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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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vor zahlendem Publikum (unfreiwillig) zu Tode gegessen hat, ebenso verbrieft wie die Mode der dicken Bäuche. Auch was die Nebenschauplätze betrifft, habe ich so wenig wie möglich erfunden – selbst wenn man das etwa beim Kloster Frauenthal und den amourösen Eskapaden der Nonnen glauben möchte. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob auch beim damaligen Straßenverlauf zwischen Prag und Brünn das Kloster wirklich als eine nahe der Wegstrecke liegende Unterkunft verwendet worden war. Folgt man den heutigen Straßen, liegt es eher ein bisschen weit ab vom Schuss, doch wir dürfen nicht vergessen, dass damals für den Straßenbau genau das galt, was man heutzutage zu vermeiden versucht: dass die Überlandstrecken möglichst viele Orte berührten. Der nahe dem Kloster gelegene Ort, durch den die alte Straße hätte verlaufen können, ist das heutige Pohled.
    Die Beschreibung der konservierten Säuglinge in RudolfsWunderkammer ist das Ergebnis meiner eigenen Recherche im Naturkundemuseum in Salzburg. Genaue Einzelheiten über die diesbezüglichen Sammlerstücke Rudolfs liegen nicht mehr vor, nur dass es sie gab. Im Salzburger Naturkundemuseum kann man sich ein Bild davon machen. Es beinhaltet in einem Raum, von dessen Betreten Schwangeren, kleinen Kindern und leicht beeindruckbaren Menschen nachdrücklich abgeraten wird, medizinische Sammlerstücke aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Manche dieser Anblicke gehen einem nur schwer aus dem Kopf.
    Viele Dialoge oder Dialogfetzen sind Zitate. So ist, um ein Beispiel zu nennen, der Seufzer, den Agnes einmal ausstößt – »Wie kannst du tot sein, wenn du in meinem Herzen so lebendig bist!« – von Augustinus abgeleitet. Wortwörtlich sagt er: »Wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen, der so lebendig unserem Herzen innewohnt!« Cyprians sarkastische Replik an Heinrich: »Wenn dich der Tod nicht als Sieger antrifft, soll er dich wenigstens als Kämpfer finden!«, stammt übrigens ebenfalls von Augustinus. Das Sonett hingegen, das Filippo durch den Kopf schießt, als er Polyxena zum ersten Mal begegnet, ist eine freie Übersetzung eines Gedichts von Robert Herrick (1591 – 1674), Upon Julia’s Clothes .
    Weil wir gerade bei Zitaten sind: »Arcimboldo hat das Gebäude verlassen«, die Nachricht des Reichskanzlers an Kardinal Melchior, dass die Teufelsbibel (vermeintlich) in Sicherheit gebracht worden ist, ist eine ganz persönliche Anspielung auf den Jargon des amerikanischen Secret Service. Elvis Presley pflegte zu den Zeiten, zu denen seine Popularität am höchsten war, vor den kreischenden Fans durch einen Hinterausgang der jeweiligen Veranstaltungsorte seiner Konzerte in Sicherheit gebracht zu werden; der Code, wenn die Aktion abgeschlossen war, lautete: »Elvis has left the building.« Es ist in den Sprachgebrauch der Leibwächter für alle diese Aktionenübergegangen, egal, wen sie gerade durch die Küche und an den Mülltonnen vorbeischubsen, damit ihn seine Fans nicht in Einzelteile zerlegen. Arcimboldo war der von Kaiser Rudolf hochverehrte italienische Maler beunruhigender Porträts, die sich aus Gemüse, Früchten, toten Leibern oder gemalten Abfällen zusammensetzten.
    Powidl oder Zwetschgenmus gehört vermutlich zu den bekanntesten Ergebnissen der böhmischen Küche (nicht erst seit dem Ohrwurm aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts). Dass Agnes und Cyprian dem süßen, teuflisch klebrigen Mus eine ganz neue Verwendung abgewonnen haben, spricht für die Flexibilität der Rezepte aus dem Land rund um die Moldau.
    Der Gedanke, der Cyprian bezüglich der Allwissenheit des Teufels durch den Kopf schießt, als er durch Onkel Melchior von Andrejs Befürchtungen hört, die Teufelsbibel könne wieder erwacht sein – »Wer wusste besser als der Teufel, welches Böse in den Herzen der Menschen lauerte?« –, ist natürlich ein leicht verfremdetes Zitat aus der Feder von Orson Welles, der seine frühe Radiosendung THE SHADOW, einen Mystery-Krimi im Hörspielformat, mit dem unsterblichen Spruch versehen hatte: »Who knows what evil lurks in the hearts of men?«
    Ein ständiges Diskussionsthema, bei dem ich mich auch gern beteilige, da ich sie für die hohe Schule des Schreibens halte, sind Dialoge. Zu meinen Idolen, was lebensechte Dialoge angeht, gehören Tom Wolfe und Stephen King; ich selbst widme der Angelegenheit ein ganzes Kapitel in meinen Schreibwerkstätten. Wenn Sie sich die Mühe gemacht haben, einige meiner anderen Romane und

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