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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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nicht.« Cosimo neigte den Kopf zur Seite und sah den Statthalter an. »Wenn Ihr davon überzeugt seid, dass Rashid die Wahrheit gesprochen hat, weshalb haltet Ihr ihn dann gefangen ? Und was habe ich mit der ganzen Angelegenheit zu tun?« Er lächelte auf diese seltsame unnachahmliche Art, für die Anne ihn schon so manches Mal hätte ohrfeigen können. »Es ist nicht so, dass ich mich durch Euer Vertrauen nicht geehrt fühlen würde, Özdemir. Nein, ganz im Gegenteil. Dennoch frage ich mich …«
    »Ich musste Rashid einkerkern«, unterbrach ihn der Statthalter . »Es geschah zu seiner Sicherheit. Ibrahim und der Kochmeister schienen erfahren zu haben, dass Rashid mit mir sprechen wollte. Sie kamen an demselben Morgen zu mir, noch während Rashid bei mir war. Und sie behaupteten, dass er ein Verräter und außerdem ein Anhänger dieses christlichen Predigers sei. Ich bin mir ganz sicher, dass sie gelogen haben und in Wahrheit einen unbequemen Zeugen loswerden wollten. Ibrahim hätte Rashid gleich in meinem Audienzsaal direkt vor meinen Augen getötet, wenn es mir nicht im letzten Moment gelungen wäre, dies zu verhindern.«
    »Diese Hundesöhne«, flüsterte Anselmo, und Anne spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten, während der Statthalter fortfuhr.
    »Um sie zu täuschen, tat ich, als würde ich ihren Worten Glauben schenken. Allerdings gab ich zu bedenken, dass Rashid als Anhänger des Predigers wertvolle Informationen preisgeben könnte und wir es deshalb nicht riskieren dürften, ihn zu schnell zu töten. Darauf konnte Ibrahim natürlich nichts entgegnen, ohne sich verdächtig zu machen. Und weil ich – angeblich – den Verräter Rashid vor dem berechtigten Zorn seiner Kameraden schützen wollte, habe ich ihn in meinen Gewahrsam genommen, anstatt ihn in den Kerker der Janitscharen bringen zu lassen.«
    »Und dann?«, fragte Cosimo scharf. »Das war vor drei Tagen . Wo ist Rashid jetzt?«
    »Immer noch im Verlies. Den genauen Ort kennen nur ich und mein Schwiegersohn. Ich habe Rashid gefragt, wo er sich verstecken könne, bis Suleiman uns Verstärkung geschickt hat. Er hat mir Euren Namen genannt.«
    »So. Das ist sehr freundlich von ihm.«
    »Ich …« Der Statthalter schien ein wenig aus der Fassung zu geraten. »Ich habe eine Nachricht über die drohende Verschwörung zu Suleiman geschickt. Bis die angeforderten Truppen hier eintreffen, werden natürlich ein paar Tage vergehen. Diese Zeit müssen wir nutzen, um Beweise gegen Ibrahim zusammenzutragen .«
    »Und wie stellt Ihr Euch das vor?«
    »Wir müssen das Versteck finden, wo sie die Waffen und die Lebensmittel aufbewahren. Für die Mengen, die sie mittlerweile angehäuft haben dürften, ist die Kaserne selbst nämlich viel zu klein.«
    »Gut, aber was geschieht mit Rashid? Dieser Ibrahim wird wohl kaum die Geduld aufbringen, bis zu seiner Verhandlung zu warten. Die Zeit brennt dem Kerl unter den Nägeln. Mit jeder Stunde, die verstreicht und Rashid noch unter den Lebenden weilt, erhöht sich die Gefahr für ihn. Nur einem toten Zeugen kann man keine unangenehmen Fragen mehr stellen.«
    »Ja, ich weiß. Und ich habe keine Ahnung, wie wir Rashid in Sicherheit bringen können, ohne dass Ibrahim Verdacht schöpft. Aus meinem Verlies hat sich seit seiner Erbauung noch nie ein Gefangener selbst befreien können. Daher habe ich gehofft …«
    »Lasst mich nachdenken.« Cosimo legte die Fingerspitzen aneinander und runzelte die Stirn. Dann schnalzte er plötzlich mit der Zunge, und seine Augen begannen zu funkeln. »Ibrahim will, dass Rashid tot ist? Dann wird Rashid eben sterben.«
    »Sterben?«
    Anne blieb das Herz stehen. War Cosimo denn völlig verrückt geworden? War er jetzt komplett übergeschnappt? Er hatte doch nicht etwa vor, Rashid zu töten?
    »Sterben? Was fällt ihm …«
    »Still!«, zischte Anselmo ihr zu. »Habt einfach Vertrauen.« Vertrauen, Vertrauen! Anselmo machte Witze, über die sie nicht lachen konnte. Wie sollte sie Vertrauen zu einem Mann haben, der gerade gesagt hatte, dass er Rashid umbringen lassen wollte?
    »Jawohl, Özdemir, Rashid wird sterben.«
    »Ja, auch ich hatte schon daran gedacht, seinen Tod vorzutäuschen «, entgegnete der Statthalter. »Aber Ibrahim wird seine Leiche sehen wollen, um sich mit eigenen Augen von seinem Tod zu überzeugen.«
    »Aus diesem Grund wird Rashid auch in seiner Zelle verbrennen . Ein Selbstmord, um Eurem Verhör zu entgehen und keine Geheimnisse über den Prediger auszuplaudern – das wird

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