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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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es geht um sie ?« Sie hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr genügend Luft zu bekommen.
    Cyprian zuckte mit den Schultern.
    »Verdammt, Cyprian, warum hast du dich die ganzen Jahre über nicht geändert? Du bist immer noch wie eine Auster.«
    Er schwieg. Sie funkelte ihn verbittert an. Die Sonne war weitergewandert und beleuchtete ihn jetzt von der Seite, machte sein Gesicht schmaler und verwischte die Falten und die Jahre und ließ ihn beinahe so aussehen wie an jenem Tag in der Abenddämmerung auf dem Kärntnertor, als sie vereinbart hatten, miteinander zu fliehen. Die Ähnlichkeit erschütterte sie. Nach diesem Tag war ihre Welt zusammengebrochen, und manchmal machte es ihr heute noch Schwierigkeiten zu verstehen, weshalb sie nicht alle dabei untergegangen waren. Cyprian lächelte. Sie biss sich auf die Lippen und drängte die Tränen zurück.
    »Alexandra und die beiden Jungen kommen in drei Tagen aus Wien zurück«, sagte sie erstickt.
    Er stand auf und setzte den Hut auf. »Ich gehe nur bis zum Hradschin und zurück«, sagte er. »Das schaffe ich in der Zeit.«
    Er küsste sie auf den Mund, und es entsetzte sie, wie kalt seine Lippen waren. Plötzlich hasste sie ihn, seine ruhige Gewissheit, die Überzeugung, dass es an ihm lag, für ihre Sicherheit zu sorgen und sich um sie zu kümmern, seine Loyalität zu seinem Onkel, der jetzt der mächtigste Mann des Reichs war und von dem man eigentlich denken sollte, dass er genügend Helfer für alle möglichen Aufgaben fand und nicht ständig die Unterstützung seines Neffen benötigte. Sie hasste ihn dafür, dass er das Anständige tat, anstatt die Drecksarbeit anderen zu überlassen, hasste ihn für seine Tüchtigkeit, die dazu geführt hatte, dass Onkel Melchior Khlesl sich in Notfällen auf ihn verließ und sonst auf niemanden. Sie hasste ihn dafür, dass er mit seiner Angst offenbar so viel besser umgehen konnte als sie.
    Sich selbst hasste sie dafür, dass sie seinen Kuss nicht wenigstens erwidert hatte.
    5
    Melchior Khlesl, Bischof von Wien, persönlicher Minister von Kaiser Matthias und seit einem Jahr Besitzer eines Kardinalshuts, stand an einem mit Papieren überladenen Tisch. Hinter ihm ragte eine vielfach gebrauchte Tafel auf. In der linken Hand hielt er ein Dokument und eine Kreide, in der rechten, zwischen Ring- und kleinem Finger, einen Schwamm. Der Mittelfinger klemmte einen rundherum angenagten, alten Wecken fest, während Zeigefinger und Daumen die Kreide aus der Linken pflückten. Ohne von seiner Lektüre aufzusehen, kritzelte der Kardinal ein paar Notizen auf die Tafel, zog einen Kreis um die Wortfetzen, verband verschiedene Kreise mit Strichen, schob die Kreide zurück, biss von dem Wecken ab und ließ dann das Papier auf einen unordentlichen Haufen flattern. Die Linke klaubte ein neues Dokument von einem anderen Stapel auf.
    »Bin gleich so weit …«, sagte er, ohne Cyprian eines Blickes zu würdigen. Die bischöflichen Augenbrauen kräuselten sich, als die Lektüre seinen Unmut weckte. Melchior Khlesl klappte den Mund wieder zu und fletschte dann wütend die Zähne.
    »Gut geht’s mir, Onkel«, sagte Cyprian grinsend.
    »Kretins«, murmelte Kardinal Melchior erbittert. Die Kreide trat in Aktion, dass die Tafel wackelte. »Hohlköpfe. Fänden ihren eigenen Hintern nicht mal mit einer Landkarte. Hm? Was hast du gesagt? Ach ja …« Kreide zurück, Dokument fallen lassen. Cyprian beobachtete interessiert, wie der angenagte Wecken plötzlich aus seiner Halterung entkam und in den weiten Ärmel seines Onkels rutschte, als dieser die Rechte hob, um abzubeißen. Das Kardinalsgebiss nahm einen großen Happen vom vorherigen Nachbarn des Weckens. Melchior blickte überrascht auf, während sein Gehirn den letzten Befehl zu Ende brachte: »… wie geht’s dir?«, und dann nahtlos den Gesichtsausdruck eines Mannes produzierte, der soeben herzhaft von einem feuchten Schwamm mit Kreideschlammfüllung abgebissen hat. Der Kardinal spuckte empört aus und stierte den Schwamm in seiner Hand an. Der Wecken nutzte die allgemeine Verwirrung, fiel aus dem Ärmel und zu Boden. Er war so trocken, dass er beim Aufprall zurückhüpfte.
    »Hier«, sagte Cyprian. Er reichte seinem Onkel das frisch gebackene Teil, das er von zu Hause mitgebracht hatte. »Das kann man ja nicht mit ansehen.«
    Melchior musterte Cyprians Geschenk, als argwöhne er einen neuen Anschlag auf seinen Gaumen. Schließlich biss er ab. Er musterte den Wecken ein zweites Mal und sah dann

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