Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
Vom Netzwerk:
eine Kinderstimme aus der Vergangenheit wider.
    Der böse Mann hat den Fleck gemalt, obwohl wir ihn so gebeten haben, es nicht zu tun. Wein nicht, Kassi-Schätzchen, schau her, ich habe hier eine Kreide und verstecke ihn darunter.
    Auch wenn du es übermalst, wird es immer da sein. Vater und Mutter wollten, dass der Mann die Wahrheit malt und nicht das, was wir sehen.
    Aber ich sehe es ohnehin nicht, wenn wir spielen. Schau, Kassi-Schätzchen, es ist schon fast weg.
    Danke, Schwesterchen.
    Kassandra erinnerte sich, wie kalt ihr Herz geblieben war, als sie sich bei Polyxena bedankt hatte.
    Sie starrte das Doppelporträt an. Ein Tropfen fiel auf die letzten Reste der Kreide und ließ das Mal frisch und deutlich hervortreten. Kassandra fasste sich an die Wange. Sie war nass.
    Dein Weg ist hier zu Ende, Kassi-Schätzchen, sagte die Kinderstimme. Und du weißt es. Du weißt, dass der Unterlandkämmerer nicht hier wäre, wenn ich mich nicht Zdenk und dem König offenbart hätte. Jemand ist auf unser Geheimnis gestoßen und hat es gelüftet, und ich war so erleichtert. Du hast böse Dingegetan, Kassi-Schätzchen, und ich habe mich von dir benutzen lassen.
    »Du hast mich verraten, Schwesterchen«, flüsterte Kassandra mit tauben Lippen.
    Ich liebe dich, Kassi-Schätzchen. Ich möchte nicht, dass sie dir wehtun. Dein Weg ist hier zu Ende, und es gibt nur noch eine Lösung.
    Kassandra starrte das Fenster an. Das Bild glitt ihr aus der Hand, prallte auf den Boden und fiel auf die gemalte Seite.
    Ich liebe dich, Kassi-Schätzchen, hörte sie die Kinderstimme, während der Wind in ihren Ohren brauste. Warum hast du meine Liebe nicht angenommen?
    Weil der Teufel nicht an die Liebe glaubt, antwortete eine zweite Kinderstimme, die sich fast genauso anhörte wie die erste.
    Dann schlug sie unten auf den Felsen auf.
    31
    Als sie die Pforte der Torkammer aufbrachen, sahen sie als Erstes Isolde. Sie saß auf der wuchtigen Maschine und summte. Leona drängte sich an Cyprian und Agnes vorbei und schloss sie schluchzend in die Arme, und Isolde klopfte ihr beruhigend auf den Rücken und den Hinterkopf. Sie lachte, und ein Spuckefaden entstand. Weiterhin lachend wischte sie ihn weg und hob triumphierend die nasse Handfläche hoch.
    Dann sah Cyprian nach oben und sagte: »O mein Gott!«
    Blut tropfte von oben auf die Maschine herab. Vor ihr auf dem Boden lag der Schlegel, mit dem man die Verriegelung des Mechanismus herausschlagen konnte. Der Schlegel war an seinem dicken Ende blutig. Die Verriegelung war geborsten und würde nie wieder zu benutzen sein. Cyprian blickte zu der offenen Tür in der Ecke und sah den verwischten blutigen Handabdruck in halber Höhe daneben, als hätte jemand versucht, mit bereits schwindenden Sinnen aus der Tür zu kriechen. Aber sein Verfolger war ihm auf den Fersen geblieben.
    Cyprian sah Isolde an, die schnatternd und kichernd versuchte, Leona zu beruhigen.
    Er sah den Schlegel mit seinem blutigen Ende an.
    Kein Verfolger, eine Verfolgerin.
    »Das ist ein geheimer Fluchtweg«, sagte Wenzel mit schwacher Stimme. »Isolde hat ihn mir gezeigt. Sie ist irgendwo dort drin zurückgeblieben, als ich zu Alexandra hinaufstürmte.« Er und Andrej starrten entsetzt nach oben.
    Heinrich hatte den Weg entdeckt, als er überlegte, wie er aus dem Turm entkommen könnte – oder er hatte ihn schon vorher gekannt. Es spielte keine Rolle. Er war hineingelaufen, und Isolde hatte drinnen auf ihn gewartet, den schweren Schlegel in der Hand. Sie konnte ihn noch nicht beim ersten Angriff bewusstlos geschlagen haben; er hatte versucht, wieder in die Torkammer zurückzugelangen, bereits halb betäubt. Sie war ihm gefolgt und hatte nochmals zugeschlagen.
    Es war Cyprian ein Rätsel, wie die zierliche junge Frau den Bewusstlosen auf die Maschine gewuchtet hatte, aber sie hatte es vollbracht. Sie hatte ihm die Stiefel abgestreift, seine Füße und seine Handgelenke an den erforderlichen Stellen festgeschnallt. Dann hatte sie den Schlegel ein drittes Mal geschwungen und die Verriegelung herausgeschlagen, und die Maschine war in Aktion getreten.
    Heinrich hing mit gestreckten Gliedmaßen unter der Decke. Die Taue, die von seinen Handgelenken zu den Kontergewichten führten, knarrten. Die Taue, die seine Fußgelenke festhielten, waren straff gespannt und zitterten. Seine Augen waren geschlossen, seine Zunge hervorgetreten, sein Gesicht war schwarz. Blut lief ihm aus Nase und Mund. Seine Hosewar in seinem Schritt ebenfalls nass vor Blut,

Weitere Kostenlose Bücher