Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
Daddy kurz davor gewesen war, ihm auf die Schliche zu kommen. Diese Geschichte schien die Leute zu befriedigen, denn sie war das, was sie glauben wollten.
Es war leichter, nachts einzuschlafen, und leichter, im Mondlicht zum Plumpsklo zu gehen oder die im Fluss ausgelegten Angelruten zu überprüfen, wenn man sicher sein konnte, dass der Mörder über alle Berge war.
Besonders die Frauen konnten besser einschlafen, obwohl sie angefangen hatten, die Fenster und Türen zu verschließen; etwas, das vor dem Auftauchen des Flussmörders nicht üblich gewesen war.
Sogar Daddy, Mama und Grandma glaubten inzwischen, es sei Red gewesen. Es schien Sinn zu machen.
Tom und ich hielten unsere Augen offen. Wir erwarteten jeden Moment die Rückkehr des Ziegenmannes. Wir glaubten, er liege irgendwo da draußen in den Wäldern herum und warte darauf, dass die Dinge sich völlig beruhigen würden, und dann würde er zuschlagen, genau dann, wenn die Leute nicht mehr damit rechneten.
Aber am Vierten Juli, am Tag von Eiscreme, Feuerwerk und einem Film, waren wir weniger wachsam. Wir waren auch schon vorher manchmal nicht auf der Hut gewesen, und nichts war passiert. Und wie könnte heute etwas passieren, an einem heißen Vierten Juli, mit all den wunderbaren Dingen, auf die man sich freuen konnte?
Die Stadt versammelte sich am späten Nachmittag, kurz vor der Dämmerung. Die Hauptstraße war gesperrt worden – das war keine große Sache, da es sowieso noch kaum Verkehr gab. Tische wurden auf die Straße gestellt, mit Tellern, Besteck, Wassermelonen und Eis, und nachdem der Baptistenprediger ein paar Worte gesagt hatte, nahm jeder einen Teller und bediente sich.
Ich erinnere mich, dass Daddy zu Mama sagte, er sei dankbar, dass die Tische so üppig beladen seien, nicht nur, weil es eine Menge zu essen gab, sondern auch, weil es die Predigt angenehm kurz gestaltet hatte. Der Reverend war bekannt dafür, ein leidenschaftlicher und eifriger Esser zu sein.
Ich aß ein bisschen von allem, insbesondere vom Kartoffelbrei mit Bratensoße und den Pasteten und den Äpfeln und dem Birnenkuchen. Tom aß Kuchen und Torte und sonst nichts, außer einer Wassermelone, die Cecil ihr servierte.
Zwischen den Tischen waren Stühle, dahinter eine Art improvisierter Bühne. Eine Hand voll Leute mit Gitarren und Fiedeln machten Musik, Männer und Frauen versammelten sich in der Mitte der gesperrten Straße und tanzten, auch Mama und Daddy, Grandma und Mr. Groon. Dr. Taylor hielt Tom an den Händen, und sie tanzten auch. Weil er so groß war und sie so klein, sah es aus, wie wenn man einen Hund an den Vorderpfoten hochhebt und ihn auf den hinteren herumhoppeln lässt. Dr. Taylor schien fröhlich, obwohl man sagte, er könne den Tod Louise Canertons nicht verwinden.
Ich dachte, auch Mr. Nation und seine Söhne würden sich sehen lassen, weil sie immer dort waren, wo es kostenloses Essen und die Möglichkeit gab, etwas zu trinken, aber sie kamen nicht. Ich nahm an, es war wegen Daddy. Mr. Nation war kräftig und hatte eine große Klappe, aber der Axtstiel hatte ihn gezähmt. Mr. Sumption hatte gesagt, dass man es sich in der Stadt so erzählte – und auch lange, nachdem mein Vater gestorben war, sprachen die Leute noch davon, wie Daddy Nation verprügelt hatte, als wären sie dabei gewesen; und mit der Zeit wurde es eine beliebte Geschichte, eine lokale Legende wie die von Mr. Crittendons Schweinen.
Als die Nacht kam, wurde die Musik eingestellt und der Film gezeigt. Es war ein älterer Stummfilm, voller Cowboys und Revolverspielchen. Das Zelt, in dem der Film gezeigt wurde, war erfüllt vom anfeuernden Rufen und Johlen der Zuschauer, und junge angetrunkene Männer liehen den stummen Cowboys ihre Stimme.
Zum Schluss wurde das Feuerwerk veranstaltet. Die Knallkörper schallten in die Nacht, die Römischen Lichter und anderen Raketen explodierten hoch über der Main Street, barsten und verwandelten sich in brennende Regenbögen, die kurz am Himmel hingen und dann zischend verloschen.
Tom hatte Dr. Taylor verlassen, der eine junge Frau gefunden hatte, mit der er tanzen konnte – Miss Buella Lee Birdwell – und saß auf Cecils Schoß, klatschte und hüpfte im Rhythmus der Musik auf und ab und wartete auf die nächste große Explosion der Farben am ruhigen Nachthimmel.
Ich erinnere mich an einen bunten Fächer aus Licht, der nicht gleich wieder verschwand, sondern wie eine Sternschnuppe hinabglitt und hinter Tom und Cecil landete. In seinem letzten
Weitere Kostenlose Bücher