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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Jungmädchenausstattung gegen etwas Wertvolleres, Gediegeneres auszutauschen. Irgendwie schien die weiße Gestalt nicht hier hereinzupassen.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Alexandra sich umsah, und er ahnte, dass es ihr ähnlich erging wie ihm – auch sie hatte das Gefühl, dass der Raum und seine Bewohnerin keine Einheit waren. Es mochte beabsichtigt sein: Man fühlte sich sofort unsicher, wenn man in ihrer Gegenwart hier stand und die gegensätzlichen Schwingungen auf einen einwirkten.
    Ein Krug Wein stand auf einem Tablett. Heinrich zählte die Gläser: drei. Er kniff die Augen zusammen. Was für ein neues Spiel war das wieder? Die Weingläser waren tatsächlich aus Glas, mit Goldfassungen und Silberfäden, die sich um die Stiele wanden, dickwandig, so dass man sah, wie viel Glas tatsächlich für ihre Herstellung benötigt worden war. Es waren Angeberstücke, eher Beweise des eigenen Reichtums als praktische Trinkbehälter. Sie mussten aus dem Nachlass des alten Ladislaus stammen. Mit ihrem Gegenwert hätte man Pernstein ein Jahr lang unterhalten können. Vielleicht waren es die letzten drei, die von einem Service übrig geblieben waren, das Polyxenas Lebensstil hier nach und nach finanziert hatte. Doch Heinrich wusste, dass die Drei keine unschuldige, zufällige Zahl war.
    Er trat einen Schritt näher und stolperte über eine Holzdiele, die sich verzogen hatte. Es machte ihn wütend.
    »Für wen ist das dritte Glas? Für den Pfaffen?«
    »Wieso denken Sie, das zweite Glas wäre für Sie?«
    Heinrich starrte sie sprachlos an. Sie neigte den Kopf und lächelte leicht.
    »Sie wussten, dass Alexandra und Isolde gemeinsam geflohen waren, oder nicht?« Er erkannte, dass er klang wie ein kleiner Junge, dem seine Spielkameraden einen Streich gespielt hatten.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Er schnaubte verächtlich. Dass Alexandra lachte, befeuerte seinen Zorn, doch in der Gegenwart der Frau in Weiß gab es nichts, was er der jungen Frau hätte antun können, ohne wie ein noch größerer Schwächling zu wirken.
    »Sie hat es doch so geplant«, sagte Alexandra. »Sie spielt mit dir genauso wie mit mir und allen anderen. Du manipulierst Spielzeug, sie die Menschen.«
    »Was willst du damit sagen?« Er wusste nur zu gut, was sie damit sagen wollte. Etwas hier im Raum schien dafür zu sorgen, dass die Menschen einander ins Hirn sehen konnten. Er ballte die Fäuste, weil es ihn verlegen machte, was Alexandra entdeckt hatte.
    »Sie hat mich auf den alten Tormechanismus gefesselt, den du umgebaut hast. Das warst doch du, oder? Du brauchst es nicht zu leugnen. Das hast du für mich auch vorgesehen, nicht wahr? Am Ende, wenn du und ich allein hier wären, wolltest du mich daraufschnallen und töten.«
    Falsch, dachte er. Ich wollte nicht mit dir allein sein. Wir wären zu zweit gewesen und hätten deinen Tod genossen. Ihm war klar, dass es immer ein Wunschtraum gewesen war und immer einer sein würde. Er schwieg.
    »Sie hat mich darauf festbinden lassen. Dann hat sie mich und Isolde allein gelassen. Ich brauchte nicht lange, um Isolde dazu zu überreden, mich zu befreien. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, in der nur wenig von dem Platz hat, was sich in der Wirklichkeit abspielt, aber an mich hat sie sich schließlich erinnert. Ich habe oft genug mit ihr gesungen und gelacht, wenn ich Leona besucht habe.« Sie wandte sich der lächelnden Polyxena zu. »Selbstverständlich wussten Sie das alles. Leona hat Ihnen aus Angst um Isoldes Leben alles erzählt, was meine Familie betrifft.«
    »Was soll der ganze Unsinn?«, rief Heinrich. Er zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Alexandra die Wahrheit sagte.
    »Warum haben Sie sie nicht getötet?«, fragte Polyxena. Sie musterte Heinrich unverwandt. »Warum haben Sie sie am Leben gelassen? Haben Sie vergessen, welche Strafe Sie und ich über die anderen verhängt haben, die uns untreu zu werden versuchten?«
    »Uns?«, sagte er bitter. »Ich weiß nicht, ob es wirklich ein ÝunsÜ gibt.«
    »Sie haben sie am Leben gelassen. Und das ist der Grund, warum ich Sie dieser Probe unterworfen habe. Sie haben sie nicht bestanden.«
    »Das ist es? Das ist es? Sie sind eifersüchtig auf Alexandra? Alles, wozu ich sie jemals gebraucht habe, ist, sie Ihnen zu opfern! Ich habe Ihnen stets die Wahrheit gesagt. Unsere Partnerschaft hat mit Blut begonnen, mit Alexandras Blut wollte ich sie besiegeln.«
    Sie schnippte mit dem Finger an eines der Gläser. »Eifersucht … Was ist Eifersucht? Im

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