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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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außerhalb des Möglichen.
    »Indem einer der Wächter des Baumes ihn in sich aufnimmt und so selbst zur Saat des Lebens wird«, sagte Vincent. »Dann wählt er ein sterbliches Leben und vereinigtsich mit der Erleuchteten. Und aus dieser Verbindung wird das Paradies neu entstehen.«
    »Ah … ja …« Toni nickte ungläubig, versuchte das Gesagte zu sortieren. »Aber was hat Nathan davon?«
    Vincent zuckte mit den Schultern. »Im Grunde nichts, denn er weiß nicht, dass der Keimling noch existiert.«
    »Aber sollte er eine Erleuchtete finden …«, sagte Alfred düster.
    »… dann könnte er mit ihrem Körper die Tore der Hölle öffnen«, vollendete Vincent den Satz. »Die Verbindung mit einem Diener Luzifers würde den Lebensbaum korrumpieren und anstelle des Garten Eden die Hölle entstehen lassen.«
    Toni runzelte die Stirn. Ihm war nicht entgangen, dass Noriko seit einer Weile schweigsam in ihre Teetasse starrte. Es muss hart für sie sein , dachte er. Zu wissen, dass Vincent für sie niemals die Sterblichkeit wählen würde, weil sie keine Erleuchtete ist. Es muss schwer sein, mit Gefühlen zu leben, die niemals erwidert werden.
    »Du hast doch gesehen, was Dämonen mit Menschen anstellen«, sagte Shane. »Nun stell dir vor, einer von den Wichsern greift sich den Lebensbaum und findet dann eine Erleuchtete.«
    Vincent erhob sich langsam und anmutig. Seine Bewegungen schienen immer absolut perfekt zu sein. »Ihr solltet euch ausruhen, morgen wird ein langer Tag.«
    »Gehen wir heute Nacht nicht raus?«, fragte Shane verwirrt.
    Vincent schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wo Nathan morgen Abend sein wird. Und er wird sicher nicht allein dort sein.« Dann verließ er ohne ein weiteres Wort die Wohnung.
    »Wo geht er hin?«, fragte Toni.
    Shane zuckte mit den Schultern. »Meistens sitzt er unten vorm Altar.«
    »Die ganze Nacht?«
    Alfred brachte den Setzling zurück in das kleine Zimmer und kehrte mit einem Teeservice zurück. »Vincent hat am Vormittag bereits einen Imp gebannt und war bei Samira. Vermutlich droht uns heute keine unmittelbare Gefahr.«
    »Da war er ja wirklich tüchtig im Namen des Herrn«, lachte Shane und goss heißes Wasser in eine Tasse.
    »Oder er muss sich einfach ausruhen«, überlegte Toni laut.
    Shane lachte wieder. Diesmal noch lauter. »Ausruhen? Vincent? Du kapierst es noch immer nicht, was?«
    Toni seufzte. »Wie soll man das auch verstehen?« Er blickte Alfred fragend an. »Wie soll sich jemand mit einem Baum vereinen?«
    Alfred lächelte und nickte verstehend. »Du musst noch lernen, in den abstrakten Mustern des Glaubens zu denken, Antonio.«
    Noriko zog den Teebeutel mithilfe der kleinen Schnur wieder aus ihrer Tasse. »In der Mitte des Paradieses – so sagt die Legende – stehen zwei Bäume. Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Sie sind eng ineinandergeschlungen und wirken fast wie eine Pflanze.«
    »Manchmal wird auch nur von einem Baum gesprochen, der beide Aspekte annehmen kann«, warf Alfred ein.
    »Ich kenne die Geschichten«, sagte Toni nickend. »Aber was hat das mit einer Frau zu tun?«
    »Wenn wir von einer Erleuchteten sprechen, dann handelt es sich dabei um eine Frau, die wahre Erkenntnis erlangt hat, Toni«, erklärte Shane. »Als hätte sie direkt von den Früchten des Baums gekostet wie Adam und Eva.«
    »Und der Baum des Lebens ist der zweite Schlüssel zum Paradies«, warf Alfred ein. »Gott hat das Paradies für die Menschen verschlossen, postierte Cherubim mit flammenden Schwertern vor seinem Eingang, die den Baum des Lebens schützten. Die Menschen verloren ihre Unsterblichkeit.«
    Toni nickte zu beinahe jedem Wort. »Wie gesagt, ich kenne das Alte Testament.«
    Alfred lächelte gütig. »Aber was dann geschah, das weißt du nicht, denn es steht in keiner Schrift, die ein gewöhnlicher Sterblicher jemals sehen wird. Gott trennte die Bäume voneinander und verschloss so das Paradies. Bis zu dem Tag, an dem man sie wieder zusammenführt. Dann wird das Paradies wieder auf Erden einkehren.«
    »Krasser Scheiß, was?«, lachte Shane. »Das steht nicht einmal in den Apokryphen.«
    Toni blickte ihn verwirrt an. »Steht da nicht sowieso nur Unsinn drin?«
    Shane lachte schallend und Noriko schüttelte energisch den Kopf. »Die Apokryphen dienen der Kirche vor allem als Ablenkung. Wenn die Menschen glauben, dass sie Zugang zum geheimen und verbotenen Wissen haben, dann suchen sie nicht weiter.«
    »Im Nikodemusevangelium steht, wie Adams Sohn Set vor den

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