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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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nicht den kopierten Codex. Wir glauben, dass man Sie mit dem angeblich missglückten Diebstahl hinters Licht geführt hat, ehrwürdiger Vater. Die beiden Bücher wurden vertauscht. Derjenige, der die Kopie aus der Wunderkammer in Prag geholt hat, hat sie nach Braunau gebracht und es so aussehen lassen, als sei sein Versuch, das Original zu stehlen, misslungen. In Wahrheit hüten Sie seit diesem Tag die Kopie der Teufelsbibel.«
    »Jemand kann Kardinal Khlesls Versteck in Prag gefunden und die Kopie dort an sich genommen haben«, warf der Kellermeister ein.
    Cyprian zuckte mit den Schultern. »Die Truhe und die Schlösser waren unbeschädigt. Und was wir in der Truhe gefunden haben, bewies, dass die Kopie an dem Tag entnommen wurde, an dem der Kardinal sie aus der Wunderkammer entfernen ließ.«
    »Was sagen der Reichskanzler und der Erzbischof?«
    »Reichskanzler von Lobkowicz ist in Wien. Erzbischof Lohelius kann sich nur noch erinnern, dass der Reichskanzler vertrauenswürdige Männer mit der Mission beauftragt hat. Mein Onkel glaubt ihm.«
    »Ihre Theorie ist Unsinn!«, zischte Abt Wolfgang. Er wies auf die Truhe. »Die Teufelsbibel ist dort drin, gut verwahrt. Sie wollen mir unterstellen, dass ich und meine Gemeinde bei der Bewachung dieses Dings versagt haben!«
    »Kennen Sie die Geschichte von den Eseln, die seinerzeit beim Transport der Teufelsbibel von Podlaschitz nach Braunau vor Angst vor dem Inhalt der Truhe fast verrückt geworden sind?« Cyprian wies auf die im eisigen Wind mit hängenden Ohren, aber ansonsten völlig ruhig dastehenden Esel. »Die originale Teufelsbibel ist der Brennpunkt des Bösen, und die Tiere spüren das. Sie würden es merken, wenn das Original hier wäre. In dieser Truhe befindet sich die harmlose Kopie von Kaiser Friedrich II.«
    »Und Sie glauben, Sie können den Unterschied feststellen?«
    »Ich brauche ihn nicht festzustellen. Wenn die Esel nicht durchdrehen, ist die Truhe entweder leer, oder die Kopie liegt darin. Also geben Sie mir den Schlüssel, damit ich nachsehen kann.«
    Der Abt schüttelte den Kopf.
    »Bei all dem Zorn, den Sie in sich spüren«, sagte Andrej plötzlich, »müssten Sie da nicht hören, wie die Teufelsbibel in Ihrer Seele widerhallt? Sie ist für alle vernehmbar, die sich dem Hass ergeben. Spüren Sie sie?«
    »Ich habe mich nicht dem Hass ergeben«, flüsterte der Abt erstickt. Cyprian sah, wie die drei beamteten Brüder ihren Klosteroberen nachdenklich betrachteten.
    »Ich weiß, wovon ich rede«, sagte Andrej.
    »Diese Männer wollen uns helfen, ehrwürdiger Vater«, warf der Kellermeister ein.
    »Wenn sie die Teufelsbibel stehlen wollten, hätten sie uns nur niederzumachen brauchen«, sagte der Torhüter.
    Abt Wolfgang fuhr herum. »Ich weiß, dass sie sie nicht stehlen wollen!«, stieß er hervor. »Sprich keinen Unsinn!«
    Der Torhüter breitete die Arme aus. »Warum lässt du ihn dann nicht nachsehen, ehrwürdiger Vater?«
    Der Abt starrte seine drei Stellvertreter an. Sie senkten die Blicke nicht.
    »Ihr Sünder«, sagte er schließlich kaum hörbar. »Ihr verstoßt gegen die fünfte Regel des heiligen Benedikt.«
    Der Kellermeister warf Cyprian einen Blick zu. Cyprian verstand. Er und Andrej gingen ein paar Schritte außer Hörweite. Die vier Mönche steckten die Köpfe zusammen, der Abt sichtlich mit Widerwillen. Cyprian wusste, was sie nun besprechen würden. Die Regel des heiligen Benedikt besagte, dass der Abt in allen wichtigen Dingen den Rat der Brüder einzuholen hatte, auch wenn die Entscheidung bei ihm lag. Es stand den Brüdern nicht zu, hartnäckig bei ihrer Ansicht zu bleiben, aber es war andererseits ihre Pflicht, ihre Meinung offen darzulegen. Gab es einen Dissens, durfte dieser jedoch auf keinen Fall außerhalb des Klosters getragen werden. Das war es, was nun geschah: Indem man Cyprian und Andrej ausgeschlossen hatte, blieb der Disput unter ihnen. Cyprian trat mit dem Stiefel gegen einen Schneehaufen und verwünschte die Mönche und ihr Festhalten an den Regeln in einer Lage wie dieser.
    »Wir haben mindestens einen Tag Vorsprung«, sagte Andrej, der Cyprians Gedanken wie immer erraten hatte. »Wenn diejenigen, die den Austausch veranlasst haben, sich Sorgen machen, dass ihre Tat jetzt, wo die Mönche auf der Flucht sind, aufgedeckt werden könnte, und auf dem Weg hierher sind, treffen sie frühestens morgen hier ein.«
    »Ich fühle mich erst wieder wohl, wenn das verdammte Ding tatsächlich in seinem Versteck in der alten

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