Die Voodoo-Witwe
erhalten. Befindet sie sich erst in seinem Besitz, wird alles anders werden. Dann können es die anderen nicht mehr schaffen, sich von meinem Bann zu lösen.«
»Ja, Mutter«, sagte der Häuter. Im Gegensatz zu ihr klang seine Stimme normal. Die Frau dagegen hatte monoton gesprochen. Es war eben keine menschliche Stimme mehr, sondern die eines Wesens, das sich viel besser in einem Grab gemacht hätte. Der Häuter ging vor.
Seine Mutter drehte sich ihm zu.
Er sollte sie direkt anschauen können.
Und Suko richtete sich auf.
Die Dämonenpeitsche steckte in seinem Gürtel, die Beretta aber hatte er gezogen.
Er richtete die Mündung auf den Rücken des Häuters und ging einen Schritt auf ihn zu.
»Keine Bewegung mehr, sonst bist du tot!«
***
Der Inspektor hatte nicht besonders laut gesprochen, doch er wurde gehört.
Der Häuter stand, als wäre er vor einen harten Gegenstand gelaufen. Selbst die Voodoo-Witwe bewegte sich nicht. Auch die drei Trommler rührten sich nicht von der Stelle, die Sängerin ebenfalls nicht, und die übrigen Partygäste blieben auch starr.
Vielleicht bis auf eine Ausnahme. Es war Denise, die den rechten Handballen vor ihre Lippen gepreßt hielt, um einen Schrei zu unterdrücken, denn sie zitterte um Suko. Sie fürchtete um sein Leben, wobei sie gleichzeitig seinen Mut bewunderte.
Suko hatte sich bisher im Schatten gehalten. Er verließ diesen Ort und geriet ebenfalls in den Lichtschein der Feuer, die seine Gestalt verzerrten und sie zu einem tanzenden Etwas machten, dessen Umrisse über den Boden streiften.
Die Mündung blieb auf den Rücken des Häuters gerichtet, der es noch nicht wagte, sich umzudrehen. Aber über die dünne Haut seines Nackens rann ein Zucken, und das breitete sich aus, wobei es den rechten Arm erfaßte und ebenfalls die Hand, die den Griff des langen Messers umklammert hielt.
Das sah Suko, und er rechnete damit, daß der Häuter nicht aufgeben würde.
Solange er noch sein verfluchtes Messer hielt, würde er immer versuchen, es einzusetzen.
»Laß das Messer fallen!« befahl Suko. »Laß es los!«
Der Häuter tat es nicht. Statt dessen drehte er sich um. Er tat es mit zeitlupenhaften Bewegungen. Seine Mutter wartete im Hintergrund ab. Sie hielt den Mund weit offen, ein leises Stöhnen drang daraus hervor, und die kleinen Löcher innerhalb der Menschenhaut füllten sich auch weiterhin mit ihrem Blut.
Der Häuter schaute Suko an.
Er sah auch in die Mündung, und er hörte die Stimme des Inspektors, die ihn noch einmal aufforderte, die Waffe endlich fallen zu lassen.
»Sofort weg damit!«
Er schüttelte den Kopf. Und dann hob er sie langsam an. Suko konnte es nicht fassen, zudem kümmerte sich der Mann auch nicht um die Wunde in seiner Schulter. Er schien es gewohnt zu sein, die starken Schmerzen zu ertragen.
»Ich habe keine Angst vor einer Kugel!«
»Auch nicht vor einem Dolch?« meldete sich plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund, und Suko fiel ein Stein vom Herzen, als er hörte, wer da gesprochen hatte…
***
Lange genug hatte ich nur zugehört. Lange genug war ich nur inaktiv gewesen, das aber sollte und mußte sich ändern. Der Häuter wollte nicht aufgeben, und ich war mir auch nicht sicher, ob er trotz seiner Verletzung nicht doch noch gewann. Einem Berserker wie ihm traute ich alles zu.
Ich sah es meinem Freund auch an, wie erleichtert er war, von mir zu hören. Er hatte sich bestimmt die gleichen Sorgen um mich gemacht wie ich um ihn.
Der Häuter wurde nervös. Mit unserem Eingreifen hatte er nicht gerechnet. Er stand vor Suko und wußte nicht, was er machen sollte. Sein Kopf bewegte sich nach rechts und links. Einmal schaute er in meine Richtung, dann wieder versuchte er, im Gesicht meines Freundes zu forschen, der aber ließ sich nicht beirren oder von seiner Position abbringen. Nach wie vor zielte die Mündung der Waffe auf den Häuter. Dann sah ich etwas.
Es war ein völlig normaler Gegenstand, den es in jeder Familie wohl gibt. Hier aber kam er mir vor wie ein Gruß vom Himmel. Noch allerdings konnte ich nicht weg, denn der Häuter drehte seinen Kopf und suchte Kontakt mit der Mutter.
Sie wartete.
Sie bewegte sich nicht. Sie war eingepackt worden, aber in ihrem Gesicht stand die Gier, stand der Wille, es endlich zu versuchen und nicht aufzugeben.
Ich konzentrierte mich wieder auf diesen völlig normalen Gegenstand. Die Surenuse hatte ihn in der Kabine getragen. Nur locker über den nackten Körper geworfen, und dann hatte sie
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