Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
Hühnerdraht umzäunten Garten auf der anderen Seite. In dem Garten gab es etwa ein Dutzend Tomatenpflanzen, Mais, eine Reihe Bohnen, zwei Reihen Erbsen und vier große weiße Kürbisse, die paniert und gebraten werden wollten. Vier Hennen und ein Hahn scharrten im Staub neben dem Garten, und ein gelblicher Hund, der uns ansah, als habe er gerade ein Wettrennen gewonnen, lag hechelnd auf der Seite.
Als wir aus dem Auto stiegen, klopfte der Hund ein paar Mal mit dem Schwanz auf den Boden und hörte schnell wieder auf, um sich nicht mit unnötigem Enthusiasmus zu verausgaben. Die Hühner stoben auseinander, und als wir an der Veranda waren, versammelten sie sich wieder an der Stelle, die sie gerade verlassen hatten, und pickten nach etwas, das ich nicht sah, es gab nichts außer Staub.
Auf einem baumlosen Hügel sah und hörte ich das Sägewerk, das vor Anstrengung ächzte, als die Maultiere die Sägen anzogen und die Sägen Furchen in das rohe Holz nagten. Sägemehl rieselte den Hügel hinab in den Fluss. Das Sägemehl in der Nähe des Werks war weizenfarben, das ältere, verwehte, war schwarz und schlammig; es rutschte in verklebten Haufen in den Fluss und wurde langsam vom Wasser weggeschwemmt.
Daddy nahm seinen Hut ab und klopfte an der Tür, die sich einen Moment später öffnete. Eine schwerfällige farbige Dame in einem eng anliegenden Kleid sah uns fragend an.
»Ich bin Constable Collins. Ihr Mann erwartet mich.«
»Ja, Sir. Kommen Sie rein.«
In dem Haus roch es gut nach gekochten Pinto-Bohnen. Es war hübsch eingerichtet, mit einfachen Möbeln, manche davon waren gekauft, manche selbst gemacht aus rohem Holz und Obstkisten. Eins der Möbel war ein Bücherregal, und in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viele Bücher auf einmal gesehen. Manche Bücher waren Romane, aber bei den meisten handelte es sich um Fachliteratur für Philosophie und Psychologie. Zu der Zeit wusste ich das natürlich nicht, aber ich merkte mir die Titel, und Jahre später wurde mir klar, was für Bücher das gewesen waren.
Der Dielenboden sah aus, als sei er gerade geschrubbt worden, und roch leicht nach Öl. An der Wand hing ein Gemälde. Darauf war eine blaue Vase mit gelben Blumen, sie stand auf einem Tisch neben einem Fenster, durch das man neben einer schwarzen Wolke den Mond sehen konnte.
Es sah viel schöner aus als bei uns. Als Arzt, dachte ich, sogar als farbiger Arzt, verdient man offenbar nicht schlecht.
»Ich gehe mal nachsehen, wo er steckt«, sagte die Frau, »entschuldigen Sie mich einen Moment«, und ging.
Daddy schaute sich ebenfalls in dem Wohnzimmer um. Er sah traurig aus und so, als habe er einen Kloß im Hals, dann kam die Frau zurück und sagte: »Dr. Tinn ist draußen, Constable. Er erwartet Sie. Ist das Ihr Junge?«
Daddy bejahte.
»Wenn das kein hübsches Kerlchen ist! Wie geht’s dir, kleiner Mann?«
Kleiner Mann. Genauso nannte Miss Maggie mich immer.
»Danke, gut, Ma’am.«
»Gute Manieren hat er auch! Kommen Sie mit raus, ja?«
Sie führte uns durch die Hintertür und ein paar Stufen hinunter. Im Hinterhof stand ein weißes Gebäude. Wir gingen hinein und standen in einem kahlen, weißen Raum mit einem großen Tisch, in dem es nach Desinfektionsmittel roch. Hinter dem Tisch stand ein Stuhl aus Ahorn, ein Jackett hing darüber. An den Wänden standen Aktenschränke aus Holz und noch ein Bücherregal, in dem sich aber nur halb so viele Bücher befanden wie in dem anderen im Haus, und eine Reihe robuster Stühle. Es gab auch hier ein Gemälde, das stilistisch dem Bild im Wohnzimmer glich; auf diesem hier sah man ein dicht bewachsenes Flussufer und zwischen den Bäumen einen dünnen Schatten, der auf das Wasser fiel.
»Dr. Tinn«, rief die Frau.
Eine Tür ging auf, und ein großer farbiger Mann kam herein, der sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete. Er trug eine schwarze Anzughose, ein weißes Hemd und einen schwarzen Schlips.
»Mr. Constable«, sagte er. Er bot Daddy nicht die Hand an; man sah nicht sehr oft, dass ein weißer und ein farbiger Mann sich die Hand gaben.
Daddy streckte ihm die Hand entgegen, und Dr. Tinn, sichtlich überrascht, legte sich das Handtuch über die Schulter, und sie schüttelten sich die Hände.
»Ich nehme an, Sie wissen, warum ich hier bin?«, fragte Daddy.
»Ich denke schon«, sagte Dr. Tinn.
Als ich so neben ihm stand, sah ich erst, wie groß Dr. Tinn war, er maß bestimmt um die sechseinhalb Fuß und hatte sehr breite Schultern. Sein
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