Die Voodoo-Witwe
verhalten soll.«
»Es gibt auch Sonderkommissionen.«
»Aber hier ist nicht Frankreich. Außerdem hätte Boque uns bestimmt davor gewarnt.«
Sie hatten flüsternd gesprochen, waren aber von dem lauernden Häuter verstanden worden. Der wartete darauf, daß Jules endlich verschwand, damit er sich um den Zurückgebliebenen kümmern konnte.
»Los, schau nach! Um so schneller bist du wieder zurück. Ich fühle mich auch nicht gerade wohl.«
Jules ging endlich. Der Häuter hörte, wie seine Schritte im kleinen Flur verklangen.
Er war zufrieden…
Mit der Zunge leckte er über seine Lippen. Er spürte bereits die Vorfreude, die Erregung, die in ihm hochstieg. Der Zurückgebliebene wandte ihm das Profil zu. Er war dabei, einen Schalldämpfer auf den Lauf zu schrauben.
Leise pfiff er vor sich hin. Nur wer völlig ahnunglos war, konnte so reagieren.
Aber er war noch zu weit vom Versteck des Häuters entfernt. Der mußte ihn heranlocken.
Mit einer Klinge schabte er über die Regalwand.
Der Mann erstarrte, als er das fremde Geräusch hörte. Er wußte nicht, wo er es einordnen sollte. Dann duckte er sich leicht und drehte sich genau in die entsprechende Richtung.
Der Häuter bewegte sich nicht.
Auch der andere blieb stehen.
Sein Atem war deutlich zu hören. Er schnaufte, denn es mußte ihm unheimlich geworden sein, und von Jules war auch nichts zu hören. Der aber konnte jeden Augenblick die Leiche entdeckt haben. Warum kam er nicht?
»Jules? He, bist du da?«
Der Frager bekam keine Antwort, ging aber zwei Schritte vor und bewegte sich auf die Bürotür zu.
Das wiederum war gut für den Killer.
Wenn der andere noch einen Schritt weiterging, konnte er zuschlagen. Und er kam.
Genau da sprang der Häuter vor. Er war blitzschnell und riß auch mit der gleichen Schnelligkeit seinen rechten Arm in die Höhe. Die Messerklinge funkelte wie ein dunkler Stern, der sich mit einem Schweif auf den Mann niedersenkte.
Er wollte schießen, aber das Messer war schneller. Es hackte zu.
Der Mann spürte keinen Schmerz, weil er einfach zu geschockt war. Er stierte nur auf das, was vor ihm auf dem Boden lag und einmal zu seinem Körper gehört hatte.
Die Hand mit der Waffe, die die Finger noch umklammert hielten. Es war klar, der Schock würde nach einigen Sekunden vergehen, dann kam der Schmerz, doch den spürte er nicht mehr.
Der zweite Schlag tötete ihn.
Er brach vor dem Regal zusammen und war nicht mehr als ein dunkles Etwas, um das sich der Häuter nicht mehr kümmerte, denn er hatte andere Sorgen.
Der zweite Kerl war wichtig.
Auf leisen Sohlen betrat der Häuter den Flur, wobei er das Knarren des Bodens nicht vermeiden konnte. Zu seinem Glück wurde es von einem anderen Geräusch übertönt, mit dem er zunächst nichts anfangen konnte, sich darauf konzentrierte und feststellen mußte, daß im Büro jemand hockte und weinte. War noch einer da?
Er blieb stehen. Eine Gänsehaut legte sich auf seinen Rücken. Der innere Druck breitete sich aus und sorgte für Spannung in seinem sprungbereiten Körper.
Er ging weiter.
Im Büro brannte Licht. Der Streifen fiel durch die offene Tür, durch die auch das Geräusch drang. Jemand weinte…
Der Häuter öffnete den Mund. Er lachte lautlos, und nur die Haut an seinem Hals bewegte sich dabei. Seine Augen glänzte ebenso kalt wie die Messerklinge.
Dann riß er die Tür auf.
Jules hatte die Leiche gesehen und auch das Blut. Der Anblick war zuviel für ihn gewesen. Er hockte mit angezogenen Knien an der Wand, hatte den Kopf gesenkt und das Gesicht in beide Hände vergraben. So saß er da und weinte.
Menschen reagieren eben unterschiedlich auf verschiedene Szenen. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen.
Der Häuter ging in den Raum. Er tat es nicht einmal leise, Jules hätte ihn hören müssen, der aber rührte sich nicht.
Er schaute auch nicht auf, als der Häuter vor ihm stehenblieb und auf ihn niederschaute. Eine leichte Beute… Der Mörder hob sein Messer. Er zielte genau. Dann schlug er zu.
Er setzte zwei Schläge ein, damit war seine Arbeit getan. Dem Toten warf er nicht einen Blick zu, als er das Büro verließ. Und auch die zweite Leiche interessierte ihn nicht. Nur die gefüllte Segeltuchtasche nahm er mit. Sie war am wichtigsten.
Dann verließ der Mann, der drei Leichen hinterlassen hatte, den Tatort, als wäre nichts geschehen…
***
Die Stimmung war wie Wasser in einem engen Gefäß, wenn es zu schnell bewegt wurde. Sie schwappte über, und die Yacht
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