ob die Leiche gefunden wurde. Er hatte seinen Auftrag erledigt.
Plötzlich kicherte er, weil er an den Schädel dachte, den man im Hotel gesehen hatte. Gern wäre er dabeigewesen, aber er konnte nicht alles haben. Jedenfalls lebte der Mann nicht mehr, der ihnen schon so lange auf den Fersen gewesen war.
Im Dunkeln blieb der Häuter stehen. In dem Laden fiel er nicht auf. Der Trödel und die Regale gaben ihm genügend Deckung. Er schaute nach vorn, weil er sehen wollte, ob die Luft rein war, denn niemand sollte ihn entdecken, wenn er den Laden verließ.
Sie war nicht rein.
Nur mühsam verschluckte er den Fluch, als er den Wagen sah, der auf den Parkplatz einbog. Es war ein großer Citroen, dessen Scheinwerferlicht auch durch die Scheibe drang und das Innere des Geschäfts mit einem gespenstischen Flair übergoß.
Blitzschnell trat der Häuter zurück und drückte sich in eine Lücke zwischen zwei hohe Regale. Sie waren mit allerlei Vasen, Schalen und Andenken vollgestopft, standen sehr günstig im Hintergrund des Geschäfts, so daß er von der Tür her nicht sofort gesehen werden konnte.
Der Häuter erinnerte sich. Hatte Boque nicht davon gesprochen, daß er Besuch erwartete?
Ja, das stimmte. Der Häuter aber hatte es für einen Bluff gehalten, mit dem der Mann sein Leben retten wollte, doch die beiden Männer, die den Wagen verließen, waren keine Geister. Sie trugen dunkle Anzüge und ebenfalls dunkle Hemden, so daß sie in der Nacht kaum zu sehen waren, als sie sich auf die Eingangstür zubewegten.
Auch der Häuter hatte sie nicht abgeschlossen, und als die Männer den Laden betraten, klingelte die alte Glocke über der Tür. Der Mann zwischen den beiden Regalen hatte längst seine Waffe gezogen. Er hielt das lange Messer in der rechten Hand. Die Klinge berührte seinen nackten Oberschenkel. Für ihn stand fest, daß die beiden Kerle den Laden nicht mehr lebend verlassen durften, denn die Leiche sollte nicht zu früh entdeckt werden.
Es waren zwar normale Männer, für den Hauter jedoch waren sie es nicht, denn sie erinnerten ihn an Raubtiere, die eine bestimmte Witterung aufgenommen hatten.
Die beiden schauten sich an, flüsterten miteinander und lösten sich dann, um in verschiedene Richtungen wegzugehen, weil sie mißtrauisch geworden waren.
»Er müßte doch da sein.«
»Sein Wagen steht draußen.«
»Er wußte, daß wir kommen.«
»Vielleicht steckt er in seinem Büro.«
»Das hat er nie getan.«
»Trotzdem. Ich schaue mal nach.«
»Warte noch, Jules.«
»Wieso?«
»Das riecht nach einer Falle.«
Jules schwieg. Er ging einen Schritt zurück und schraubte dann einen Schalldämpfer auf seinen Waffenlauf. Wenn er jetzt schoß, war so gut wie nichts zu hören.
Der Häuter rührte sich nicht. Wie angenagelt stand er in seinem Versteck zwischen den beiden Regalen. Wer ihn sehen wollte, mußte schon sehr dicht herankommen, und das würde der Mann nicht überleben. Noch war es nicht soweit. Der Häuter konnte sich zunächst an der Unsicherheit der Eindringlinge erfreuen.
Was sie von Boque gewollt hatten, interessierte ihn überhaupt nicht. Bestimmt hatten sie mit ihm irgendwelche Geschäfte gemacht, die nicht ganz astrein waren. Die Drogen hatten auch vor dem Zwergstaat nicht halt gemacht, galten bei vielen als schick, und so konnte man in Monte Carlo genügend absetzen.
Er wußte es nicht, doch er konnte sich Boque sehr gut als Dealer vorstellen.
Das Licht schalteten die Männer nicht ein. Sie orientierten sich in der Dunkelheit, kannten sich auch aus, stießen kaum irgendwo gegen, als sie den Laden durchsuchten.
Sie gingen geschmeidig, dämpften ihre Schritte, und einer von ihnen passierte die beiden Regale, ohne aber den in der Lücke stehenden Häuter zu entdecken.
Jules war es leid. Er stand nicht weit von der Tür zum Gang und damit zum Büro entfernt. »Ich schau' doch dort mal nach. Vielleicht ist ihm was passiert.«
»Boque?«
»Wem sonst?«
»Hör auf, Jules. An den traut sich keiner ran. Jeder weiß, daß er Ärger bekommen würde, wenn er…«
»Ich gehe.«
»Gut, dann bleibe ich hier.«
Jules blieb noch stehen. »Könnte es sein, daß die Bullen von Boques Job Wind bekommen haben?«
»Glaube ich nicht.«
»Du schließt es aber nicht aus.«
»Geh schon. Wenn es eine Bullenfalle wäre, hätten die längst zugeschlagen. Außerdem weiß diese Operettenpolizei sowieso nicht, wie sie sich bei harten Einsätzen
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