Die Voodoo-Witwe
Haut, was sie präsentierte, zeigte eine nahtlose Bräune.
Im Haar steckten zwei kleine Kämme, die mit Diamanten verziert waren. Der breite Mund zeigte ein Dauerlächeln, das sich plötzlich verlor, als sie damit anfing, Suko zu begrüßen.
Sie ging einen Schritt zurück.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jetzt war ich gespannt, wie Suko sich aus der Affäre ziehen würde.
Die Surenuse machte es geschickt. »Oh — welch eine Überraschung. Seien Sie herzlich willkommen an Bord.«
»Danke sehr.«
Sie gab Suko die Hand, zog ihn dann näher, und er bekam seine Küßchen rechts und links, wobei sich der Gesichtsausdruck der Frau nicht änderte, ziemlich ernst und nachdenklich blieb, denn sie dachte sicherlich darüber nach, wo sie Suko einsortieren sollte. Als ich an die Reihe kam, reagierte sie ähnlich, schaute mich zuerst an, bewegte ihre Augenbrauen, und ich sah den skeptischen Ausdruck, bevor sie tief Luft holte.
»Hi, ich bin John«, sagte ich und beugte mich ihr entgegen.
Nach den beiden Küssen hielt sie mich fest, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. »Wer sind Sie?«
»Wir kommen aus London.«
»Und?«
Ich flüsterte den Namen des Polizeichefs, der verhindert war. »Er gab uns die Karten.«
»Ah ja«, sagte sie, und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie gejubelt hätte. »Jetzt ist mir alles klar. Sie sind seine Freunde, denen er alles überlassen hat.«
»Sehr richtig.«
»Dann herzlich willkommen.«
Ob sie es tatsächlich so herzlich meinte, wollte ich dahingestellt sein lassen, aber ich machte das Spiel mit und fragte, ob es eine karibische Nacht werden würde.
»Und ob, meine Freunde.« Sie lachte laut. »Eine karibische Nacht mit allem, was dazugehört.«
»Was gehört denn dazu?«
»Musik, Tanz«, zählte sie auf. »Schöne Mädchen, viel Haut, die laue Sommernacht…«
Ich unterbrach sie. »Auch Voodoo?«
Plötzlich war das Lächeln verschwunden. Dafür blickten die Augen kalt wie Sterne. »Wie kommen Sie ausgerechnet darauf, John?« Wir hatten beide unsere Namen gesagt.
»Das fiel mir zur Karibik ein.«
»Kennen Sie sich denn aus?«
»Nein, das nicht. Aber ich habe davon gehört, wissen Sie. Selbst war ich noch nie dort, aber es soll sehr schön dort sein. Ich hörte, daß Sie die Karibik kennen?«
»Ja, sehr gut sogar.«
»Habe ich dann übertrieben?«
Sie lachte und legte beide Hände auf meine Schultern. »Nein, das haben Sie nicht.«
»Danke.«
Es folgte der Satz, auf den ich schon gewartet hatte. »Das Schiff gehört Ihnen. Amüsieren Sie sich, wir sehen uns dann.« Sie drehte sich um, nahm eine Blume und steckte sie in ihr Haar.
Suko hatte auf mich gewartet. »Hast dich ja gut mit der Dame unterhalten, Alter.«
»Kann man sagen.«
»Und?« Ich lehnte mich gegen die Reling und schaute über das Meer in Richtung Monaco.
Es war ein traumhaftes Bild, das sich meinen Augen bot. Der Zwergstaat schien in der Dunkelheit zu schweben. Er wirkte irgendwie wie ein gewaltiges Schiff, das vom Boden abgehoben hatte und sich durch die Lüfte bewegte. Selbst die Kulisse der Hochhäuser störte nicht, weil sie von der Dunkelheit gnädig verdeckt wurde. Ich sah nur die Lichter, von denen manche geometrische Formen zeigten und sich andere wiederum wie Wellen durch die Nacht bewegten, um von den im Hintergrund aufragenden Bergen gestoppt zu werden. Selbst das Meer hatte in Küstennähe etwas von dem großen Glanz mitbekommen. Zumindest verteilte er sich im Hafen, wo zahlreiche größere und kleinere Schiffe ankerten.
Das war ein Traum.
»He, schlaf nicht ein.« Suko tippte mir auf die Schulter. »Ich hatte dich etwas gefragt.«
Ich nahm den Blick nicht von der Kulisse. »Das ist so eine Sache, weißt du. Ich werde aus ihr nicht schlau. La Surenuse war sehr freundlich, gab sich locker und cool zugleich. Das allerdings verschwand, als ich den Begriff Voodoo erwähnte.«
»Ach nein.«
Ich lachte leise. »Da schienen Ihre Augen zu vereisen. Sie waren plötzlich mit einer erschreckenden Kälte gefüllt. Die kann auch anders, als nur freundlich sein.«
»Voodoo«, murmelte Suko. »Wahrscheinlich hast du, ohne es zu wollen, in ein Wespennest gestochen.«
»Kann gut sein.«
»Und weiter?«
»Wir werden uns umschauen. Wobei ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, daß es zu irgendwelchen Ritualen kommt und hier plötzlich lebende Leichen erscheinen.«
»Ich rechne mit allem.«
»Wo sollen die Zombies denn sein?«
Suko grinste mich an. »Vielleicht lauern sie im
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