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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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Mantel noch ein wenig enger zusammen und verbarg Mund und Nase unter ihrem Schal. »Denkst du, man lässt uns so einfach durch?«
    Tom grinste breit. »Wir können ja drum wetten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lieber nicht.«
    Tatsächlich ließ man sie ohne viel Fragen passieren. Als Tom seinen Namen nannte, konnte der Streifenpolizist nicht viel damit anfangen, aber schon bald entdeckte der alte Journalist einen Uniformierten, der ihm noch einen Gefallen schuldete, und man führte sie in die Wohnung des Opfers.
    Der Gerichtsmediziner war auch gerade erst eingetroffen und stellte den offensichtlichen Tod eines Mannes fest. Arienne blickte sich unauffällig in der Wohnung um. Vor allem die Stellen, an denen die Spurensicherung mit kleinen nummerierten Schildchen ihre Beweise markiert hatte.
    Eine zerbrochene Flasche, ein paar Flecken im Teppich, Patronenhülsen; von letzteren lagen erstaunlich viele verstreut im Raum, Arienne schätzte mindestens über vierzig. »Sind wir hier in einen Bandenkrieg geraten?«, flüsterte sie Tom zu.
    Der deutete auf die Leiche, sein Gesicht kreidebleich. »Wohl eher in eine Hinrichtung.«
    Arienne folgte seinem Finger und warf einen ersten Blick auf das Opfer. Der Körper war von unzähligen Einschüssen fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. An der Wand hinter ihm klebten Blut und Eingeweidefetzen, die die Kugeln bei ihrem Austritt aus dem Körper gerissen hatten.
    Sie musste all ihren Willen aufbringen, damit sie sich nicht übergab. Mit auf den Mund gepresster Hand trat sie einen Schritt näher, um so einen Blick auf das Gesicht des Opfers zu erhaschen. Sie wappnete sich für den schlimmsten Anblick ihres Lebens und riss die Augen auf.
    Überrascht wich sie einen Schritt zurück. Das Gesicht des Mannes war nahezu unversehrt. Keine Einschusslöcher, keine Schnittverletzungen, nur ein kleiner schwarzer Fleck auf der Stirn. Arienne wagte sich wieder etwas näher heran und betrachtete den Fleck genauer.
    Es war eine Verbrennung in Form eines Kreuzes.
    »Hast du das gesehen?«, fragte sie Tom und stieß ihm den Ellenbogen leicht in die Seite.
    Tom nickte stumm und deutete auf das Gesicht des Mannes. »Ich kenne ihn irgendwoher. Aber ich komm nicht drauf.«
    Arienne legte den Kopf schief, um das Gesicht aus einem besseren Winkel zu betrachten. »Du hast recht«, sagte sie. »Mir kommt er auch bekannt vor.«
    Die Polizisten um sie herum unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Man konnte ihnen Verwirrung und tiefe Betroffenheit deutlich ansehen.
    »Er ist am Freitag früher gegangen, weil er sich nicht gut gefühlt hat«, sagte einer. »Ich wollte gestern nach ihm sehen, hab’s aber nicht geschafft. Und jetzt …« Er brach mitten im Satz ab und blickte traurig zu Boden.
    Ein Kollege legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Mach dich nicht fertig, Günther. Wir finden das Schwein, das Cem das angetan hat. Verlass dich drauf.«
    Plötzlich traf es Arienne wie ein Blitz!
    Sie zog Tom mit sich in die offene Küche, sodass sie außer Hörweite waren. »Tom, das ist einer der Polizisten vom letzten Tatort«, flüsterte sie aufgeregt. »Ich stand nebenihm, als er sich mit einem Kollegen über den toten Obdachlosen unterhalten hat.«
    Tom runzelte die Stirn. »Bist du sicher?«
    »Hundert Prozent.«
    Er nickte. »Das erklärt das enorme Aufgebot an Polizei.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Leiche. »Hast du ein paar Bilder gemacht?«
    Arienne blickte ihn fragend an. »Ist das denn erlaubt?«
    Tom schnitt eine Grimasse. »Bist du eine Reporterin oder nicht?« Sie gingen noch einmal zu dem toten Polizisten zurück. »Und vergiss nicht die markierten Stellen der Spurensicherung«, flüsterte Tom ihr noch ins Ohr.
    Arienne machte ein paar verwackelte Bilder mit ihrer Handykamera. Im Vorbeigehen drehte sie einen kurzen Videoclip in der Hoffnung, daraus ein paar brauchbare Standbilder herausfiltern zu können. Dann schoss sie noch ein Bild der zerbrochenen Flasche, die sich eher als kleiner Flakon herausstellte. Schließlich gab Tom ihr ein Zeichen, dass sie ihre Zeit am Tatort überstrapaziert hatten. Einige der Polizisten beäugten sie mehr als misstrauisch.
    Im Treppenhaus versuchte Arienne ihre Gedanken zu ordnen. »Warum mussten wir jetzt so schnell verschwinden?«, fragte sie.
    »Nicht jetzt«, schoss Tom zurück. »In den Wagen, los!« Er klang seltsam nervös.
    Nachdem sie eingestiegen waren, verriegelte Tom die Türen. Er gab sich sichtlich Mühe, in

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