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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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die für eine weiße Familie die Wäsche machte, nicht weit von Pearl Creek. Außerdem war sie Hebamme. Einmal hat sie zwei farbige Männer mit Faustschlägen niedergestreckt, weil sie versuchten, Root zu überreden, sich zu entblößen. Man sagte, sie wollten nur sein imposantes Instrument sehen, nach dem er benannt war, aber für Camilla machte das keinen Unterschied.
    Ich hatte ein wenig Angst vor Pappy. Er war dürr wie eine Vogelscheuche, und seine weißen Haare standen in die Höhe wie bei einem Stachelschwein. Manchmal trug er ein Gebiss, das er irgendwo aufgetrieben hatte, aber wenn er mit dem Gebiss im Mund sprach, klackerte und rutschte es hin und her, als müsse es dringend woandershin und wolle sich sogleich auf den Weg machen. Deshalb lief er meistens zahnlos herum.
    Außerdem ging er so merkwürdig. Er zuckte und schlingerte durch die Gegend, als habe er unsichtbare Seile an den Gliedern, die ihn in alle möglichen Richtungen gleichzeitig zogen. Wenn ich zurückblicke, glaube ich, er hatte irgendein neurologisches Leiden, aber zu der Zeit meinte man, er sei einfach übernervös.
    Es gab ein paar Strohstühle, die um einen bauchigen Ofen standen, der aus einer alten Öltonne bestand, und nachdem Daddy uns zwei Colas gekauft und sie geöffnet hatte, setzten wir uns dorthin, tranken und ruhten uns aus. Der Ofen war zu dieser Jahreszeit nicht an, aber die Ofentür stand offen, und ich konnte auf der Asche die Papierfetzen und Erdnussschalen sehen, die die Kunden dort hineingeschmissen hatten. In dem Geschäft war es auch ohne den Ofen drückend heiß, das Teerdach zog die Hitze an und sammelte sie, als sei Pappys Geschäft selbst ein riesiger Ofen.
    Wenn man sich nicht zu schnell bewegte, sich langsam hinsetzte und seine Cola trank, war es fast gemütlich.
    Pappy kam zu uns herüber. Ich sagte höflich Hallo, versuchte dann, ihn möglichst nicht anzusehen, und trank meine Cola.
    »S’ sagn sie hamm ne Tote im Kühlhaus drin, Constable«, sagte Pappy. Seine Lippen waren überall in seinem Gesicht.
    »Das stimmt«, sagte Daddy. Es erstaunte mich immer wieder, dass er Pappy Treesome verstehen konnte. »Es sollte eigentlich nicht die Runde machen, aber das ist wohl zu viel erwartet.«
    »Ron hat’s gehört«, sagte Peppy und ging hinüber, um eine dicke farbige Frau zu bedienen, die ein handgefärbtes Kleid aus Mehlsäcken trug und einen Hut aus Pappe auf dem Kopf, den bunte Papierblumen zierten.
    Wir tranken unsere Colas, Daddy schaute sich die Möbel an, die wir uns nicht leisten konnten, und fragte dann, ob er etwas Benzin haben könne.
    Pappy führte uns zu einer Pumpe in einem Schuppen, entriegelte die Pumpe mit einem Schlüssel, betätigte einen Hebel und füllte Benzin in eine große Kanne aus Blech. Daddy goß das Benzin in unseren Tank und bat mich, die Kanne zurückzubringen.
    Als ich zurückkam, saß Daddy hinter dem Steuer und starrte vor sich hin. Erst jetzt merkte ich, wie unruhig er war; und dass er sich die teuren Möbel im Geschäft nur angesehen und das Benzin, das wir noch gar nicht gebraucht hatten, nur gekauft hatte, um das hinauszuzögern, weswegen er nach Pearl Creek gekommen war.
    Daddy seufzte, startete den Wagen und fuhr um den kleinen, matschigen Platz, hielt hier und da bei Gebäuden, die auf Stelzen standen, oder Pfählen, wie sie auch manchmal genannt wurden. Die Stelzen waren nötig, wenn das Wasser über die Ufer stieg. Die meisten Gebäude waren Wohnhäuser mit Gärten und Schweineställen davor, aber wir sahen auch ein Büro mit der Aufschrift Pearl Creek Standard , das Schild eines Richters und eines, auf dem Zahnarzt stand. Es gab auch ein Friseurgeschäft mit einem rot-weißen Pfahl davor.
    Obwohl das Sägewerk voller Arbeiter war, die meisten davon mit nicht mehr als drei Fingern – manchen fehlte sogar eine Hand –, gab es viele, die nichts zu tun hatten. Sie streunten durch die Stadt oder saßen auf den Stufen oder Stühlen vor den Häusern. Die meisten saßen vor dem Friseurgeschäft, wie Krähen auf einem Zaun. Sie trugen Overalls, Stroh- oder Filzhüte und ausgelatschte Arbeitsschuhe mit schlappenden Sohlen.
    Wir sahen auch ein paar alte schwarze Frauen, manche in Kleidern, manche trugen Overalls und die gleichen Hüte wie die Männer. Kinder rannten herum, bewarfen sich mit Matsch, rutschten aus, fielen hin und rannten kreischend zum Fluss.
    Wir hielten vor einem weiß getünchten Haus mit einem gepflegten Blumenbeet auf der einen und einem kleinen, mit

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