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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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liegen, gingen an der Schwingenden Brücke vorbei und stießen auf eine Sandbank, über die wir zum anderen Ufer gelangten. Wir liefen nach Hause, erledigten schnell alle Arbeiten, die Mama und Daddy uns aufgetragen hatten, und säuberten uns und Toby, bevor sie und Grandma nach Hause kamen.
    Wir dachten an alles, was wir gesehen hatten, und überlegten, ob wir es Daddy erzählen sollten; aber weil wir eigentlich hätten zu Hause bleiben sollen, staken unsere Kinderköpfe bei dieser Frage in einer Sackgasse. Wo ein Älterer nicht lange gezögert hätte, waren wir voller Zweifel.
    In dieser Nacht, als Tom und ich auf der Schlaf-Veranda lagen und flüsterten, kam Grandma zu uns. Wir wurden still. »Ihr habt euch den ganzen Tag benommen wie zwei Verschwörer«, sagte sie. »Ich bin viel zu neugierig, um euch in Ruhe zu lassen.«
    »Ist nichts Besonderes«, sagte Tom.
    »Ich glaube, es ist sogar was sehr Besonderes«, sagte Grandma und setzte sich auf den Schaukelstuhl zwischen unseren Betten. »Kommt schon, erzählt’s mir. Ich verspreche auch, dass ich es nicht euren Eltern sage.«
    Wir brannten natürlich darauf, es jemandem zu erzählen. Ich sah Tom an, sie nickte. Ich nickte zurück. Tom sagte: »Schwöre, dass dir der Kopf abfallen soll und von Ameisen gefressen wird, wenn du’s weitersagst.«
    Grandma lachte. »Das würde mir nicht gefallen. Ich schwöre.«
    Wir erzählten ihr alles. Als wir fertig waren, sagte sie: »Ihr seid nicht die einzigen Ermittler hier. Und weil wir alle drei ermitteln, sollten wir einen Pakt schließen. Alles, was wir wissen, bleibt unter uns.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Daddy braucht vielleicht ein paar von den Informationen.«
    Grandma dachte nach. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie immer das letzte Wort haben wollte; also war ich von ihrem Vorschlag nicht überrascht. »Ich sag euch was: Wir behalten alles für uns, bis wir genug Beweise für euren Daddy zusammenhaben. Ist das fair, Kinder?«
    Wir waren einverstanden.
    »Dann schließen wir jetzt einen Pakt, und wenn einer ihn bricht, soll ihm der Kopf abfallen und von Ameisen gefressen werden.«
    Wir schworen.
    »Heute war ich in der Stadt«, sagte Grandma. »Ich habe Mr. Groon besucht. Er ist ein so netter Mann.«
    »Du besuchst ihn ziemlich oft«, sagte Tom.
    »Schätze, ja.«
    »Dann glaubst du also nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hat?«, fragte ich.
    »Gott bewahre! Nein, das glaub ich nicht.«
    »Er ist im Klan«, sagte Tom.
    »Er war im Klan«, sagte Grandma. »Er und ich haben uns unterhalten, und er hat von selbst die Sprache auf diesen kleinen Vorfall hier gebracht, die Sache mit dem brennenden Kreuz. Er sagt, er ist ausgestiegen. Und er ist Jude. Sagte, er hätte sich mit diesen Leuten eingelassen, ohne nachzudenken. Er hatte geglaubt, die setzen sich für die richtigen Dinge ein, weil er einen Film gesehen hatte, Die Geburt einer Nation , und in dem Film waren die Klan-Männer die guten. Aber nach dieser Nacht, als er sich hier mit deinem Daddy unterhalten hat und nachdem Mose gehängt worden war, ist ihm klar geworden, dass auch er am Strick enden könnte, wenn die herausfinden, dass er Jude ist. Er ist aus dem Klan ausgestiegen und hat seine Robe verbrannt.«
    »Grandma?«, fragte Tom. »Ist er dein Liebhaber?«
    »Kaum … na ja, noch nicht. Kann aber noch werden.«
    Tom kicherte. »Grandma. Du bist zu alt für so was.«
    »Nach deinen Maßstäben vielleicht, junge Dame. Was meint ihr – gucken wir uns morgen mal Moses Hütte an, und diese Höhle und den Tunnel in der wilden Hecke auch?«
    *
    Am nächsten Morgen, als Mama und Daddy zur Arbeit gegangen waren, setzten Tom, Grandma, Toby und ich uns in Grandmas Auto und fuhren zu Moses Hütte. Grandma hatte ihr Schrotgewehr dabei. Auf halbem Weg fiel mir ein, dass ich die Bibel vergessen hatte.
    Ich hatte eine vage Vermutung, was Moses Hütte betraf, und ich wollte nachsehen. Aber ich hatte mich getäuscht. An den Nägeln hing nichts Neues, und es lehnte auch nichts an der Wand. Aber etwas war merkwürdig. Das Boot, das wir am Flussufer liegen gelassen hatten, lag wieder aufgebockt auf den Steinen, mit dem Ruder darin.
    Wir erzählten Grandma davon.
    »Besser, wir sehen uns mal ein bisschen um«, sagte sie.
    Wir gingen in die Hütte. Alles war genauso wie gestern – außer, dass der Rahmen mit der vom Wasser aufgeweichten Fotografie aufgestellt worden und das verwaschene Sears & Roebuck -Bild mit dem kleinen angemalten Jungen nirgends zu

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