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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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letzten Meldungen des Pressetickers durchgehen, als Tom seine Bürotür öffnete und sie zu sich rief.
    »In Ordnung«, begrüßte er sie, nachdem die Tür wieder verschlossen war. »Die erste Runde haben wir überstanden. Ed schöpft noch keinen Verdacht, dass wir an deiner Story arbeiten.«
    »Und was schlägst du nun vor?«, fragte sie.
    Tom grinste breit. »Ich habe ein wenig telefoniert und ein paar Gefallen eingefordert.« Er deutete auf das Faxgerät, aus dem ein beständiger Strom an Papier geworfen wurde. »Du warst nicht gründlich genug«, sagte er in einem leicht oberlehrerhaften Tonfall. »Du hast zu früh aufgegeben. Polizeiberichte und Zeitungsartikel … das kann jeder im Internet finden.«
    Arienne senkte unwillkürlich den Blick. »Ich habe meine Quellen voll ausgeschöpft.«
    »Ich weiß«, sagte Tom gelassen. »Du bist eben noch nicht lange dabei. Glaub mir, wenn du ein paar Jahre auf dem Buckel hast, dann schuldet dir auch die halbe Stadt einen Gefallen.«
    »Indem ich die Wahrheit verdrehe, um solche Bankenfuzzis zu schützen?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Indem du deine Informationen richtig einsetzt.« Er ging zum Fax hinüber, das zusammen mit einem dieser Kombi-Drucker auf einem kleinen Tisch links neben der Tür stand, und nahm den Papierstapel aus dem Fach. Er reichte ihn Arienne. »Hier, das sind die Autopsieberichte der meisten Opfer der letzten fünf Jahre, die in dein Schema passen.«
    Arienne starrte ungläubig auf den Papierhaufen in ihren Händen. »Alle? Wo hast du die her?«
    »Wie gesagt, ich mache den Job schon eine ganze Weile.« Er bedachte sie mit einem trockenen Grinsen. »Ich weiß, dass viele mich für ein Relikt halten … einen Spinner im Trenchcoat, der nicht wirklich weiß, ›was abgeht‹.«
    Arienne suchte nach einer passenden Erwiderung, doch der Moment war rasch verflogen, und so entstand nur eine weitere Pause, die sie verlegen den Kopf senken ließ.
    Tom lachte. »Mach dir keine Sorgen. Bis vorhin hielt ich dich auch für eine junge Stümperin.« Er klopfte ihr auf die Schulter. »Ich würde sagen, wir gehen die Berichte heute Abend gemeinsam durch. Acht Uhr bei dir. Magst du extra Käse auf deiner Hälfte der Pizza?«
    Arienne nickte. »Und im Rand.«

Zwei
    D ie drei Meter hohe Tür quietschte laut in den Angeln, als er die Kirche betrat. Der weiche Stoff des zugeknöpften Mantels verursachte beim Gehen kein Geräusch, lediglich der dumpfe Schlag seiner Absätze auf dem polierten Granit hallte leise bis unter die zwanzig Meter hohe Decke. Der Duft von Weihrauch hing wie eine verblassende Erinnerung noch in der Luft und durch die Heiligenbildnisse in den Buntglasscheiben drang dämmriges Licht.
    Vincent tippte sich beim Anblick des Jesuskreuzes, das über dem Altar hing, kurz zum Gruß gegen die Stirn. Er schritt an den akkurat aufgestellten Holzbänken, die von den unzähligen Gesäßen über die Jahrzehnte blank poliert waren, entlang und rechter Hand zu dem kleinen Marienschrein, wo die ewigen Lichter brannten.
    Eine andere in einen dunklen Mantel wie seinen gekleidete Person kniete auf dem kleinen Gebetsbänkchen und hielt die gefalteten Hände vors Gesicht. Der Mann, der für Vincent alles andere als ein Fremder war, senkte das Haupt und sein schwarzes Haar fiel ihm in dünnen Strähnen auf die Schultern.
    »Du hast es nicht vergessen«, grüßte der Mann Vincent, als der sich neben ihm auf dem Gebetsbänkchen niederließ.
    Vincent nahm eine der Kerzen und entzündete sie an der Flamme eines der ewigen Lichter. »Wie könnte ich«, antwortete er und stellte die Kerze auf dem sechsreihigen Ständer auf. Die kleine Flamme warf ihr Licht auf das Gesicht der Heiligen Maria und ließ ihr gütiges Lächeln in mattem Glanz erstrahlen.
    »Sie liebte Kerzenschein, weißt du noch?«
    Vincent blickte den Mann düster von der Seite an. »Hör auf damit!«
    Der Mann seufzte schwer. »Es hat sich also nichts geändert …«
    »Wie denn auch, Nathaniel? Celine ist tot. Und es ist deine Schuld.«
    Nathan nickte bedächtig. Dann blickte er Vincent traurig in die Augen. »Denkst du, das wüsste ich nicht? Was denkst du wohl, warum ich hier bin?«
    »Weil Er es so will«, antwortete Vincent knapp. »Deine ewige Verbannung.«
    Nathan atmete hörbar aus. »So viele Jahre schon gefangen unter ihnen …«
    Vincent legte den Kopf schief und musterte den Mann. »Du hasst die Menschen, nicht wahr?«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich, wo Er sie doch so liebt?«
    »Du

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