Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman
Strömung hatte ihm schon die Stiefel heruntergerissen. Ich lenkte das Pferd ins Wasser und schleifte ihn heraus. Eigentlich wollte ich ihn euch nach Hause schicken und nachts vor die Tür legen, aber da sah ich, dass er noch lebte. Ich habe deinem alten Herrn das Leben gerettet, Alexandra, weißt du das?«
»Wofür ich wohl deines schonen werde«, sagte Cyprian.
Heinrich presste ein Lachen heraus. »Ach ja?«, rief er. »Bei welcher Gelegenheit?«
»Bei der nächsten, die sich bietet.«
»Du hältst dich für so schlau, Cyprian Khlesl, für unbesiegbar! Aber ich habe dich bezwungen, und ich werde dich wieder bezwingen.«
»Sag’s dir nur vor, wenn es dir hilft.«
Heinrich griff um Alexandra herum und presste durch ihre Kleidung eine ihrer Brüste zusammen. Sie keuchte auf. Heinrich ließ nicht los.
»Da«, zischte er, »da. Mach was dagegen, Papa. Rette deine Tochter vor den Klauen des Monsters, Papa. Ich könnte sie hier vor deinen Augen blutig ficken und ihr dann die Pistole in die Fotze stecken und abdrücken, und du könntest nichtsdagegen tun. Du bist ein Dreck mit einer großen Schnauze, das ist alles.«
Er konnte sehen, wie es hinter Cyprians äußerlich ruhigem Gesicht arbeitete. Er presste Alexandras Brust noch einmal zusammen, in der Hoffnung, dass sie schreien würde, aber sie tat ihm den Gefallen nicht. Aufgebracht ließ er sie los. Er hatte das Gefühl, als Verlierer aus dieser Auseinandersetzung hervorgegangen zu sein. Als Filippo sein Pferd neben das seine lenkte, war er froh um die Gelegenheit, sich daraus zurückziehen zu können.
»Was?«, blaffte er.
Der verdammte Pfaffe sah blass aus. »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er. »Was haben Sie vor?«
Heinrichs Blick irrte ab zu Isoldes leerem, hübschem Gesicht. Nur dass es nicht mehr leer war. Als sein Blick dem ihren begegnete, erwachte etwas darin, das Heinrich als Abscheu erkannte. Sie streckte ihm die Zunge heraus. Er hob die Hand, als wolle er sie nochmals schlagen, dann wurde ihm bewusst, dass es ein weiteres Zeichen von Schwäche gewesen wäre. Hilflos dachte er darüber nach, dass er sich erneut in eine Situation manövriert hatte, in der er sein Gesicht verlor. Schlug er sie, war es, als hätte er sein Mütchen an ihr gekühlt, weil er nicht wagte, Alexandra oder Cyprian weiter zu belästigen. Schonte er sie, bewies er, dass er genau darüber nachgedacht hatte, was jemand, der sich als Herr der Situation fühlte, nicht nötig hatte. Er biss die Zähne zusammen und lenkte sein Pferd vom Waldweg herunter auf die Zufahrt zu Pernsteins äußerem Tor.
»Wir sind da«, sagte er. »Schaff mir die Idiotin aus den Augen, bevor ich ihr das blöde Gesicht zermalme. Und dann bring den Kerl in die Torkammer am Fuß des Bergfrieds, und schließ ihn ein. Ich rede mit …«, er musste sich zwingen, ihren richtigen Namen auszusprechen, »… Polyxena.«
»Gut.«
Es hörte sich an, als plane der Pfaffe, dem Gespräch beizuwohnen. Heinrich wäre es lieber gewesen, er hätte sich irgendwohin zurückgezogen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, er wäre auf der Stelle tot umgefallen.
»Alexandra kommt mit.« Er sah Cyprian herausfordernd an und hoffte, dieser würde etwas wie »Wenn du sie anfasst, bist du tot!« sagen, aber natürlich verlor der Mistkerl kein Wort. Heinrich stieg ab, zog Alexandra aus dem Sattel und ließ sein Pferd einfach laufen. Der Knecht würde es schon einfangen.
Als er sich umdrehte, war Alexandras Gesicht dicht vor dem seinen. Sie spuckte ihn an.
Er packte sie im Genick und zog sie zu sich heran, dann leckte er ihr so hart er konnte über Wangen, Stirn und Augen. Sie schüttelte sich.
Heinrich sah dem Pfaffen zu, wie er Cyprian an der Kette zum Bergfried dirigierte. Isolde trottete neben ihm her. Er nahm Alexandras gefesselte Handgelenke und zerrte sie mit sich.
15
Er hatte sie in der Kapelle erwartet, doch als er sie endlich fand, war sie in ihrer Schlafkammer. Er war noch nie hier gewesen und war überrascht, dass bunte Stoffe, Decken und Kissen vorherrschten. Das Zimmer im Prager Palast, in dem sie gemeinsam die Hure zu Tode gequält hatten, war nüchtern gewesen, ein Schlafraum für Gäste, und hier hatte sie ihm stets den Zugang zu ihrer Kammer verweigert. Heinrich wusste nicht, was er von einem Raum erwartet hatte, der ihre intime Zuflucht darstellte. Sicherlich nichts, was alles in allem wie der ganz normale Raum einer Frau wirkte, die entweder die Zeit oder das Geld nicht gehabt hatte, die
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