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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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schmeichelhaftere Version der Bordellgeschichte zu erfinden, wenn er sie anpumpte, peinlich berührt, weil sie, wenn sie Bescheid wusste, natürlich denwahren Hergang kennen musste, und entzückt, weil sie ihm anscheinend aus freien Stücken aus der Patsche helfen wollte. Wozu hätte sie ihn sonst hierher bringen lassen sollen, in Dreiteufelsnamen?
    Dann sprach sie weiter, und sein Gefühlswirrwarr legte sich zugunsten einer einzigen Empfindung: tödlichem Schrecken.
    »Vor zwei Jahren hat die Prager Stadtwache Sie dabei ertappt, wie Sie mit Diakon Matthias von der Thomaskirche unter einer Brücke Sodomie getrieben haben. Man hat Sie beide verhaftet. Ihr Onkel, Graf Martinitz, hat die Situation für Sie bereinigt und dafür gesorgt, dass stattdessen die Wachleute Schwierigkeiten bekamen.«
    »Aber …«, hörte er sich stottern.
    »Ihr Glück war, dass die Wachen nicht eine Viertelstunde eher vorbeikamen, denn dann hätten sie den Diakon und Sie dabei erwischt, wie sie sich von zwei Gassenjungen mit dem …«
    »Warum tun Sie das?«, krächzte er, bleich vor Entsetzen.
    »Abgesehen davon, dass es keine zwei Gassenjungen waren, sondern ein Chorknabe und ein Ministrant aus der Thomaskirche, nicht wahr?«
    Er versuchte erneut, etwas zu sagen, aber er brachte keinen Ton heraus. Ein so rapider Wechsel von selbstzufriedener Begeisterung hin zu dem namenlosen Grauen, das ihn nun gefangen hielt, hätte jeden sprachlos gemacht.
    »Ihr Unglück ist, dass Ihr Freund Matthias – oder sollte ich sagen: Ihr Zuhälter Matthias – zwar ebenfalls von Ihrem Onkel freigekauft worden ist, aber weiterhin darauf angewiesen war, als Diakon der Thomaskirche seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Pfarrer der Kirche hat ihn in den letzten beiden Jahren genau beobachtet; er hat nie wirklich geglaubt, dass die Wachen Sie beide nur angeschwärzt haben, weil Sie ihren Anweisungen nicht gleich gehorcht haben. Der Diakon konnte seinen Neigungen jedoch nicht länger widerstehenund versuchte erneut, einen Ministranten zu verführen. Der Knabe hat sich an den Pfarrer gewandt, und der Diakon sitzt nun im Kerker. Man hört, dass er angeboten hat, weitere Komplizen zu nennen, wenn man ihm die Folter und vor allem die Hinrichtung wegen Sodomie erspart.«
    Ignatz’ Mund bewegte sich wie der eines Fischs auf dem Trockenen. Er schwankte.
    »Nicht dass Sie denken, ich erzähle Ihnen das, um Ihnen zu drohen, mein Freund. Sie haben ja sicherlich seit der unglücklichen Begegnung mit den Wachen den Kontakt zu dem verdorbenen Diakon Matthias gemieden.«
    Wie der Hase die Schlange fixiert, starrte Ignatz in das Gesicht unter der weißen Schminke. Die grünen Augen waren erbarmungslos. Er fühlte, wie er den Kopf schüttelte.
    »Woher wissen Sie das alles?«, brachte er schließlich hervor.
    Sie lächelte. Es wäre das reinste Unschuldslächeln gewesen, wenn es nicht von diesen brandroten Lippen in dem weißen Gesicht geformt worden wäre und wenn das kalte Smaragdfeuer der Augen nicht gewesen wäre. »Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Er folgte ihrem Wink, zugleich willenlos und voller Angst. Als sie beiseitetrat und den Blick auf das Buch auf seinem Pult freigab, schien das Pochen wie eine unerwartete Welle über ihn hereinzubrechen. Seine Lider zuckten. Sie führte ihn zu dem Pult. Erst jetzt erkannte er, wie riesig das Buch war, das darauflag. Mit seiner Größe schien es alles um sich herum zu dominieren und jede Perspektive ins Unnatürliche zu rücken. Man stand davor und fühlte sich orientierungslos. Das Pochen dröhnte in seinem Kopf und fuhr durch seinen Körper. Undeutlich sah er, wie eine schlanke Hand an ihm vorbeigriff und das Buch an einer markierten Stelle aufschlug.
    Der Teufel griff nach ihm.
    Er merkte erst, dass er sich auf den Hosenboden gesetzthatte, als einer der Männer neben dem Pult sich bückte und ihn wieder auf die Beine stellte. Ignatz hielt sich eine Hand vor das Gesicht, um das teuflische Bild nicht mehr sehen zu müssen. Als er Zeige- und kleinen Finger der rechten Hand zu einem Horn formte, um den bösen Einfluss abzuwehren, fühlte er seine Hand gepackt. Schielend vor Panik, starrte er in die grünen Augen seiner Gastgeberin.
    »Nicht doch«, flüsterte sie. »Warten Sie doch, was die einzig wahre Macht zu bieten hat.« Sie drückte seine Hand nach unten, und er hatte nicht die Kraft, ihr zu widerstehen.
    Das Pochen vibrierte in seinem Zwerchfell. Ignatz fürchtete, dass er sich gleich übergeben würde. Seine Angst war

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