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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Madame, wenn ich auf die Wellen schaue, habe ich immer den Eindruck, als würden diese meine Gedanken forttragen.«
    »Möchten Sie das denn?«
    »Manchmal schon.«
    Sie lachte mich an. Ihr Atem wehte gegen mein Gesicht. Er roch nach Rum. »Aber doch nicht in dieser Nacht, John! Ich bitte sie. So etwas muß man genießen! Der Sommer ist nicht mehr lang. Bald kommt der Herbst, dann werden die Nächte kühler. Die Blätter fallen, und die traurige Jahreszeit beginnt.«
    »Die auch ihre Reize hat.«
    »Das kann nur ein Engländer sagen«, behauptete sie lachend und umfaßte meinen Arm. »Wissen Sie eigentlich, daß Sie heute abend noch nicht ein einziges Mal getanzt haben?«
    »Stimmt.«
    »Ich als Gastgeberin sehe es als meine Pflicht an, mit jedem meiner männlichen Gäste zu tanzen. Ich habe alle durch, bis auf einen…«
    »Ich bin Ihr letztes Opfer?«
    Sie zuckte mit dem Kopf zurück. »Opfer sagen Sie? Wieso das denn? Wie können Sie sich als Opfer ansehen?«
    »Vielleicht nicht direkt ich. Aber Sie könnten es werden, Madame. Ich bin nämlich der Weltmeister im schlechten Tanzen. Versichern Sie zuvor Ihre Füße, dann bin ich gern bereit, mich Ihrem charmanten Wunsch zu fügen.«
    »Alles andere hätte ich als Beleidigung empfunden.«
    »Dann bitte.«
    Ich folgte der Frau, warf aber im Weggehen noch einen Blick über Bord und suchte das Schlauchboot. Es war nicht mehr da! »Haben Sie was?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich interessiere mich nur für das Meer. Den Grund kennen Sie ja.«
    »Hoffnungslos romantisch, wie?« fragte sie lachend.
    »Darf man das nicht als Mann sein?«
    »Doch, das entspricht sogar dem neuen Trend.«
    »Damit kenne ich mich nicht aus.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht, John. Sie kommen mir eher wie ein Mann vor, der es faustdick hinter den Ohren hat.«
    Ich gab keine Antwort, denn wir schritten nicht nur der Musik entgegen, dem Zentrum der Fete, wo sich die meisten Gäste aufhielten und den Drinks zusprachen, daß es mir schwindlig werden konnte. Doch sie alle waren partyerfahren, selbst die jungen, die an den Armen ihrer älteren Kavaliere hingen und oft so laut und schrill lachten, daß es mehr als unnatürlich klang.
    Auf der Tanzfläche bewegten sich jetzt mehr Paare, denn die Band spielte einen langsamen Blues.
    Da klebten die Frauen an ihren Begleitern, da wurde geknutscht, gekichert und gefummelt, zwischendurch getrunken, denn viele Paare hielten Gläser in den Händen.
    Zwei Hände umschlangen meinen Nacken. Ein gut gebauter Körper, nur von einer hauchdünnen Schicht aus Stoff bedeckt, drängte sich gegen mich. Schon bei der ersten Berührung erfuhr ich, daß für die Gastgeberin der Tanz so etwas wie pure Erotik war, denn wie sie ihren Körper über den meinen hinweggleiten ließ, war eindeutig.
    Als höflicher Mensch wehrte ich mich nicht dagegen, außerdem fing ich an, es zu genießen…
    Ihr Gesicht schwebte dicht vor mir. Erst jetzt sah ich den Silberpuder in ihren Wimpern und auf ihren Wangen.
    Sie hatte meinen Blick gesehen und fragte: »Gefällt es dir?«
    »Ja, es ist gut.«
    »Ich liebe es.« Sie schlang ihre Arme noch fester um meinen Nacken. Dann strichen plötzlich ihre Lippen über meinen Mund. Diese Witwe war ein Vulkan ohne Feuer, der einen Mann trotzdem in Brand stecken konnte, wie ich an mir selbst feststellte. Auch ich blieb nicht ruhig, ließ meine Hände wandern und spürte die warme Haut unter dem Stoff. Es gefiel ihr, denn sie lehnte ihre Wange gegen die meine. »Daß die Nacht noch lang ist, weißt du - oder?« Sie flüsterte dicht an meinem Ohr, so daß nur ich ihre Worte hören konnte.
    »Das glaube ich dir gern.« Ich mußte achtgeben, daß ich meinen Job nicht vergaß, denn diese Person war dabei, mich einzufangen wie eine Spinne die Fliege.
    Ich hatte die Augen geöffnet und wollte meine Umgebung nicht ganz vergessen.
    Für einen Moment sah ich Suko am Rand des Pools stehen. Dreckig grinste er zu mir herüber, bis plötzlich ein blondes Wesen erschien und in wegzerrte.
    Jetzt grinste ich.
    »Mehr sagst du nicht dazu?« hörte ich wieder ihre Stimme. Zwei Finger kraulten dabei mein Nackenhaar und fuhren auch unter dem Kragen entlang in Richtung Rücken.
    »Was willst du hören?«
    »Ob du Zeit hast?«
    »Wofür?«
    »Rate mal.« Sie gurrte in mein Ohr, und ich mußte mich räuspern. Dann sagte sie: »Wir sollten es jetzt oder gleich tun, denn kurz nach Mitternacht beginnt das große Spektakel, die Voodoo-Schau, die wir zu Ehren der Tageswende

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