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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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sofort, dass sie es ist.«
    »Leona, wo ist Alexandra?«, fragte Wenzel voller Angst.
    »Wir haben Andrej und Vilém in die falsche Richtung geschickt«, sagte Agnes grimmig. »Dieser Teufel hat uns alle glauben lassen, er und die Frauen wären nach Brünn unterwegs.« Sie deutete auf die dunklen Schatten der waldbestandenen Hügel. Einzelne schroffe Kuppen zeigten rötliche Felsklippen, die aus dem düsteren Grün schimmerten wie nicht ganz eingezogene Krallen mächtiger Tatzen. Die Straße führte genau in die Tatzen hinein. »Alexandra ist nicht in Brünn, sie ist in Pernstein.«
    13
    Cosmas Laudentrit roch den Rauch, aber es gelang ihm erstaunlich lange, seine Befürchtungen zu unterdrücken und nach Erklärungen dafür zu suchen: Bauern, die Äste verbrannten, weil sie eine neue Fläche roden oder Asche gewinnen wollten (niemand verbrannte Holz im Frühling, wenn es im vollen Saft stand), Holzfäller, die Feuer ans Unterholz gelegt hatten (wenn Holz gefällt worden wäre, hätte man seit Tagen das Hallen der Äxte gehört), eine Jagdpartie, deren Knechte ein Essen zubereiteten (dies war der Grund und Boden von Pernstein, und er wusste, dass die Herrin hier keine Jagdpartie veranstaltete oder wenigstens keine auf vierbeiniges Wild). Schließlich ließ sich die Ahnung, woher der Rauch kam, nicht länger unterdrücken, und er begann zu laufen.
    Die alte Köhlerhütte war zusammengebrochen und nur noch ein schwarzer, verkohlter Haufen, aus dem Flammen schlugen und der eine Rauchsäule in den Himmel über der Lichtung sandte. Eine Handvoll Männer stand herum unddiskutierte. Cosmas hatte ihre Stimmen von Weitem gehört. Er drückte sich hinter einen Baum, halb erstickt, weil er vom Laufen keuchte und doch nicht wagte, laut zu atmen, damit sie ihn nicht entdeckten. Er schwitzte, und gleichzeitig war ihm kalt vor Angst.
    Es lag wohl auf der Hand, dass der Gefangene die Hütte aus Versehen in Brand gesteckt hatte. Cosmas konnte sich nicht erinnern, ob er auch nach seinem letzten Besuch die Laterne und das Feuerzeug außer Reichweite des Angeketteten gestellt hatte. Manche Vorsichtsmaßnahmen gingen einem in Fleisch und Blut über, und man vergaß, dass man sie ausführte. Tatsächlich war es so, dass man vergaß, ob man sie ausgeführt hatte. Und wenn es so war? Wenn der Gefangene an die Laterne herangekommen war? Cosmas kannte nicht einmal seinen Namen, aber ihm war schnell klar geworden, dass er es nicht mit einem gewöhnlichen Mann zu tun hatte. Er mochte versucht haben, den Pfosten abzubrennen, an dem seine Kette befestigt war. Ein normaler Gefangener wäre nicht einmal auf diese Idee gekommen, geschweige denn darauf, sie auszuführen. Der Mann aber, der trotz seiner Fessel und trotz der frischen Wunden in Schulter und Seite Übungen machte und seine Kette dabei als Gewicht benutzte …
    Egal. Sicher waren nur zwei Dinge. Erstens: Der Bursche hatte sich verrechnet und stattdessen die Hütte über seinem Kopf angezündet, und wie außergewöhnlich er auch immer gewesen sein mochte, er lag jetzt irgendwo unter dem Haufen brennender Balken und war nur noch ein schwarz verbranntes Etwas. Zweitens: Man würde Cosmas dafür zur Rechenschaft ziehen.
    Schlotternd vor Panik, versuchte er, sich zu erinnern: Hatte er Laterne und Feuerstein außer Reichweite gestellt oder nicht? Etwas in ihm sagte ihm, dass es vollkommen belanglos war, weil man ihn auf jeden Fall für den Brand verantwortlich machen würde. Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz hättesich nicht die Mühe gemacht, den Gefangenen hier zu verstecken und Cosmas zu zwingen, ihn ärztlich zu betreuen, wenn er ihm nicht wichtig gewesen wäre. Cosmas dachte an den gemarterten Leib, den Heinrich aus dem Wald hatte schaffen lassen, und er konnte nur mit Mühe den Brechreiz unterdrücken, als seine Phantasie ihm sein eigenes Gesicht auf diesem rohen, verdrehten Haufen Gliedmaßen vorgaukelte statt das der jungen Frau, die das wahre Opfer gewesen war.
    Flucht war die einzige Möglichkeit. Aber wohin?
    Er hörte das Husten von der Lichtung her, und ihm fiel wieder ein, dass es noch ein zweites Problem gab. Wer waren die Kerle rund um die brennende Ruine? Ein kleines Licht schien an seinem eben noch verdunkelten persönlichen Horizont aufzuleuchten. Der Rauch musste sie hergelockt haben. Vielleicht war ihre Anwesenheit gefährlich für die Pläne der Herrin und ihres Oberteufels? Vielleicht konnte Cosmas sich heranschleichen, herausfinden, wer sie waren, zurückeilen, Alarm

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