Die Wächter Edens
Autopsiebericht?«, fragte Arienne, um die Zeit zu vertreiben.
»Nein, leider noch nicht«, antwortete Tom. »Aber ich hab schon mal nachgefragt. Der Gerichtsmediziner will es nicht beschreien, aber vermutlich wurde Cem Hauser das Brandzeichen erst nach den Schusswunden verpasst.«
»Moment«, unterbrach sie ihn. »Sein Name war wirklich Cem Hauser?«
Tom zuckte die Achseln. »Deutscher Vater, türkische Mutter, wo ist das Problem?«
»Kein Problem«, sagte Arienne, »aber normalerweise ist das doch andersrum.«
»Wie auch immer«, sagte Tom gleichgültig, »wenn der Gerichtsmediziner recht hat, dann hat dieser Cem noch eine Weile gelebt, nachdem man ihn durchsiebt hatte.«
»Ergibt das Sinn?«
»Ich bin kein Arzt«, sagte Tom. »Aber für mich klingt es seltsam.«
Sie passierten den Wohnkomplex. Tom wendete den Wagen an der nächsten Einfahrt und parkte dem Haus gegenüber am Straßenrand.
Tom griff hinter sich auf den Rücksitz und hievte eine kleine Tasche nach vorn. Dann stieg er aus. »Komm. Bringen wir’s hinter uns.«
Ein mulmiges Gefühl machte sich in Ariennes Magengegend breit, als sie sich der Eingangstür näherten. Tom kramte in der Tasche herum und förderte schon kurz darauf etwas zutage, was Ähnlichkeiten mit einem Akkuschrauber hatte.
»Okay«, sagte er. »Daumen drücken, dass niemand zu genau hinhört.«
Noch bevor Arienne etwas erwidern konnte, steckte Tom einen dünnen Metallstift in das Gerät und schob ihn ins Türschloss. Er drückte einen Knopf und der elektrische Dietrich ratterte leise. Kurze Zeit später ertönte ein vertrautes Klicken aus dem Schloss und die Haustür öffnete sich.
Einen Moment verharrten sie still in der geöffneten Tür und lauschten in die Dunkelheit des Treppenhauses hinein. Alles blieb ruhig.
»Gut«, sagte Tom zufrieden, verstaute den elektrischenDietrich wieder in der kleinen Tasche und schaltete das Treppenhauslicht ein.
Arienne blickte ihn fragend an. Das Licht einzuschalten erschien ihr als nicht sehr unauffällig.
»Tom flüsterte ihr ins Ohr: »Wer ist auffälliger, jemand der ganz normal die Treppen hinaufgeht, oder jemand, der sich im Dunkeln hochschleicht?«
Sie nickte und dann gingen sie zügig zur Wohnung des toten Polizisten.
Vor der Wohnungstür warf Tom einen Blick auf die Papiersiegel, mit denen die Polizei die Tür markiert hatte. Tom nahm seine Digitalkamera und machte von jedem Siegel ein Bild.
»Was bringt das?«, fragte Arienne.
Tom zeigte ihr mit schelmischem Grinsen einen kleinen Stapel mit den gleichen Papiersiegeln, die auch an der Tür klebten. »Ein Netz von Gefälligkeiten, Ari«, predigte er wieder. »Später können wir alles wieder in den Originalzustand versetzen.« Dann schlitzte er sie mit einem Teppichmesser sauber auf. Der elektrische Dietrich öffnete ihnen auch diese Tür problemlos.
»So, wir wären drin. Was suchen wir?« Tom schaltete das Licht ein.
Arienne riss erschrocken die Augen auf. »Fingerabdrücke!«, zischte sie leise.
Tom machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Spurensicherung hat hier alles abgenommen, was sie brauchen. Die kommen nicht wieder, glaub mir.« Er ging in die Mitte des Wohnzimmers und deutete auf den fast menschengroßen Blutfleck. »Was für ein Gemetzel«, hauchte er.
Arienne versuchte sich an den Morgen zu erinnern, als die ganzen Polizisten durch die Wohnung getobt waren.Sie deutete auf eine Stelle des Teppichs. »Hier lagen Glasscherben. Wie von einem Parfümfläschchen.«
Tom nickte. »Ja, das ist mir auch aufgefallen … Vielleicht hatte er Streit mit seiner Freundin?«
Arienne schüttelte den Kopf. »Ich glaube eher an einen Kampf«, sagte sie. »Und dabei ging diese Flasche zu Bruch.«
»Möglicherweise war darin der ominöse Brandbeschleuniger, den wir vermuten?« Er betrachtete die Einschusslöcher in der Wand genauer. »Meine Fresse, als hätte man ihn hingerichtet.«
»Was?«
»Die bloße Menge an Einschusslöchern«, staunte Tom kopfschüttelnd. »Ich seh mir mal das Schlafzimmer an.«
Arienne nickte und ging ins Bad. Dort fand sie nichts Ungewöhnliches. Wobei sie auch nicht wusste, wonach sie suchte. Nichts sprang ihr ins Auge, es war das gewöhnliche Bad eines Junggesellen. Sie ging wieder ins Wohnzimmer zurück.
»Ari!«, rief Tom aus dem Schlafzimmer. »Komm her!«
Sie huschte ins Schlafzimmer. Tom stand am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Dort stiegen gerade drei Personen aus einem dunklen Minivan aus.
»Ich wette, die kommen
Weitere Kostenlose Bücher