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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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verunsicherte sie immer wieder.
    »Dann zurück zum Nest«, stimmte Vincent zu.
    Vor der Kirche stand ein unscheinbarer Minivan, wie sie mittlerweile jeder Hersteller für kleine bis große Familien anbot. Früher hatten Vincents Paladine einen Kleinbus benutzt, aber ein Minivan mit getönten Scheiben war einfach viel unauffälliger. Abgesehen vom Fahrer, denn Shane war ein rothaariger Riese aus den schottischen Highlands. Die Locken hatte er auf Schulterlänge gestutzt und eine große Sonnenbrille verdeckte den Großteil seines Gesichts – mit Ausnahme seines strahlenden Lächelns. Er saß einfach nur entspannt auf dem Fahrersitz und trommelte mit den Fingern zum Takt der Musik aufs Lenkrad. Vincent kannte das Lied, es war »Something To Believe In« von Bon Jovi.
    Noriko öffnete die Tür und kletterte auf den Beifahrersitz. Vincent machte es sich auf der Rückbank bequem.
    »Zurück zum Nest«, sagte er kurz angebunden.
    Shane startete den Motor. »Warum haben wir Nathan wieder ziehen lassen?«, wagte er zu fragen.
    Vincent wandte den Blick zum Fenster, durch das er den Friedhof sehen konnte. »Weil ich ihn heute nicht verfolge.«
    »Okay, damit kann ich leben«, lachte der Hüne und trat aufs Gas. Der Van machte einen Satz nach vorn, schnurrte dann aber wie ein Kätzchen, als Shane den dritten Gang einlegte und es gemütlicher angehen ließ.
    Heute verfolge ich dich nicht, Nathaniel , dachte Vincent, während er aus dem Fenster blickte.
     
    *
     
    Antonio saß steif auf der vordersten Holzbank, keine zwei Meter vom Altar entfernt. Die Kirche war klein. Es gab nur noch fünf weitere Holzbänke und die standen akkurat hintereinander aufgereiht. Einen Mittelgang gab es nicht, aber die Bänke waren auch nur zehn Meter breit. Was kann es hier schon Wichtiges geben, das es um jeden Preis zu beschützen gilt? , fragte er sich unentwegt. Man hatte ihm nicht viel über seinen neuen Auftrag erzählt, lediglich, dass diese kleine Kirche mitten in Deutschland für den Vatikan von unschätzbarem Wert war.
    Pfarrer Markwart hatte ihn zwar freundlich begrüßt, hielt sich über die Aufgaben, die hier auf Antonio warten mochten, jedoch ebenso bedeckt.
    Außerdem war der Pfarrer schon seit Tonis Ankunft damit beschäftigt, einen kleinen Setzling in einem großen Blumentopf zu pflegen und zu bewundern. Toni hatte ihn eine Weile beobachtet, bevor er sich ihm vorgestellt hatte. Alfred Markwart war ohne Unterlass mit einem Schössling beschäftigt. Der Größe des Blumentopfes nach zu urteilen,mochte es sich dabei vielleicht sogar um einen Baum handeln, den er für den Winter lieber in der Kirche wusste, um ihn vor Bodenfrost zu schützen.
    Toni wischte die Gedanken um den Pfarrer beiseite und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Rest der Kirche. Das Jesuskreuz über dem Altar war schlicht und aus Holz. Nicht so protzig wie in anderen Kirchen , dachte Toni erfreut. Er mochte den Pomp, mit dem sich katholische Kirchen bisweilen schmückten, nicht. Nach seiner Auffassung sollte die Kirche ihr Vermögen einzig und allein dazu nutzen, um denen zu helfen, die nichts hatten.
    Er faltete die Hände zum Gebet. »Herr, du hast mich entsandt, um dir hier zu dienen. Auch wenn man mir nicht gesagt hat weshalb, so weiß ich doch, dass es nach deinem Willen geschah.« Er blickte wieder zum Jesuskreuz empor. »Gib mir die Kraft, diese Prüfung zu bestehen.«
    Die Tür der kleinen Kirche wurde geöffnet und das Geräusch von drei Paar Stiefeln, deren Absätze auf den Stein schlugen, erfüllte die kleine Halle. Toni drehte den Kopf, um einen Blick auf die Neuankömmlinge zu erhaschen. Zwei Männer und eine Frau, gekleidet in lange dunkle Mäntel, schritten entschlossen auf ihn zu.
    Rasch hatten sie die Sitzbänke umrundet und bauten sich im Halbkreis vor ihm auf, wobei die Frau und der rothaarige Hüne den blonden Mann flankierten. Toni starrte ihm wie gebannt in die strahlend blauen Augen, die beiden Begleiter verschwammen neben ihm fast. Dabei stand der Mann einfach nur da, das linke Bein einen halben Schritt weiter nach vorn geschoben, die Hände in den Taschen seines Mantels. Er hielt den Kopf leicht schräg, wodurch die Haare auf der rechten Schulter auflagen. Sein Blick war wach und beobachtend, jedoch nicht bedrohlich … eher … beruhigend.
    »Seid ihr der Grund, weshalb ich hier bin?«, platzte Toni mit einer Frage heraus, um die Stille zu durchbrechen.
    Der Blonde verzog keine Miene. »Durchgefallen.«
    Toni runzelte die Stirn.

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