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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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überraschte Vincent sie. »Ich weiß, worauf es hinausläuft. Ich kenne aber nicht jede Einzelheit.«
    »Und das quält dich, nicht wahr?« Sie achtete peinlich darauf, dass der Sarkasmus in ihrer Stimme nicht zu überhören war.
    Vincents Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Hexe, du hast ihm geholfen, die Dämonen in die Welt zu bringen. Nun wirst du mir verraten, wie du es angestellt hast. Oder dein Leiden wird kein Ende kennen.«
    Er machte eine unbestimmte Bewegung in ihre Richtung. Samira war sich nicht einmal sicher, ob er sich überhaupt geregt hatte, doch in seiner Haltung lag nicht weniger Bedrohung, als wenn ein wilder Tiger mitten in ihrem Wohnzimmer gestanden hätte, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Ein Blick«, sagte sie mechanisch. »Das war alles.«
    Vincent legte den Kopf leicht schräg. »Du hast für ihn in die Hölle geblickt?«
    »Nein«, sagte sie leise, beinahe kraftlos, denn sie fürchtetedie Konsequenzen ihrer nächsten Worte. »Ich habe ihn hinabblicken lassen.«
    Vincent nickte langsam. »Dann holt er sie so aus ihrem Loch.«
    Samira schüttelte energisch den Kopf. »Nein! Ich glaube nicht, dass er ihnen hilft! Er kam mit derselben Befürchtung zu mir wie du. Darum wollte er den Blick!«
    »Närrin!«, spuckte Vincent abfällig aus. »Nathaniel lebt schon lange genug unter euch Menschen, dass er gelernt hat, wie ihr zu lügen.«
    Plötzlich stand er direkt vor ihr. Als hätte er nie an einer anderen Stelle gestanden. Samira wollte vor Schreck einen Sprung zurückweichen, doch Vincent packte sie mit eisernem Griff an der Kehle. »Aber er wird nie wieder einen Dämon mit deiner Hilfe beschwören, Hexe.«
    Samira schloss die Augen. Dicke Tränen quollen unter den Lidern hervor und rannen ihre Wangen hinab. »Bitte, Herr«, sagte sie und faltete ihre Hände zum Gebet. »Erlasst mir meine Sünden und gewährt mir die Ewigkeit an Gottes Seite.«
    Vincent schien einen kurzen Moment über ihre Worte nachzudenken. Dann brachte er seinen Mund wieder ganz nah an ihr Ohr und flüsterte: »Ich werde dich lieber zu deinesgleichen schicken.«
    Samira riss die Augen entsetzt auf.
    Dann legte Vincent seine linke Hand auf ihre Stirn. »Gehe hin in Frieden. Und kehre nie mehr zurück.«
    Die Luft um sie herum schien zu explodieren, als ihr gesamter Körper mit einem Mal Feuer fing. Bevor der Rauch und die Hitze ihre Lungen zerstörten und sie bewusstlos werden ließen, sah Samira noch, wie die Haut auf ihren Armen regelrecht von ihrem Körper schmolz. Sie wollte schreien, doch die Feuersäule raubte ihr jegliche Luft. IhrMund öffnete und schloss sich wie das Maul eines Karpfens, und sie fixierte Vincent mit ihrem Blick, bis es vorbei war.
    Doch den Engel kümmerte ihre stumme Anklage nicht.
    Er kannte kein Gewissen, das ihn gehindert hätte.

Dreizehn
    Z u Tonis Erleichterung wurde Norikos Laune gegen Abend bedeutend besser. Ob das nun daran lag, dass Vincent während ihrer Abwesenheit wieder ins Nest zurückgekehrt war oder dass Shane sich noch einmal entschuldigte, konnte er nicht sagen, aber für Toni war im Augenblick vor allem entscheidend, dass die kleine Welt, in der er mittlerweile gefangen war, funktionierte und sich weiterdrehte.
    Am späten Nachmittag rief Alfred sie alle zu sich in die kleine Wohnung. Vincent war schon da und saß in dem Sessel, der sonst Alfred als Sitzmöbel diente. Toni stutzte für einen kurzen Moment. Außer im Van hatte er Vincent noch nie sitzen sehen. Und wenn der Anblick auch völlig gewöhnlich – ja sogar banal – war, die Tatsache, dass ein göttliches Wesen dort saß, war es ganz und gar nicht.
    Toni konnte die Tatsache, dass Vincent ein Engel war, zwar akzeptieren, ebenso wie er akzeptierte, dass es Dämonen und andere Monster gab, es begreifen und verarbeiten konnte er jedoch noch immer nicht. Vincent würde für immer ein Rätsel für ihn bleiben.
    Vielleicht meint Shane das damit, wenn er davon spricht, Vincent wirklich zu sehen , dachte er.
    Noch ehe sie sich hingesetzt hatten und Alfred sie fragen konnte, welchen Tee sie trinken wollten, ergriff Vincent auch das Wort. Seine Stimme war durchdringend und wohlklingend. Toni fühlte, wie ihm warm ums Herz wurde, wenn der Engel sprach. Allerdings war das auch der einzige Unterschied zur Stimme eines Menschen, wie er fand.
    »Samira hat Nathan bei seinem Plan geholfen«, sagte Vincent.
    Shane nickte. »Okay, das ist Kacke.«
    »Wie viele konnte er durch ihre Hilfe holen, was denkst

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